MAK
Hummer 14 
internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 221 
(Vorgeschichtliche ITlossenflinde.) Ein wie selten weit 
ausgedehntes historisches Gräberfeld ruurde in den leßten Tagen 
im deutschen Voralpenland, und zmar auf einem durch uralte 
Grabanlagen schon bekannten farstgelände hinter der Haltestelle 
Bachham der Bahn ITUinchen-Starnberg inmitten einer Schonung 
aufgedeckt. Jn einer Hänge uon etroa 200 m und einer Breite non 
20 m liegen dicht neben einander elf riesige Hügelgräber mit je 
8—12 m Durchmesser. Zehn dauon sind bis jef^t angeschnitten, 
darunter oier inhaltlose, die höchst wahrscheinlich schon in sehr 
früher Zeit durchsucht morden sind. Der erste Hügel enthielt eine 
Bronzenadel (mit Scheibenknopf) zum Kleidbefestigen; der zmeite 
ein schmarzes Gefäß, darin zroei kleinere Tongeschirre und zmei 
sehr schön oerzierte lange Bronzenadeln. Im siebenten und zehnten 
traf man auf je ein männliches Skelett in Hockstellung. Beim sehr 
gut erhaltenen Knochengerüst des siebenten Grabes lagen ein Bronze 
teil und ein Henkelgefäfj; neben dem schlecht erhaltenen des zehn 
ten Grabes, roo der Kopf siid-, die Beine nordwärts miesen, sehr 
reiche Bestattungsbeigaben: mehrere Gebrauchsgefäße, je zmei 
Dolche, Gemandnadeln, Armreife und drei Pfeilspißen, alles aus 
Bronze, man hat es hier mit Grabstätten der Bronzezeit 
zu tun. Diese elf geprüften sowie fünf weitere in der nächsten 
Hachbarschaft scheinen der gemeinsamen Begräbniszentrale einer 
großen Ansiedlung aus der Zeit um 2000 o. Chr. zuzugehören. 
Die funde, die über die äußere Ku.tur jener fernen frühzeit des 
deutschen Alpenuorlandes oielfach Eicht oerbreiten, werden dem 
nächst in der Anthropologisch-prähistorischen Sammlung des bay 
rischen Staates (JTtünchen, „Alte Akademie“ der Wissenschaften) 
aufgestellt, 
(Bin Glasgemälde aus dem Jahre 1522.) Aus Potten 
do rf (niederösterreich) roird uns geschrieben: Die Sürstin Irma 
Esferhazy-Andrassy hat aus dem Besiße des Regierungsrates 
Hist in ITlödling ein dreiteiliges Glasgemälde erworben, das für 
das Schlots Pottendorf uon bedeutendem Interesse ist. Das mittel 
bild stellt Christus am Kreuze mit maria und Johannes dar, das 
linke Bild in kniender Stellung Sophie uon Pottendorf, die lef3fe 
ihres Stammes, mit ihren sechs Töchtern, das rechte den freiherrn 
Christoph uon Ziegendorf mit sechs Söhnen. Die Wappenschilder 
weisen unzweifelhaft auf die Pottendorfer und Ziegendorfer hin. 
Das interessante Glasgemälde befindet sich derzeit im Oratorium 
der Schloßkirche zu Pottendorf. 
(Bine prähistorische Töpferei.) Der Kustos des Stadt- 
inuseums in Blödling (niederösterreich), Herr Skribany fand, 
wie uns oon dort geschrieben wird, auf dem Hirschberge in der 
Höhe der Stadt eine prähistorische Töpferei. Die ITlulden für 
Wasser und Tonmassen, halbfertige Gefäße, bemalte rote, schwarze 
Scherben, Hehmklöße mit finger- und Händeabdrücken, HTouDidol- 
fragmenfe etc. und die Herdanlage sind in gut konseroiertem 
Zustande bloßgelegt worden. 
(Bin 2000jähriger Alarmersarkophag) Bei Grosseto 
in der Toskana fand ein Bauer beim Umgraben seines Ackers 
einen munderuollen lllarmorsarkophag aus dem 2. oder 3. 
uorchristlichen Jahrhundert. 
(JTlamutsfoßzähne.) Bei Hangen bilten im Elsaß wurden 
aus einer fehmgrube mamutstoßzähne zutage gefördert, die 
4 IlJeter lang sind und ein Gewicht oon 300 Pfund haben, 
ffiuseen. 
(Österreichisches ITluseum für Kunst und Industrie 
in Wien.) Diesem ITluseum ist uon einem freunde des Instituts 
eine grofje Kollektion älterer und neuerer ostasiatischer kunst 
gewerblicher Arbeiten zum Geschenke gemacht worden, darunter 
eine grofje chinesische Seidenfapisserie (aus zwölf Panneaus be 
stehend), zwei große foo-Hunde aus dem 17. Jahrhundert (Bronze), 
eine Kollektion oon Porzellanfiguren aus dem Anfänge des 19. Jahr 
hunderts, eine Seladon-Vase IC. Jahrhundert), fünf Altargefäße in 
Bmail, ein chinesischer Bmailfisch, ein chinesischer Toileftefisch 
(Back), eine foochow-Cackoase, ein gestickter Seidenrock eines 
Kaisers, mehrere kaiserliche Tributbrokate und eine Kollektion oon 
Bronzen, darunter mehrere Buddhas. Diese Gegenstände sind bis 
auf weiteres in dem an die Galerie des Säulenhofes (Sfubenring 5) 
anschließenden Raum im Verbindungsbau zwischen den beiden 
llluseumsgebäuden der öffentlichen Besichtigung zugänglich gemacht. 
