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lini, dem Director des capitolinischen Observatoriums, unterstützt, konnte
er bald vor der Akademie dc'Lincei einen Aufsatz über die chemischen
Processe beim Gelbfarben des Goldes, sowie über die praktische Anwen-
dung der Elektricität bei der Vergoldung und einige andere Gegenstände
ähnlicher Art vorlesen. Seine Mittheilungen wurden überall, selbst in
fremden wissenschaftlichen Zeitschriften, mit Beifall aufgenommen.
Erst dieses Lob und der gute Rath einiger ausgezeichneter Kenner
und Freunde der alten Kunst ermuthigten Fortunato Pio, weitere Unter-
suchungen in der etruskisehen Gcldschmiedekunst anzustellen, und ins-
besondere war es hier der Herzog Michel Angiolo Caetani, den die
Familie der Castellani selbst als ihren Lehrmeister betrachtete. Damals
war es, dass gerade bedeutende Funde von etrnskischem Schmuck ge-
macht wurden, wie in Cervetri und sodann in Toscanella. und Ceri, zu
denen auch Castellani herbeigezogen wurde. Diese Funde erweckten
das allgemeine Interesse und setzten unseren Goldschmied und seinen
Sohn Alexander in den Stand, über die Beschaffenheit des etruskischeu
Sehmuckes die sorgfsltigsten Studien zu machen, mit deren Hilfe sie
allein befähigt wurden, diese schwierige Kunst zu erneuern.
Die Werke der Goldschmiede des Alterthums sind zweierlei Art,
der Schmuck für den Gebrauch und der Schmuck für den Todtencultus.
Der erstere, gemacht um längere Jahre getragen zu werden, ist sehr solid,
der andere aber von unnachalnnlicher Leichtigkeit, von solcher Zartheit
und Feinheit, dass absolut kein moderner Künstler im Stande war der-
gleichen zu erreichen. Beide Arten aus der guten Zeit der Kunst waren
von reinem Golde, ohne alle Legirnng bis auf die Zeit des Verfalls. Die
Art der Arbeit war ganz verschieden von der heute in ganz Europa ver-
breiteten. Heute ist das Werk unter verschiedene Arbeiter vertheilt: die
Gravirung der Steine, die Verbindung der Theile, die Politur, das alles
ist mehr mechanisch als künstlerisch; die Leitung ist eigentlich nicht die
eines Künstlers, sondern eines Kaufmanns, der nach möglichst grossem
Gewinn trachtet und nicht die Kunst, sondern die Blendung des gewöhn-
lichen Auges zum Ziele hat. In den antiken Schmuckgegenständen aber,
ob griechisch oder italiseh, ist das Material immer der Arbeit dienstbar;
die feinste Eleganz, der ausgesuchteste Geschmack leiteten die Hand des
Künstlers, während sein Werkzeug Figürchen schuf und Ornamente zeich-
nete mit den kleinsten Körnchen und dem feinsten Draht, und er endlich,
Eleganz mit Einheit verbindend, alle Theile so in Harmonie zu setzen
wusste, dass der Schmuck, nahe betrachtet, bewundernswürdig um der
Zartheit der Arbeit willen erscheint, aus einiger Entfernung aber Rein-
heit, Einfachheit und Einheit mit einander vereinigt.
Es scheint, dass die Goldschmiede des Alterthums sich chemischer
und mechanischer Agentien bedient haben, die uns ganz unbekannt sind,
denn sie verstanden es Gold zu trennen und wieder zu vereinigen in Par-
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