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lindet. Der französische diesbezügliche Wortlaut heißt: „Zur Auflindung eines neuen Stils"!
Dies beweist zur Genüge, wie wenig klar man sich darüber ist, worin eigentlich die Be-
deutung der modernen Kunst liegt! Ungefähr 25 oder 30 komplette Zimmereinrichtungen
vertreten also hier die modernen Bestrebungen. (Die Preiszuerkennung findet erst gegen
Schluß der Ausstellung statt.) Von seiten des Publikums erzielt diese Abteilung der Aus-
stellung keinen besondem Erfolg. Der ungemein konservative französische Geschmack
verhält sich ebenso ablehnend gegen neuartige, allerdings oft unzweckmäßige Ornamentik,
als gegen die allzu strenge Nüchternheit in Form und Farbe. Letzteres kommt hier wohl
nur ganz vereinzelt vor.
Der „Salon du Mobilier" umfaßt nebst einer Abteilung für Bilder und moderne Kunst-
gegenstände eine sehr bedeutende Ausstellung von antiken Möbeln und Tapisserien, unter
welchen sich viele wertvolle Gegenstände aus Privatsammlungen befinden.
In der großen unteren Halle des „Grand Palais" ist eine Serie von kompletten
Wohnungseinrichtungen untergebracht. Die bekanntesten Pariser Möbeltirmen haben da ihr
Bestes geleistet. jede Wohnung besteht aus mehreren Räumen und ist bis in die kleinsten
Details so eingerichtet, als ob sie bewohnt wäre. Die verschiedensten Beleuchtungseffekte
tragen auch dazu bei, diesen Schaustellungen ein äußerst intimes, vollendetes Gepräge
zu verleihen.
Gelegentlich der ersten Gastspiele des Petersburger Balletts in Paris wurde Leon
Bakst zu einer Pariser Berühmtheit. Die von ihm für die Ballette Kleopatra, Scheherazade.
Narcisse und andere entworfenen Bühnendekorationen und Kostüme erzielten unzweifel-
haft einen sensationellen Erfolg. Auch für die Ausstattung von Gabriele d'Annunzi0s
„Saint-Sebastien" hat Bakst aus dern Reichtum seiner Phantasie viel Bewundemswertes
geschalTen, doch kommt der Höhepunkt seines Könnens am besten bei sehr bewegten
Szenen zur Geltung. Bakst gehört zu jenen modernen Künstlern, welche als „Synthetisten"
bezeichnet wurden. Er erzielt in seinen Arbeiten durch eine äußerst geschickte Intensitäts-
steigerung der Farben sowie durch die Verwendung noch unverbrauchter Motive nicht
nur wirklich neue, sondern auch künstlerisch vollendete Effekte. In der Kostümkunst ist
Bakst vor allem dadurch bemerkenswert, daß die von ihm ersonnenen Bekleidungen sich
nicht nur den Bewegungen der betreffenden Figuren anpassen, sondern gewissermaßen
eine Vervollständigung der auszuführenden Bewegungen bilden. Gleichzeitig liegt etwas
Klassisches, Zielbewußtes in der harmonischen Verschmelzung der Bühnendekoration und
der Kostüme. Die im Musee des Arts Decoratifs ausgestellten Skizzen stellen fast alle
Figuren aus den russischen Balletten dar. Überall, selbst in den kühnsten Stellungen, liegt
ein eigener Reiz von Natürlichkeit, von lebendiger Bewegung.
Im Musee des Arts Decoratifs sind weiters türkische Sujets, wie sie von den
französischen Meistern des XVII. und XVIll. Jahrhunderts dargestellt wurden, ausgestellt.
Die damalige Phantasie beschränkte sich diesbezüglich zumeist auf die üblichen Motive
der Haremsepisoden und des Sklavenhandels. Interessant sind immerhin die Bilder einiger
berühmter Meister, unter andern „der verliebte Türke" von Lancret, „die Löwenjagd"
von Boucher, ein Porträt der Pompadour als Sultanin von Van Loo, und einige Gemälde
von Pater und von l-Iilaire.
Als dritte Ausstellung im Musee des Arts Decoratifs ist noch die Sammlung
italienischer Fayencen von Imbert zu erwähnen. Dieselbe enthält äußerst seltene schöne
Stücke, insbesondere die Fayencen aus Pesaro (in Grau und Weiß) sowie einige prachtvolle
Objekte mit iiguralen Darstellungen, welche aus Urbino stammen. Th. Kulmer
IEN. Der Kunstsalon der Hellerschen Buchhandlung in Wien erfuhr gelegentlich
einer baulichen Erweiterung eine völlige Umgestaltung nach den Plänen des aus
der Schule von Josef Hoffmann hervorgegangenen jungen Wiener Architekten Fritz Zeymer.
Dem Kunstsalon wird jetzt auch eine Abteilung für Kunstgewerbe angegliedert.
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