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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 134)

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dänische Leistungen, ihre Textur ist locker, die Fadenverschlingung läuft 
gerne in Curven schlangenförmig durch die Zacken hindurch, wobei auch 
ein rother oder blauer Faden eingefügt zu werden pflegt. Andere Muster 
halten sich hingegen wieder an das Reingeometrische und stellen Rosetten, 
Sterne etc. dar. Die Wirkung ist immer eine kräftige, wie sie etwa zum 
bürgerlichen Kleide des 16. Jahrhunderts passte, ausserdem eignen sich 
ldrias Spitzen vorzüglich als Besatz für Bettwäsche und ähnliches Linnenzeug. 
Wenn diese kleine Industrie aber bestehen bleiben und gedeihen soll, 
so ist die Unterstützung der ärmlichen dortigen Bestrebungen durch die 
Regierung dringend nöthig. Wie wir hören sind Einleitungen dazu im 
Zuge und aus eben diesem Grunde beabsichtigten wir nach Mittheilungen 
vom Orte selbst einige Aufklärungen über den Gegenstand hier beizu- 
bringen. A. Ilg. 
Toohnoloqisches aus Japan. 
Vortrag des Reg-Rathes Professor Exner. 
l. 
Die Literatur über Japan ist ziemlich reich, namentlich fehlt es an 
Reiseberichten keineswegs. Doch über die technische Seite der hocheut- 
wickelten japanischen Industriezweige, über die Organisation der gewerb- 
lichen Arbeit, über das Verhältniss der Rohproduction und Fabrication 
unter einander und zur ausländischen Concurrenz, haben wir nur dilettan- 
tische, sich oft widersprechende, lückenhafte Nachrichten. Fasst man alles 
zusammen was Beschreibend-technologisches über die Industrie 
der Japaner in der Literatur vorhanden ist, so wird man einige wenige 
verlässliche Anhaltspunkte, spärliche sachkundige Andeutungen finden. 
Die Bemerkung, dass die Technik der Arbeit bei Erforschung fremder 
Länder arg vernachlässigt wird, ist fast allenthalben zutreffend, sie gilt so 
gut für Persien wie für Abyssinien, für Egypten und Indien, für China 
und für Mexiko. 
Bei Japan kommt aber noch ein eigenthlimlicher Umstand hinzu, der 
hier in der Einleitung eine Erwähnung verdient. Von vlapanernu sprechen 
heisst nach einer sehr verbreiteten Auffassung so viel wie nsich unter- 
halten". Japanisch ist fast synonym mit anekdotiscli. Die nach unseren 
Begriffen ungelenken Bewegungen und täppischen wManierenw, die geringe 
Körpergrösse, die Höflichkeit der Japaner, zusammengehalten mit den mehr 
oder minder getreuen, mehr oder minder fabulosen Erzählungen, von 
ihrem überhasteten Vorwärtsstreben und lmitiren europäischer Sitte, die 
Mischung dieser mit den nationalen abstrusen Eigenthürnlichkeiten, all' 
dies zusammengenommen , hat den Japaner ganz besonders in den 
Augen der Deutschen zu einer Art liebenswürdiger Spielerei ge- 
macht. Das ist ein Unrecht. Japan ist für Oesterreich wichtiger als 
Norwegen oder Spanien, der Japaner ist uns in gar mancher Beziehung
	        
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