Auf der Rückseite, Farbentatel I
und Figur 18, zeigt das Stück den
Heiland,thronend beim jüngsten Ge-
richt,umgeben von dreiEvangelisten-
Symbolen. Das vierte, der Mensch-
Matthäus, ist, wie Stellung und In-
schrift andeuten, nicht ohne Neben-
gedanken an den Mensch-Donator
gebildet. Auf den Spruchbändern ist
zu lesen:
IIGR i!- GOT DVRCh - DIIZ - [ TOT IIIIAF
DISSGSIJI - RITTER VS - HDGST [ VIZD -
VS - HIJIIGR - NOT
Es ist ein verhältnismäßig junges
Beispiel der Technik, denn ich glaube
kaum, daß man es noch ins XIV.
Figur 18. NanGr. Rückseite (Sammlung Figdory Jahyhundeft Zufückvefsgtzgn kaut-L
Auch über den Ort der Entstehung
ist Gewißheit schwer zu erlangen. Trotz seiner ornamentalenVerwandtschaft
mit den beiden Stücken von kölnischem Typus in London und trotz seiner
ikonographischen Übereinstimmung mit der Maria mit der Erbsenblüte, ent-
femt es sich doch durch eine gewisse Schwächlichkeit von ihrem charak-
teristischen Stil, und außerdem ist die Szene mit dem thronenden Heiland
ikonographisch innerhalb der Kölner Schule nicht zu belegen.
Ferner weist der sprachliche Ausdruck der Inschriften von Köln
weg, mehr nach dem Süden, so daß wir vielleicht eine mitteldeutsche oder
oberrheinische Arbeit von etwa 1400 vor uns haben. In der Technik steht sie
etwa auf der Stufe des Savino-Reliquiars in Orvieto, aber sie ist minder gut
gearbeitet. Man kann die Vorteile des Verfahrens besser ausnutzen, die Farben
koketter nebeneinandersetzen, und man braucht für das Haar kein opakes
Gelb zu nehmen, wo den Goldschmieden dieser Zeit überall ein durchschei-
nendes Gelb zur Verfügung gestanden hat. Der Meister hat eben seine Force
nach einer andern Seite hin gesucht; er hat sich die Aufgabe gestellt, ein
Medaillon in Scheibenform von z w ei Seiten zu emaillieren, und bei der Dünne
des verwendeten Silberblattes ist seine Leistung, wenn auch nicht einzig
dastehend, doch als ein technisches Kunststück zu bezeichnen.
Zum Schluß noch eine weitere Bemerkung über die Technik im Anschluß
an ein drittes Figdorsches Stück.
Es ist untunlich, den Dingen immer Namen zu geben, die sie genau be-
schreiben, denn das Ding wechselt und der Name verbleibt. Salome (vom he-
bräischen 01'733 Schalom : Friede) mag in ganz jugendlichem Alter den
Namen der Friedfertigen verdient haben, später aber hat sie sich sehr verän-
dert. Ähnlich verhält es sich mit dem Namen Tiefschnitt. So gut beschrei-
bend er auch klingt, ist er schließlich doch nichts als ein Rufname, denn er