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Seite 234 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 15 
Chronik. 
flutographen. 
(Briefe uon und an Herder,) Von einem roertuollen biblio 
graphischen fund roeifz das „fiterarische Echo“ zu berichten. Der 
Wormser Gymnasialprofessor Bonin entdeckte im Genfer Priuat- 
besitz dreihundert Briefe non und an Herder. Unter den 
Adressanten befinden sich ITlathias Claudius, Georg Förster, Jean 
Paul, Cenz und oor allem Goethe. Der Briefwechsel ist zmar teil- 
meise schon in den 1850er Jahren oeröffentlicht morden, jedoch in 
einer lückenhaften und auch sonst nicht einmandfreien Ausgabe. 
Seither galten die Originale der Briefe als nerschollen. 
(Cin Rembrandf-Brief.) Im Hem Storker Kunsthandel ist 
soeben ein eigenhändiges längeres Schreiben Rembrandts auf 
getaucht, das an den holländischen Dichter Konstantin Huygens, 
den Sekretär der Prinzen uon Oranien, gerichtet ist Das Schrift 
stück, das seit 1871 nerschollen mar, ist in ein Autographenalbum 
eingeklebt. Jan Veth und Dr. Valenfiner haben in dem höchst 
eindrucksooll geschriebenen Dokument eine ganze Reihe kleinerer 
Abweichungen uon der bisher allein bekannten Abschrift gefunden, 
die der Rembrandt-Biograph Vosmaer gemacht hat. Die nächtigste 
betrifft das Postskriptum, in dem Rembrandf seine Adresse nach- 
trägf. Cs lautet: (Ich) rooon naest den syonaeus boereel niuroe 
doel straet. Jan Veth hat daraufhin nunmehr das Haus in der 
Doelenstraet, in dem Rembrandf im februar 1656 mahnte, heraus 
gefunden und mird darüber demnächst ausführlicher berichten. 
Bibliophilie. 
(fiebermann’s „Samson und Dalila“.) fllax fieber- 
manns großes Gemälde „Samson und Dalila“, das 1902 in der 
Berliner Sezession Aufsehen erregte, wurde für die moderne Ab 
teilung des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt a. 111. er- 
morben. Das Bild ist für das technische Können fiebermann’s 
ebenso charakteristisch roie für die Grenzen seiner Begabung in 
bezug auf starke künstlerische Phantasie. 
Bilder. 
(Ci n e Bucha ussteIIung.) Alfred Georg Hartmann schreibt 
dem „Tag“: Im Städtischen llluseum zu Amsterdam, mo dem 
neuen Kunstgeist Hollands ein behagliches Asyl errichtet ist, rourden 
dieser Tage für eine grafje nationale Buchausstellung, für die 
„nationale Tentoonsfelling uan het Back“, zehn Säle geöffnet. 
Ulan nennt die Ausstellung einfach „Het Boek“. Hört man den 
Titel, so mahnt man sich oom Zauber schönrythmisierter Buch 
deckel umfangen, lllan denkt an die hundertfältigen Zierlich 
keiten einer modernen Buchkunst, mit denen nor allem Cngland 
und Deutschland im letjten Jahrzehnt die Tristheit unserer Biblio 
theken aufheiterten. Was indes das geschäftige und doch so 
kunstoolle Amsterdam bietet, ist im Grunde mehr als gut ange- 
roandte Ästhetik. Die Grenzen sind roeiter und freier abgesteckf. 
Der Horizont ist offener. Ulan mandelt in der Gegenroart und 
blickt gleichzeitig in den lichtuollen Bezirk früherer Jahrhunderte 
zurück. Diese tockerheit des Umrisses gibt dieser Ausstellung nor 
anderen Buchaussfellungen ihre Bedeutung. 
