gungen ziehen comtant Abweichungen von der Kegelmassigxeit eines in
allen Theilen mächtig und gleich geübten Körpers nach sich.
"Ich habe niemals gehörte, sagt Diderot in seinem Versuch über
die Malerei, "dass man eine Figur übel gezeichnet nenne, wenn sie ihre
äussere Organisation deutlich sehen lässt, wenn das Alter, die Gewohnheit
und die Leichtigkeit, tägliche Beschäftigungen auszuüben, wohl ausgedrückt
ist. Diese Beschäftigungen bestimmen die vollkommene Grösse der Figur,
die Proportionen jedes Gliedes und des Ganzen; daher sehe ich das Kind
entspringen, den erwachsenen Mann und den Greis, den wilden sowie den
gebildeten Menschen, den Geschäftsmann, den Soldaten und den Lastträger.
Wenn eine Figur schwer zu erfinden wäre, so müsste es ein Mensch von
a5 Jahren sein, der schnell auf einmal aus der Erde entstanden wäre, und
nichts gethan hätte", aber dieser Mensch ist eine Chimirem
In engstem Connex mit dem Knochensysteme stehen die Organe der
activen Bewegung, die mit dem Vermögen sich zu verkürzen und zu ver-
längern ausgestatteten Muskeln. Diese weichen, elastischen, einen hohen
Grad von Forrnveränderlichkeit besitzende-n Gebilde, im gewöhnlichen Le-
ben Fleisch genannt, üherkleiden das Skelet. Anfang und Ende eines will-
klirlichen Muskels stehen mit derben, librösen Strängen in Verbindung,
die den Ansatz der contractilen Masse an den Knochen vermitteln, man
nennt sie Sehnen. Sie stehen zu den zugehörigen Muskeln in bestimmten
Verhältnissen und variiren nicht weniger an Gestalt und Grösse, wie diese
selbst.
Die Muskeln des Skeletes unterstehen unserm Willen, auf Impulse
unseres Gehirns verändern sie ihre Gestalt und vermitteln dadurch Bewe-
gung. Niemals sind alle Muskeln des menschlichen Körpers in absoluter
. Ruhe; selbst bei den ruhigsten Stellungen sind gewisse Muskelgruppen in
Action. Beim Stehen und Sitzen machen .wir, ohne dass es uns mehr be-
wusst wird, fortwährende Muskelanstrengungen, um gewisse Moments der
Schwerkraft zu überwinden. Erst wenn .wir an die Grenze der Ermüdung
kommen, merken wir, dass wir scheinbar in Ruhe eine Arbeit geleistet
haben, die wir jetzt nicht weiter leisten können.
Aus der Lage der Muskeln, aus den Beziehungen derselben zu den
beweglichen Punkten der Gelenke, aus ihren mechanischen Verhältnissen
ermittelt die descriptive Anatomie an der Leiche, welche besondere Wir-
kungsweise jedem einzelnen Muskel zukommt. Für den Künstler, der den
lebenden menschlichen Körper darstellen soll, genügt es nicht, von jedem
einzelnen Muskel nur Lage und Wirkungsweise zu kennen - seine Auf-
gabe besteht nicht etwa darin, sich aus den bekannten Veränderungen der
einzelnen Muskeln für bestimmte Actionen beiläufig die entsprechende Ge-
stalt des menschlichen Körpers zu construiren. - Bei einem solchen Vorv
gehen liesse man ein wichtiges Moment des Lebens ausser Acht, das der
Zusammengehörigkeit und des ungestörten Ineinandergreifens aller Theile
der belebten Materie. Eine Action einer Muskelgruppe ist nicht denkbar,