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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 235)

zu würdevoller Prachtenfaltung farbenfreudige Gebilde von fast unbe- 
grenzter Dauer zu schaEen; den Emailarbeiter, dessen relativ einfache 
Mittel gleichwohl durch die Verschiedenartigkeit ihrer Benutzung zu so 
mannigfaltigen Resultaten führen, dass wohl ganze Reihen seiner Erzeug- 
nisse ihrer äußeren Erscheinung uach fast gar nichts Verwandtes mitein- 
ander zeigen. 
Diese seine Mittel wollen wir, ehe wir sein Schaffen näher in's Auge 
fassen, ganz kurz betrachten; zunächst das Email selbst. Jedes Email ist 
ein veritables Glas. Es besitzt auch die physikalischen Eigenschaften des 
Glases fast in gleichem Grade wie dieses. Es ist fast so hart wie das 
Glas; ebenso spröde; ebenso, nur meist schon bei etwas geringerer Tem- 
peratur, schmelzbar; es kann wie das Glas in den verschiedensten Fär- 
bungen und zwar sowohl durchsichtig als opak erzeugt werden. Wie bei 
dem Glase, so auch bei dem Email ist die Kieselsäure der unerlässliche 
und hauptsächliche Bestandtheil und ein und dieselbe Reihe von Metall- 
oxyden verleiht dem Email sowie dem Glase seine Farben, welche durch 
ihre Mannigfaltigkeit und Brillanz jede andere noch so reiche Palette in 
den Schatten stellen. Das Email widersteht wie das Glas trefflich den Ein- 
Wirkungen der Atmosphärilien, den Angriffen selbst starker Säuren u. dgl., 
wird aber wie auch das Glas gänzlich zerstört durch Fluorwasserstolf- 
säure und andere Fluorverbinduugen, durch starke, namentlich kochende 
Alkalien u. s. w. 
Und doch nimmt das Email in der großen Sippe der Gläser, der 
es angehört, eine Sonderstellung ein, einer Eigenschaft halber, durch die 
es von den eigentlichen Gläsern sich wesentlich unterscheidet. Das Email, 
auf gewisse Metalle gebracht und mit diesen zugleich bis zu einem 
bestimmten Grade erhitzt, schmilzt, haftet auf seiner Unterlage und bleibt 
mit derselben auch nach dem Erkalten auf das lnnigste verbunden. Es 
verdankt diese Eigenschaft dem Umstande, dass seine Ausdehnung und 
seine Zusammenziehung beim Erhitzen und Erkalten mit jener des Metall- 
excipienten vollständig oder nahezu gleich sind. Hervorgerufen aber wird 
dieser Umstand durch die mit Rücksicht auf den besonderen Zweck sorg- 
fältig bestimmte Zusammensetzung des Emails, welche sich von jener des 
Glases unter Anderem in vielen Fällen hauptsächlich durch das Vor- 
handensein eines wichtigen Körpers aus der Gruppe der Hyalogene unter- 
scheidet: des Bor, welches in der Emailtechnik in seiner Verbindung mit 
dem Sauerstoff als Borsäure, oder in der Verbindung dieser letztgenannten 
Säure mit Natron als borsaures Natron oder Borax seine Anwendung findet. 
Die Bestimmung der richtigen Zusammensetzung der Emaillen, ins- 
besondere mit Rücksicht auf die verschiedenen zu emaillirenden Metalle, 
ist als keine geringe Aufgabe der technischen Chemie zu betrachten, und 
wenn irgend wo, so sind gewiss auf dem Gebiete der Emaillage jene 
Erfolge staunenswerth zu nennen, welche die Empiriker vergangener Jahr- 
hunderte ohne die Vortheile unserer modernenWissenschaft errungen haben.
	        
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