(Die Sammlungen des Barons Sartorio.) ITlan be 
richtet uns aus Triest: Der hier oerstorbene Kunstsammler Baron 
Sartorio oermachte dem hiesigen Kunstmuseum seine mertoollen 
Sammlungen, die u. a. Zeichnungen oon Tiepolo enthalten. Der 
Wert der Sammlungen wird auf über eine million gesetzt. 
(Bin jüdisches HTuseum in Prag.) Vor etwa oier Jahren 
wurde in Prag ein Verein gegründet, der es sich zur Aufgabe 
machte, Denkwürdigkeiten und kulturhistorische Dokumente, soweit 
sie auf die Geschichte des Judentums im allgemeinen und in Prag 
und Böhmen im besonderen Bezug haben, zu sammeln und die 
Sammlungen zu einem „Jüdischen ITluseum“ zu oereinigen. Der 
großen lTlühe des Vereinsausschusses, an dessen Spiße Dr. Hieben 
und lllagistratsrat Stei n stehen, ist es nunmehr mit Unterstüßung 
zahlreicher Gönner gelungen, sooiel denkwürdige Gegenstände zu 
sammen zu bringen, daß am 26. o. ITT. an die Eröffnung des 
„Jüdischen ITluseums“ geschritten werden konnte. Das „Jüdische 
ITluseum“, das sich oorläufig in zmei Räumen im ersten Stock 
werke des Hauses Benediktsgasse 7 befindet, enthält eine fülle 
heroorragender, kulturgeschichtlich wertooller Objekte, die jedem 
großen UTuseum zur Zierde gereichen würden, lllan findet hier 
zahlreiche, mit Gold und Silber gestickte Vorhänge und Aufsäßc 
aus den aufgelassenen drei Synagogen Prags (der Zigeuner-, Hof- 
und Heu-Synagoge), Ihr Alfer wird auf 250 Jahre geschäßl. Da 
neben sieht man mehrere große massioe HTessingleuchter gleichen 
Alters. Einer der feuchter trägt als Aufsatz das jüdische Wappen 
mit dem sog. Schwedenhut. Besondere Aufmerksamkeit oerdient 
eine Thora-Hadenkrönung aus der Synagoge des Joachim Edlen 
o. Popper, deren Spiße das Wappen dieses Adeligen bildet. Auf 
dem einen Vorhänge fallen zwei gestickte, stilisierte Bherubim auf, 
die, aus einiger Entfernung betrachtet, eine auffallende Ähnlichkeit 
mit dem österreichischen Doppeladler aufweisen. Bin weiteres 
Schaustück ist die fahne der Josefstädter (jüdischen) fleischerzunft. 
Jn einer großen Vitrine ist ferner eine Anzahl oon kulturhistorisch 
denkwürdigen Dokumenten aufbewahrt, die sich auf die soziale 
Stellung der Juden im 18. Jahrhundert und im Vormärz beziehen. 
Interessant ist eine Bestätigung über die „luden-Heib-ITlauth“ 
i n Betrage oon 17 Kreuzern, die jeder zugereiste Jude in Brünn 
entrichten mußte, um sich 24 Stunden in der Stadt aufhalten zu 
dürfen. Bin wahres Prachtstück ist die uon Kaiser Josef II eigen 
händig gefertigte Bestätigung der Prioilegien für die jüdische Apo 
theke des Hirsch UTichl JeitteTes. Sie bildet ein aus Pergament 
bestehendes, prachtooll gezeichnetes Buch. Künstlerisch wertooll 
sind auch zwei Eheoerträge spanischen und holländischen Ursprungs, 
die mit reizenden, in Grün und Gold ausgeführten Ornamenten 
geziert sind. Eine Esther rolle mit Kupfern oon dem berühmten 
Kupferstecher J. J. frank ist wohl ein Unikum dieser Art. Das 
merfoöllstc Stück des UTuseums ist das Zunftzeichen der bereits 
erwähnten fleischerzunft. 6s ist ein großer, hohler Zinnschlüssel 
mit Inschriften, in welchem die silbernen Schlüssel zu den Toren 
der Judenstadt aufbemahrt wurden. An den Wänden des zweiten 
Zimmers hängen zahlreiche Kupferstiche, Holzschnitte und Gemälde 
mit Porträts Prager Rabbiner und Gelehrten, darunter ein Ölporträt 
des Oberrabbiners Rappaport oon dem Vater des bekannten 
IJTalers Josef ITT ci nes. Jn einer zweiten Vitrine befinden sich zahlreiche 
zeremonielle Gegenstände aus der alten JTloscheles-Synagoge und 
mehrere Prager Rabbinatssiegel. Von den Altertümern fällt am 
meisten ein silberner Verlobungsring mit einem aufgeseßten 
Türmchen auf. 
(Das Berliner Kupferstichkabinett) erhielt ein inter 
essantes Geschenk in einer italienischen Holztruhe aus der Zeit 
um 1500, die mit Holzschnitten beklebt ist. Das Werk ist be 
merkenswert als Zeugnis dafür, wie in alter Zeit graphische 
Arbeiten zur Dekoration Verwendung fanden. Die Vorderseite der 
Truhe ist mit fünf feldern mit zum Teil kolorierten Holzschnitten 
beklebt. Jn der JJTitte ist eine Stadfansicht dargestellt, an den 
Ecken zmei Ansichten eines Jnnenraumes, auf die eine große 
niandoline aufgeklebt ist. Die Holzschnitte auf dem Deckel sind 
fast ganz zerstört. Wie aus den hier erkennbaren Resten uon 
Knofenwerk heroorgeht, ist das interessante JTlöbel wahrscheinlich 
in JTlailand entstanden.
	        
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