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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 47)

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lini, dem Director des capitolinischen Observatoriums, unterstützt, konnte 
er bald vor der Akademie dc'Lincei einen Aufsatz über die chemischen 
Processe beim Gelbfarben des Goldes, sowie über die praktische Anwen- 
dung der Elektricität bei der Vergoldung und einige andere Gegenstände 
ähnlicher Art vorlesen. Seine Mittheilungen wurden überall, selbst in 
fremden wissenschaftlichen Zeitschriften, mit Beifall aufgenommen. 
Erst dieses Lob und der gute Rath einiger ausgezeichneter Kenner 
und Freunde der alten Kunst ermuthigten Fortunato Pio, weitere Unter- 
suchungen in der etruskisehen Gcldschmiedekunst anzustellen, und ins- 
besondere war es hier der Herzog Michel Angiolo Caetani, den die 
Familie der Castellani selbst als ihren Lehrmeister betrachtete. Damals 
war es, dass gerade bedeutende Funde von etrnskischem Schmuck ge- 
macht wurden, wie in Cervetri und sodann in Toscanella. und Ceri, zu 
denen auch Castellani herbeigezogen wurde. Diese Funde erweckten 
das allgemeine Interesse und setzten unseren Goldschmied und seinen 
Sohn Alexander in den Stand, über die Beschaffenheit des etruskischeu 
Sehmuckes die sorgfsltigsten Studien zu machen, mit deren Hilfe sie 
allein befähigt wurden, diese schwierige Kunst zu erneuern. 
Die Werke der Goldschmiede des Alterthums sind zweierlei Art, 
der Schmuck für den Gebrauch und der Schmuck für den Todtencultus. 
Der erstere, gemacht um längere Jahre getragen zu werden, ist sehr solid, 
der andere aber von unnachalnnlicher Leichtigkeit, von solcher Zartheit 
und Feinheit, dass absolut kein moderner Künstler im Stande war der- 
gleichen zu erreichen. Beide Arten aus der guten Zeit der Kunst waren 
von reinem Golde, ohne alle Legirnng bis auf die Zeit des Verfalls. Die 
Art der Arbeit war ganz verschieden von der heute in ganz Europa ver- 
breiteten. Heute ist das Werk unter verschiedene Arbeiter vertheilt: die 
Gravirung der Steine, die Verbindung der Theile, die Politur, das alles 
ist mehr mechanisch als künstlerisch; die Leitung ist eigentlich nicht die 
eines Künstlers, sondern eines Kaufmanns, der nach möglichst grossem 
Gewinn trachtet und nicht die Kunst, sondern die Blendung des gewöhn- 
lichen Auges zum Ziele hat. In den antiken Schmuckgegenständen aber, 
ob griechisch oder italiseh, ist das Material immer der Arbeit dienstbar; 
die feinste Eleganz, der ausgesuchteste Geschmack leiteten die Hand des 
Künstlers, während sein Werkzeug Figürchen schuf und Ornamente zeich- 
nete mit den kleinsten Körnchen und dem feinsten Draht, und er endlich, 
Eleganz mit Einheit verbindend, alle Theile so in Harmonie zu setzen 
wusste, dass der Schmuck, nahe betrachtet, bewundernswürdig um der 
Zartheit der Arbeit willen erscheint, aus einiger Entfernung aber Rein- 
heit, Einfachheit und Einheit mit einander vereinigt. 
Es scheint, dass die Goldschmiede des Alterthums sich chemischer 
und mechanischer Agentien bedient haben, die uns ganz unbekannt sind, 
denn sie verstanden es Gold zu trennen und wieder zu vereinigen in Par- 
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