mattlila Decken, grüne, rotblumige Kissen auf weißem Hintergründe, und von seiner
Helle hebt sich die wispernde Silhouette des Reihers auf einem dunklen Frauenhut ab.
Das wesentlichste Ergebnis der Ausstellung scheint aber die künstlerische Erneue-
rung des Modenbildes. .
Die Zeugnisse der Vergangenheit, die hier hängen und ausliegen, beweisen die
hohen künstlerischen Grade, die dieser Gattung erreichbar, und im Gegensatz hierzu
wissen wir aus den letzten dreißig Jahren, wie puppenhaft banal das Modeklischee werden
konnte, vor allem, wie unnatürlich in der Anatomie der Körper; während man von den
Gavarni-Blättern weiß, daß hier ihr Meister aus Treue gegen die Natur und sich selbst zur
Prüfung in jedes Kostüm den Akt hineinzeichnete.
Heute haben sich nun wieder dekorative Künstler, meist aus dem Bereich der
Affiche, dem Mode-Croquis zugewendet.
Eine eigene Gattung entstand, keine Werkzeichnung für die präzise Nacharbeit im
Schneideratelier, eher Etüden-Phantasien über Modethemen, witzige Stilisierungen von
Typen. Schon in der Silhouettenausstellung tauchte das auf, zum Beispiel in den esprit-
vollen Schnitten des jungen Prinzen Friedrich Leopold. Hier spielt es eine große Rolle.
Klinger und Leonard machen aus den Bewegungsmotiven der modernen Frau beim Tanz,
in der Umwindung der Boa neckische Ornamente. Hayduk betont die Exzentriklinie. Rose
de Quenes spricht das Gefiederhafte von wuscheligem Pelz, Federn und Spitzen aus,
und darin ein verwischtes Pudergesicht. Brunelleschi macht die Frau zu einer westöstlichen
Japonnerie, einer Parisienne von Utamaro angezogen, in einer Raff-Tunika voll kichernder,
zwitschernder Blumenfarben und auf dem flachen Tellerhut die Steilfeder des Mikado.
Cappiello mischt kapriziös ein rotmähniges Frauengesicht vom Typus des Toulouse-
Lautrec mit Kostümnuancen des florentinischen Quattrocento. Alastair und Gose (man
spürt Anklang an Beardsley) wollen in ihren Kostümen Vampyrisches und Dämonisches
aussprechen.
Am eriindungsreichsten fällt Mela Kühler auf, deren farbig überhuschte Kleider-
Capriccios - delikat wie erlesenste Miniaturen alter Almanache - im Kabinett der Wiener
Werkstätte den echten Rahmen fanden.
Kompositionen von bestrickendem Reiz sind das: zum Beispiel diese emailschillernde,
heraldisch buntfeldrige und dabei ganz harmonische Stolajacke mit den seitlichen
Zwischensätzen aus lichtem Battist und den in drei Volants wogenden Schleierärmeln, dazu
das weiße Kleid und der preziös an den langen Sammetbindebändern getragene Schaukelhut.
Der Zweck dieser Entwürfe wird nicht sein, sie sklavisch zu kopieren, sondern
Anregungen zu geben. Bunte Beute aus einem Spaziergang durch die Galerie der Moden.
Die Modeausstellung in den Hallen am Zoo war im Gegensatz zu der Friedmann
Weberschen sehr lehrreich dafür, daß wir es mit der „Berliner Kultur" doch noch
nicht so herrlich weit gebracht. Man sieht hier eine Provinz Berlins, die den Premieren-
besuchem und den Flaneuren der Linden und der Rue de Tauentzin ziemlich fremd sein
dürfte. Hier versammeln sich, abgesehen von einigen größeren Namen der Pelz- und der
Seidenindustrie, die kleineren braven Meister der Innungen, die Eleganz der Brunnen-
straße, der Prenzlauer Allee und der Fulldress eines Krähwinkelschützenfestes bei den
deutschen Kleinstädten.
Charakteristisch für das Geschrnacksniveau präsentiert sich schon die äußere
Inszenierung. Wie lebendig eine solche Ausstellung sich darstellen kann, das bewiesen
an der gleichen Stelle die Reise- und die Automobilausstellung. Was man hier an Regie
sieht, ist um zwanzig ]ahre zurück.
Schaubudenhaft wirkt das zwischen Pfosten gespannte und umkränzte Leinenband
mit der Aufschrift der ,,Damenmäntelschneiderinnung', das sich über der viel zu dicht-
gedrängten Kontrollversamrnlung von mäßig bemäntelten Figurinen erhebt.
Weiter gibt es Imitationssäulen mit mannorierter Pappe bekleidet und mit gold-
bellittertem gemachten Laub umwunden.