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Blätter als in sich abgeschlossene Kunstwerke angesehen werden, die nur im Allgemeinen
anregend zu wirken geeignet sind, so konnen die drei folgenden Nummern direct als
Muster oder Vorlagen benutzt werden. Die ornamentale Verwerthung der zwei erwähnten
Pflanzen wird hier in mehr als 3c Variationen durchgeführt. In Rosettenform, in hori-
zontaler und verticaler Richtung, als Flachenmuster, Randverzierung und Füllungsornament
linden wir die Erdbeere und die Orakelblume verwendet. Wahrend nun eine Reihe von
Compositionen - sie wurden sammtlich von Prof. Seder ausgeführt - zu dem TreG-
lichsten gehören, was heutzutage in dieser Art geleistet wird, dünkt es uns aber, dass
manche andere grazioser und phantasievoller sein konnten. So sind namentlich einige
der auf Blatt Vl dargestellten Flachenmusterungen, obwohl sich hiefür rechtfertigende
kunsthistorische Belege in der Decorationsweise des Mittelalters leicht finden lassen,
etwas armlich gerathen. lndess wird Jeder ohne Mühe unter der Fülle geschmackvoller
Variationen die richtige Wahl zu treEen in der Lage sein.
Das außergewöhnlich groß angelegte Unternehmen soll nach 2-3 Jahren zu Ende
geführt sein, und wird das Werk sodann über zoo Tafeln enthalten, F-s.
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Der Dom zu Lübeck. XX Blatt Abbildungen nach Aufnahmen des Archi-
tekten F. Münzenberger und des Photographen Johs. Nöhring.
Text von Dr. Theodor Hach. Herausgegeben vom Vereine von Kunst-
freunden und vom Vereine für Llibeckische Geschichte und Alterthums-
kunde. Lübeck, E. Schmersahl. Fol.
So weit es aus den dürftigen archivalischen Quellen und aus dem Bauwerke selbst
- in der Gestalt wie es auf uns gekommen ist - möglich war, hat der Verfasser die
Geschichte des Domes zusammengestellt, derselben eine eingehende Baubeschreibung
beigefügt und schließlich noch den reichen Schmuck kirchlicher Denkmäler aller Art
aus der Zeit der Gothik und Renaissance einer Besprechung unterzogen.
Die Tafeln enthalten theils geometrische Aufnahmen, theils Lichtdrucke nach der
Natur, und bieten außer den architektonischen Planen und Aufrissen der Kirche eine
Menge kunstgewerblich interessanter Objecte, als: Das mächtige Triumphkreuz des
Mittelschiffes, eine prächtige Holzschnitzarbeit des Mittelalters und den gleichfalls in
Holz geschnitzten, gothischen Lettner mit seinem Renaissance-Aufbau für die Kirchen-
uhr, gothische Chorgestühle, ferner die in Sandstein und Alabaster ausgeführte Kanzel,
Epitaphien in Stein und Bronze und schließlich eine Anzahl schmiedeeiserner Gitter und
in Messingguss hergestellter Lichtkronen. H-e.
Q i?
L'art des Jardin s. Parcs - Jardins - Promenades.... Traite pra-
tique et didactique par le Baron Ernouf. Troisieme edition,
entierement refondue avec le concours de A. Alphand. Paris, Roth-
schild. gr. 4.". VIII, 364. S. mit Sio l-lolzschnitten und Zinkätzungen.
Das zuerst i868 in zwei Bandchen erschienene Werk erscheint hier in jedem
Sinne vergroßert, erweitert und bereichert, in dem technischen Theile unter Mitwirkung
des Directnrs der städtischen Arbeiten von Paris, A. Alphand, dessen großem Werke
über die Pariser Promenaden auch eine Reihe Abbildungen, zum Theile in Reduction,
entlehnt sind. Die erste, ein Drittel des Bandes einnehmende Abtheilung behandelt die
Geschichte der Gartenkunst, die zweite Theorie und Praxis. Was wir aus schriftlichen
Nachrichten und Monumenten von den Gartenanlagen der Griechen, Aegypter, Asiaten
und Römer des Alterthumes wissen, ist in den ersten Capiteln zusammengestellt; daran
reihen sich die chinesischen und japanischen, dann die mittelalterlichen Garten. Aus-
führlicher wird natürlich die Darstellung vom Beginne der neueren Zeit an: dem italie-
nischen Garten der Renaissance, den französischen Garten vor Le Nütre, dem Style
Le Nütrüs, dem Einflusse der Landschaftsmalerei des i7. und 18. Jahrhunderts auf die
Gartenkunst, dem englischen Garten (inrdin agrcxte ou irrdgulier) sind eben so viele
Capitel gewidmet. In dem didaktischen Theile stellen sich die Verfasser auf den
modernen Standpunkt der i-Fusionu der beiden großen Systeme, des architektonischen
und des landschaftlichen.
Dass die Schöpfungen Frankreichs vornehmlich Berücksichtigung gefunden haben,
liegt in der Natur der Sache, doch kann den Verfassern keineswegs einseitiges Vorgehen
zum Vorwurfe gemacht werden. Sie haben sowohl die Garten anderer Lander, als auch
deren Fachliteratur eingehend studirt und herangezogen. Dabei ist nichts unberührt ge-
lassen, was zur Gartenkunst gerechnet werden kann, die decorative und Nun-Architektur,
Einfriedungen, Vorkehrungen zum Schutze der Baume (wie die von den Pariser Boulevards