Wenn wir die Modellierung und die Oberfläche
beider Porzellane (Abb.ß10, 11) vergleichen, so
wird vor allem ein Unterschied deutlich: das
Sevres-Porzellan ist Biskuitporzellan, d. h. un-
glasiert, die Imitation Samsons aus glasiertem
Porzellan. Die schärfere Durchmodellierung vie-
ler Details der Sevres-Gruppe (Abb. 10) fehlt
bei der Imitation (Abb. 11) oder ist durch die
Glasur weicher geworden. Wo es der Modelleur
in Sevres geschickt verstand, Formnähte durch
Kostürndetails verschwinden zu lassen, sind diese
bei der Samson-Gruppe manchmal überdeutlich
zu sehen (Abb. 12).
Aus einer unbekannten Manufaktur stammt eine
sehr reizvolle Gruppe mit einer Sänfte, Dame
und Kavalier und Sönftentrögern (Abb. 14, 15).
Die vermutlich nach einer Stichvorlage oder
einem Rokokovorbild gestaltete Porzellangruppe
kann derzeit keiner bestimmten Porzellanmanu-
taktur zugeschrieben werden; daß sie trotz des
unterglasurblauen Bindensdtilds nichts mit der
Wiener Porzellanmanufaktur zu tun hat, kann
eindeutig bewiesen werden.
Das Modell selbst ist in Wiener Porzellan nicht
bekannt. Verlößlicher als dieses Kriterium - denn
wer kennt schon alle figuralen Modelle der Wie-
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ner Manufaktur? - ist die eingepreßte Zahl 263 3,
die sich auf der Unterseite der Gruppe neben
dem unterglosurblauen, gefälschten Bindenschild
befindet. Diese Ziffernkombination gibt es auf
keinem einzigen bisher bekannten Wiener Por-
zellan. Zahlenkombinationen kommen zwar vor,
doch meist auf Geschirr, und sind dann Kombi-
nationen von Jahresstempel und Weißdreher-
numrner.
Bei näherer Betrachtung fallen, wie beivielen Imi-
tationen und Fälschungen Wiener Porzellans,
mangelhafte Detoilmodellierung und fehlerhafte
Glasur auf. Glasurfehler waren sowohl bei der
von der Modellierung her ausgezeichneten Zwer-
genserie als auch bei der Samson-Gruppe fest-
zustellen und sind auch bei unserer Pseudo-
Rokokogruppe anzutreffen. Gewisse Annäherun-
gen ergeben sich in der Modellierung der Sok-
kelrocaille zu Samson-Gruppen, die uns bisher
bekannt wurden. Hier wie dort wirkt die Model-
lierung teigig, weiß, fast verschwommen. Meh-
rere rauhe Stellen zeigen, daß hier Brandstützen
oufsaßen und man sich nicht die Mühe machte,
diese rouhen Flächen zu polieren. Schlecht ver-
arbeitete Formnöhte und teilweise sehr große
Unreinheiten der Glasur verstärken den Ein-