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Giebelgruppe, welche von dem Bildhauer Johannes Benk für das Par-
lamentsgebäude in Wien ausgeführt wurde. Für den Laaser Marmor
interessiren sich außer Prof. Tilg n er die Bildhauer Herter und Hellmer,
denen die Ausführung zweier Giebelgruppen für das Parlamentsgebäude
übergeben wurde. Auch für das Grillparzer-Denkmal, dessen Ausführung
den Bildhauern Kuudrnann und Weyer übertragen wurde, ist die Ver-
Wendung von Laaser Marmor in Aussicht genommen. Die Colossalfiguren
des Solon, Lykurg, Orpheus und Aristoteles sind in Carrara-Marmor aus-
geführt, nicht zum Vortheil der Kunst und auch die technische Aus-
führung der Bildwerke lässt Manches zu wünschen übrig. Es ist allerdings
richtig, dass der Laaser Marmor etwas schwerer zu bearbeiten ist, aber
ebenso gewiss ist es, dass er an Dauerhaftigkeit und Wetterbeständigkeit
den Carrara-Marmor weit übertrilit. Freistehende Glieder, die sich in
Laaser Marmor ganz vorzüglich ausführen lassen, dürften in Carrara-
Marmor kaum ausführbar sein. Man kann bei den einzelnen Figuren,
wie es Benk gezeigt hat, freie Glieder, wie Arme, Hände, Stäbe etc. in
Laaser Marmor sehr gut ausführen. Auch die Colossalfigur des wster-
benden Achillu, von dem Berliner Bildhauer E. Herter, welche als
Geschenk der deutschen Kaiserin an den Wiener Hof gelangte, ist in
Laaser Marmor gearbeitet. Diese Figur hat überall große Anerkennung
gefunden und zeigt alle Vorzüge des Laaser Steines. Es ist nicht gleich-
giltig, ob wir Statuen für öffentliche Gebäude in Carrara arbeiten lassen
und das österreichische Geld dorthin schicken, oder oh die Statuen und
architektonischen Glieder eines Baues in dem Vintschgau ausgeführt
werden, wo ausschließlich einheimische Arbeiter thätig sind. Wir kommen
auf die volkswirthschaftlich so wichtige Frage der Ausbeutung der Vintsch-
gauer Brüche noch ausführlich in den Mittheilungen des Museums zurück
und begnügen uns diesmal eine Correspondenz mitzutheilen, welche der
Leiter der Fachschule in Laas, H. Lenz, uns zugeschickt hat. Sie lautet:
Die Marmorbrüche des Vintsehgaues, welche ein Material liefern, das wohl nicht
so feinkörnig wie der Carrara-Marmor, dafür aber unveränderliche!" und wetterbeständiger
ist, haben eine kaum zu erschöpfende Mächtigkeit und erstrecken sich in der Längen-
ausdehnung über ein Gebiet von circa 33 Kilometer.
Diese Brüche liegen zumeist beinahe über der Vegetationsgrenze, namentlich die,
welche das beste Material ergeben. Gegenwärtig stehen im Betriebe:
l. Jennwandbruch . . . . . . . 2228 Meter über dem Meere
z. Mittelwandbruch 2250 1 1 1 1
3. Alpbruch . . . . . . . 1851 1 r - 1
4. Tornellerbruch . . . . . 1595 1 w n 1
5. Martellerbruch . 100! 1 1 n .
6. Latscherbruch . . . . .. 9t4 1 1 1 1
Die Kosten der Gewinnung und Herabschaifung sind daher sehr große Letztere
geht noch immer auf die einfachste und primitivste Weise vor sich, nämlich theils an
Seilen, theils auf sehr schlechten Straßen, welche nur mit Sehleifbäumen befahrbar sind
und oft kaum die genügende Breite bieten, um größere Stücke herabzuschaffen. Zur Hebung
dieses Uebelstandes wurden von-Seite der Unionvßaugesellschaft schon verschiedene Pro-
iecte entworfen, und seit sie in dem Besitze der Brüche ist, wurde wohl viel Geld für
das Abräumen derselben verwendet, um die gesunden Steinlager bloßzulegen, jedoch die
Proiecte für die Zukunft aufbewahrt, zuwartend, ob das ganze Unternehmen ein lebens-
kräftiges werde.