Bücher-Revue.
Talrluh, V. Ornamente aus der Blnthezeit der italienischen Renaissance (lntnrsiem)
Wien 1872.
Mit der fünften Lieferung ist das Werk des Professors V. Teirich aber lntnrsien
vollendet. Es gibt durch 25 chromo-lithographisch meisterhaft ausgeführte Tafeln eine
vollltlndige Uebersicht der Intarsien der Rmaissancezeit Italiens und damit auch einen
Beitrag zur Geschichte und zum Verstandniss eines der wichtigsten Flachornatnente aus
der Blüthezeit der Kunst Italiens. In der Einleitung verbreitet sich V. Teirich ausführ-
lich über die Geschichte der Intarsien und schliesst seine Betrachtungen mit einigen Be-
merkungen über die Wiederbelebung dieser Kunsttechnik im heutigen Italien durch Gi usti
und Levera in Turin, Monteneri in Peru iz, Brambilla in Mailand u. s. f. Dass
Intarsien auch in Wien ganz vortrefflich ausge hrt werden können, hat die kunstgewerb-
lishe Ausstellung im Museum dargethnn.
Das Werk Teirich's gehort nicht blos zu den glnnzendsten, sondern auch zu den
braucbbarsten Werken für den Zeichenunterricht in Schulen. Der grosse, wohlverdiente
Erfolg dieses Ornamentenwerkes wird für Teirich ein Sporn sein, auf einem Gebiete,
auf welchem noch viele unbebaute Lücken vorhanden sind, rüstig fortzuwirlten.
Tod: Sculpture de la Renaissance ä Rorne. Rom, bei Spithover, 1871. F01.
Von dem Werke des Architekten Cav. Tosi erscheint soeben eine zweite Ausgabe
mit einem französischen Texte von Barbier de Montault. In der ersten 1856 erschie-
nenen Ausgabe hatte das Werk keinen Erfolg; wir zweifeln nicht, dass es in dieser neuen
Ausgabe einen grosseren Erfolg haben werde. Seit dem J. 1856 ist ein grosser Umschwung
in der Kunstanschauung vor sich gegangen; die damals wenig gepßegtc Renaissance ist
heute die Architektin des Tages. Tosi gibt in seinem Werke ganz vortrefflich gezeichnete
Grlbdenkmaler, Altäre etc. Roms, so, dass Architekten, Decorateurs und Oruamentisten in
diesem Werke eine Fundgrube von Motiven, die leicht verwendet werden können, finden.
Es sei daher dieses Werk auch unseren Künstlern bestens empfohlen - insbesondere
jenen, die in dem heuti en Wien Grabdenkmaler mit möglichst geringem Aufwande von
Geschmack arbeiten. ie Kirchen Roms haben gerade auf dem Felde der Sepulcral-
monumente der Renaissancezeit eine Reihe ganz hervorragender Denkmäler.
Bohnaase, Dr. K, Geschichte der bildenden Künste. Fünker Band, bearbeitet unter
Mitwirkung von Dr. A. Woltmnnn. Düsseldorf 187a.
Schnaase's Geschichte der bildenden Künste ist ohne Frage das bedeutendste
Werk auf dem Gebiete der Kunstgeschichte nicht blos in deutscher Sprache. Der vor-
liegende fünfte Band behandelt die Zeit der Entstehung und Ausbildung des gothischen
Styles von der Mitte des zwölften bis gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Professor
Woltrnnnn fiel bei der neuen Auflage des eWerkes die Aufgabe zu, die Monumentalbe-
schreibung zu ergänzen und zu berichtigen, und insbesonders den vielen provinziellen
Eigenthümlichkeiten, besonders des deutschen Uebergangsstyles, welche Gegenstand zahle
reicher Forschungen waren, in der neuen Auflage gerecht zu werden. Alle Freunde du
Kunstforscbung des Mittelalters werden diese neue Ausgabe der Geschichte des gothisdxen
Styles in Schnaases Kunstgeschichte mit Freude begrnssen.
Rossi, Admno. [Pittori di Foligno nel seeolo d'oro delle arti italiani testimonianze
autentiche. Perugia 1872.. (B. K. 3559.)
Ueber die Schule, welche in der kleinen aber für den Kunstfreund sehr interessanten
Stadt Foligno blühte, ist bisher noch wenig bekannt geworden. Wenn auch die Bedeu-
tung der dort einheimischen Malerei keine hervorragende genannt zu werden verdient, so
besitzt die Schule doch zahlreiche merkwürdige Eigenthümlichkeiten, interessante Wechsel-
beziehungen zu den benachbarten Richtungen und ihre wichtige Stellung in der Gesarnmt-
cntwicklung desjenigen Styles des I5. und 16. Jahrhunderts, welche als Umbrische Schule
in der Kunstgeschichte bekannt ist. Zwei bedeutende Meister, einer in der Tafelmalerei,
der andere im Fresco ausgezeichnet, sind aus dem Orte hervorgegangen; Niccold, in der
Regel talschlich d'AIunno genannt, mit seinem wahren Namen: Maestro Niccolb di Libera-
tore, und Maestro Pierantonio Mezzastri. Des erstem gedenkt auch Vasnri vorüber-
gehend. Professor Rossi hat in dem vorliegenden Werkchen eine sehr dankenswerthe,
durchaus auf archivarischen Studien beruhende Arbeit geliefert und zahlreiches, bisher
unbekanntes Material für die Biographie der Meister jener Schule beigebracht. Die lsthe-
tische Seite des Gegenstandes zu erfassen, lag nicht in seiner Absicht, sie bildete indessen
einen I-Iaupttheil der Arbeit, wo es sich um die Würdigung der Schule von Foligno, dieses
gar nicht unbedeutenden Factors in der Geschichte italienischer Malerei, handelt.