Die französische lllustrirte Zeitung „Hexposition universelle de 1867
illumöe; pnblication internationale antorisee par ls commission imperiale", ist ein gutes
Unternehmen in der Art der gewöhnlichen französischen illushirten Zeitungen, steht aber
an Gedicgenheit dem englischen Unternehmen nach. Hingegen wird eine andere Publi-
eation über die Weltausstellung ingParis verödentlicht, die insbesondere jenen, welche
sich in ernster Weise über die Weltausstellung informiren wollen, zu empfehlen ist, und
das sind ausser den Kunstberiehten in der tredlichen „Gazette des Bsaux-Arts" die „Etudes
sur Pexposition de 1867", herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Ge-
lehrten und Ingenieure Frankreichs und des Auslandes von Eng. Lacroix, dem verdienst-
vollen Redacteur der „Annales du genie civil". Wir werden in diesem Organe Auszüge
aus diesem Werke mit Rücksicht auf jene Zweige der Kunst und Kunstindustrie bringen,
welche für Oesterreich einen besonderen Werth haben.
Selbstverständlich sind siimmtlichs die Ausstellung betreffenden Publicationen in
der Bibliothek deslMuseums eingereiht und daher dem Besucher des Museums zugänglich.
(Literatur) Von Dr. E. Brücke's "Physiologie der Farben" erscheint in London
eine englische Uebersehsung unter dem Titel: „Brücke: On Colours and tbeir Applicstions
to Industrial Arte"; - Benvennto Cellini's "Abhandlungen über die Goldschmiedekunst
und die i-lculptur" sind zum ersten Male von Herrn Just. Brinkmann in die deutsche
Sprache übersetzt und in Leipzig bei Seemann in Druck gelegt worden. Dem lehrreichen
Buche sind eine Einleitung und eine Biographie Cellinfs beigegeben; Herr J. Brinkmann
hat such alle betreffenden Parsllelstellen aus des Theophilus „Scheduls diverser-um artium"
übersetzt und sachgemäss commentirt. Wir können unseren Lesern diese gewissenhaße
Bearbeitung dieser Werke Celliufs bestens empfehlen.
(Französische Kirehcngeliisse.) Die Freundlichkeit des hochwürd. Prälsten
von Nicolsburg, Herrn Baron v. Bartenstein, hat dem österr. Museum eine Serie Kirchen-
geßsse von neuester Pariser Arbeit, welche derselbe von der französischen Regierung zum
Geschenke erhalten hat, zur Ausstellung überlassen. Diese Gefisse (Kelch, Messkiinn-
chen etc.) sind uns darum besonders interessant, weil sie uns erlauben, sie mit demjenigen
zu vergleichen, was hier in Wien in der gleichen Art gearbeitet wird. Ohne Frage dürfen
wir sie wohl, da sie kaiserliches Geschenk sind, auch als Mnsterbeispiele dessen betrach-
ten, was gegenwärtig in Paris in der kirchlichen Goldschmiedeknnst gearbeitet wird; sie
werden uns die Art derselben, den künstlerischen Stil wie die technische Vollendung re-
präsentiren. Ausgeführt sind sie in vergoldetem Silber und geschmückt mit sufgslöthcten
(nicht b jonr gehaltenen) Filigranbändern nach Art der Filigrane romanischen Styls, sowie
mit eingelegten gemalten Emsilplntten und mit kleinen ornamcntalen Rnndfeldern in emsil
cloisonne. Das alles ist hübsch und zierlich susgefihrt und besticht durch einen gewissen
Reiz und durch eine Fertigkeit und Nsttigkeit, wie sie die Franzosen ihren Arbeiten zu
geben wissen und die nur zu häufig den Deutschen abgeht. Einer strengeren Kritik halten
aber die französischen Arbeiten selten Stich und besonders dann nicht, wenn sie auf stil-
volle Zeichnung ausgehen, wie es bei ernsten und würdigen Kirchengefsssen immer der
Fall sein sollte. Bei den hier in Rede stehenden sind die Emailplntten angebracht wie
sich Aehnlicbes auf Kelcben des i}. Jahrhunderts ündet, aber es sind zwei Emailnrten
mit einander verbunden, von denen die eine, das cluisonne oder Zellenschmelz, vorzugs-
weise der hyzantinischen Zeit angehört, die andere aber, figürliche Malereien auf weissem
Emsilgrunde, die bevorzugte französische Weise des 17. und I8. Jahrhunderts ist. Im
14. Jahrhundert gebrauchte man in solcher Verwendung das reizende, durchsichtige Email
auf reliefirtem Grunde. Auch die Ornamente, sowohl die der Filigranbänder als die gra-
virten, erscheinen zu willkürlich in ihren Linien, mag man sie nun an und für sich bo-
trachten, oder vergleichen mit dem Stil, dem sie eigentlich angehören sollen. In dieser
Beziehung sind nach Zeichnungen archßologisch geschulter Wiener Architekten bereits ta-
dellosere Werke aus Wiener Goldscbmiedateliers hervorgegangen, die zugleich in der Ans-
fiihrung des Filigrsns und des Emails sowie der eigentlichen Goldarbeit hinter den fran-
zösischen nicht zurückstsnden. -
(Gefass für des h. 0c! für die Künlgslrrünung In Ofen.) Mit der Anfer-
tigung einer entsprechenden Zeichnung wurde im hohen Auftrage des Fürst-Primas von
Ungarn der Primatislsrchitekt J. Lippert betraut, da ein derartiges Gefäss in dem Grauer
Domschatzs nicht vorhanden war. Das Geflss ist wie in der Klteren Zeit mit gleicher
Sinnigkeit ausgeführt in Form eines Thürrnchens mit Zinnen und Bednchnng, als Binden-
tnng auf jene Kraft, welche die heilige Salbung zu Kampf und Sieg mitrheilt. Der Leib
des Thiirmchens ruht auf einem sechseckigen Fuss, wie der eines Kelches, auf dsm Nodus
sind Vorsprünge, worauf in Email die Schriß „S. Olenm" angebracht ist. Sowohl der Fuss
als auch der obere Tlisil des Gefltsses ist mit reich getsiebener Ornamentik, in welcher
Edelsteine eingefügt sind, umgeben und mit frei gearbeitetem Laubwerkc verziert. Im