Sonnenkraft, nichts von der Zerlegung der Farbenflecke; aber dennoch
sehen sie schon die Natur mit eigenen Augen, malen um des Malerischen,
nicht um des Litterarischen, des Interessanten, des innerlich Witzigen willen.
Aus solcher Kunst konnte sich
dann die reife und volle Art Turners
herauskrystallisiren, des ersten mo-
dernen Malers, wenn man den Be-
griff „modern" auf das besondere
Verhältnis des Künstlers zum Ziele
und den Grenzen seiner Kunst be-
zieht. Ich meine, die grosse Wand-
lung liegt eben darin, dass mit
Turner die Malerei beginnt, das rein
Malerische, also Farben- und
Linienwirkung i aufs höchste zu
achten, dass eine neue Zeit un-
gemein intensiver Naturliebe be-
ginnt, und dass die bildende Kunst
mit Ernst danach trachtet, individu-
elle, auf die eigene Impression allein
zurückgehende Landschafts- oder
Menschenbilder zu schaffen. Heute
klingt all das, da wir uns wieder
auf dem Wege zu einer stilkunst Ausstellung in Glasgow, Ruhebank von
befinden, gar nißht fevolutignifend, Mssrs. Whylie and Lochhead Ltd. in Glasgow
die Franzosen, die Manier von
Fontainebleau so gut wie die von Barbizon, haben das Publicum sehen
gelehrt, man erschrickt heute nicht mehr vor rothschillernden Bäumen -
und doch, eine Landschaft Turners, eine seiner unzähligen Darstellungen des
Meeres oder der Küste oder des Flachlandes ist eine Enthüllung von der
Vielheit der Farben und Lichter, mit denen die Sonne spielt, und die wir
erst wieder in der Natur selbst zu sehen durch die Malkunst gelernt haben.
Turner und mit ihm Pinwell, dessen Figuren so interessant gesehen
sind wie Turners Landschaften, sind Nuancenmaler, jeder Ton wird ver-
theilt, jedes zitternde Licht nochmals zerlegt. Es ist vielleicht bekannt,
dass Turner von Ärzten und Physiologen eine Augenkrankheit nachgewiesen
wurde, eine Anomalie, die seine Gesichtswahrnehmungen absonderlich
gestaltete, weil sich ihm alles in Zertheilungen und Brechungen zeigte.
Diese Aufklärung, so wertvoll sie auch ist, vermag natürlich die
Bedeutung seiner Kunst für die Entwicklung; nicht zu mindern. In dem
Glasgower Saal so gut wie durch einen Blick in sein Sketch-Book erhält
man- den Eindruck, vor dem Ahnherrn moderner Naturmalerei zu stehen.
Und Turner war auch der erste grosse Kunsteinfluss, der über John Ruskin
kam. Die erste Erschütterung bedeutete bei diesem conservativ veranlagten
n.