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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 163)

werden und nicht zu unterschätzenden Widerstand finden. Auch ist in 
der That die Gefahr nicht gering, dass durch unvorsichtige Veränderungen 
die Institution des allgemeinen Volksunterrichtes leicht geschädigt würde, 
ohne dass gleichzeitig die Begründung einer besseren gewerblichen Bildung 
gesichert wäre. Und doch wird man dieser Frage nicht mehr lange aus 
dem Wege gehen können. Die volkswirthschaftlichen Verhältnisse werden 
gebieterisch zur Abhilfe drängen, für die Hebung handwerklicher Lei- 
stungsfähigkeit wird Eingreifendes geschehen müssen, gewerbliche Fach- 
schulen und Lehrwerkstatten wird man nicht länger gleichsam in der Luft 
stehen lassen können, und es wird sich eine grössere Gefahr für die gute 
Sache ergeben, wenn diese einmal in Folge langer Verschleppung aus 
einem Gegenstand fachmännischer Erwägung zum Objecte des Kampfes 
zwischen den Vertretern verschiedener Interessen geworden ist. 
Es ist vorauszusehen, dass dann im Schosse der Regierung selbst 
ein solcher Kampf entbrennen muss, in welchem das Unterrichtsministerium 
einseitig die Interessen der allgemeinen Volksbildung schützt, das Handels- 
ministerium ebenso einseitig die lnteressen der gewerblichen Fachbildung 
vertritt. Ein solcher Kampf zwischen zwei einander coordi- 
nirten Instanzen kann aber gar nichts zu Tage fördern als 
den Stillstand der Entwicklung, da beide entgegengesetzten 
Kräfte einander aufheben und eine jede gerade stark genug 
ist, um Verwirrung zu erzeugen, aber zu schwach, um gegen 
den Willen der anderen productiv zu wirken. Wenn aber statt 
zweier einander geschlossen gegenüberstehender Verwaltungsorgane inner- 
halb Einer Centralstelle an der Reform des gegenwärtig Geltenden gear- 
beitet wird, so darf man erfahrungsgemäss erwarten, dass jede der ver- 
schiedenen Meinungen von Vorneherein insoferne abgeschwächt und ge- 
läutert in die Discussion eingreifen wird, als wenigstens die Schlacken 
bureaukratischer Ressorteitelkeit sich dann nicht auch noch in die ohne- 
dies so schwierigen sachlichen Erörterungen mengen. Eben in Anbetracht 
der enormen Schwierigkeiten, die in der Sache selbst liegen, ist eine ver- 
nünftige Lösung der heiklen Frage nur dann zu hoffen, wenn die oberste 
Unterrichtsbehörde die ganze Angelegenheit gewissenhaft in die Hand 
nimmt und durch ruhig durchdachte Einrichtungen die Harmonie der 
Interessen der allgemeinen, sämmtlichen Staatsbürgern gemeinsamen Volks- 
bildung und der speciellen gewerblichen Fachbildung einzelner Berufs- 
zweige oder bestimmter, Hausindusttie treibender Bevölkerungen herzu- 
stellen sucht. 
Weil es sich hier um eines der wichtigsten Probleme handelt, dem 
die gewerbepädagogische und die Volksschulverwaltung bald näher treten 
muss, und weil die Einheit der Administration die allererste Voraussetzung 
für eine gedeihliche Lösung dieses schweren Problems ist, so kann die 
principielle Entscheidung der preussischen Regierung, die solche Einheit 
im Schosse des Unterrichtsrninisteriums herzustellen sucht, nur mit Freude
	        
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