Wiemeit Holland an der Crfindung der ßuchdruckerkunst 
selbst beteiligt ist, ist ja eine offene frage. Sogar ITtultatuli 
hat den Kampfruf „Hie Coster! Hie Gutenberg!“ als unsinnig be 
zeichnet. Und die meisten sehen heute das Haarlemer-Cosfer- 
Denkmal zu Unrecht in franz Halsens Hachbarschaft. Uur so oiel 
ist sicher, das herrliche, meerumspülte fand hat bereits im lebten 
Viertel des 15 Jahrhundertes sehr niel Köstliches gedruckt, und 
der Cnschede-Saal in der gegenmärtigen Ausstellung, roo Stich 
proben aus dieser frühen Zeit (bis herein in unser Jahrhundert) 
ausgestellt sind, ist eine Sehensroiirdigkeit ersten Ranges, Was 
ist da nicht alles an Kuriosa aufgespeichert! Heben primitioen 
Druckerpressen und Seherkästen merden alte Druckstöcke und 
ITlatrizen gezeigt Ulan sicht erste Delfter Drucke aus dem Jahre 
1498, dann die Übersetzung des neuen Testaments non Erasmus 
uon Rotterdam (Delft 1524). Und die markigen Elzeuir-fettem 
und rounderuoll gezeichnete Initialen aus dem 16. Jahrhundert 
entzücken das Auge ebensosehr roie die schönen alten Hach- 
bildungen nach Jan uan Eyck und fukas uan feyden. Aus der 
Sijthoffschen Offizin sind die weltberühmten Eodices nach griechischen 
und lateinischen Klassikern ausgestellt. Weitere Glanzpunkte sind 
Scheltemas und Holkemas tonschöne Reproduktionen nach 
Rembrandf, Vermeer, uan Dyck, Jacob IHaris, Israels und Breitner 
und Versluy’s Wiedergaben der Werke uan Gayens, Basbooms, 
Roelofs’ und uan Goghs. Im Saal des Hederlandschen Pers- 
museums, mo man, an die Tagung des Internationalen Verleger 
kongresses anspielend, eine Sammlung alter Zeitungen saroie 
Bilder heroorragender Journalisten und Verleger untergebrachf 
hat, liest man E. de faboulayes Worte als feitmotiu: „Cornptez 
les journaux d’un peuple, vous aurez son rang dans T doli olle de 
la civil isat.ion ; c’est nn t-hermometre. cpii ne trompe jamais.“ 
Auch die Kunst selbst hat einen reichen Anteil an der Aus 
Stellung. Vor allem soll ja der Verleger-Einband roieder mehr An 
mut und Würde bekommen. Und man gibt ihm die, indem man 
die Sachlichkeit des IHaterials durch die Kunst einfacher Ornamente 
adelt und der Vorherrschaft ruhiger farbenharmonien das Recht 
beläfjt. Gute Beispiele für diese Beroegung sind die mirklich 
geschmackuall gebundenen Bibeln der Hederlandschen Bijel-Com- 
pagnie. Und Bücher roie ITlax Rooses „Van Dyck“ (Elseoir-Gesell- 
schaft in Amsterdam) mit seinem in Schroarz und Gold gedruckten 
Cineament auf roeifj- und blauem Untergrund, und „De Bocken der 
kleine Zielen“, uon fouis Couperus (Veen, Amsterdam) und Hof- 
kers „Gedachten und Verbeeldingen“ (uan fooy, Amsterdam), 
zeigen ihrerseits, roie die Aufzenbuchfläche durch spärlichen und 
diskret angebrachten Zierschmuck angenehm belebt merden kann. 
(Cecil Rhodos Cäsaren-Bibliothek.) ln den soeben bei 
fangmans und Co. in fanden erschienenen Erinnerungen an Cecil 
Rhode s uon Thomas full er merden einige für die Denkvueise 
des „südafrikanischen Hapoleon“ sehr bezeichnende ITlitteilungen 
über die Entstehung der Bibliothek gemacht, die Cecil Rhodos in 
Graote Schuur bei Kapstadt zum dauernden Gebrauch für süd 
afrikanische Premierminister anlegen lief]. Den Hauptbestandteil 
dieser Bibliothek bildet eine Reihe uon Übersetzungen altrömischer 
Geschichtsschreiber, die besonders für diesen Zroeck hergestellt 
rourden. Als Rhades 1895 in England roeilfe, lief) er einen bekannten 
englischen Philologen, ITlr. f. A. Humphreys, zu sich kommen 
und teilte ihm mit, dal) er auf seiner Überfahrt uan Südafrika 
Gibbons berühmtes Werk über den Verfall und Untergang des alten 
Rom gelesen und dauan einen so starken Eindruck geroonnen habe, 
dafz er wünsche, eine Bibliothek zu besitzen, die aus allen uon 
Gibbon zu seinem Werke uerroerteten alten Schriftstellern bestehen 
solle. Indessen sollten die Bücher alle englisch sein und deshalb, 
so roeit nötig, die alten Texte ohne jede Kürzung ins Englische 
üersetzf werden. Humphrey brachte auch rasch die nötige Anzahl 
uon ITlitarbeitern, etwa zwanzig, zusammen, und es konnte bald 
eine gröfzere Anzahl uon Bänden nach Südafrika geschickt werden; 
allerdings rourden auijer den englischen Übersetzungen später auch 
die Urtexte in den besten Ausgaben hinübergeschickt, um zugleich 
mit den Übersetzungen benutzt werden zu können, nachdem im 
ganzen einige hundert Bände hinübergeschickt waren, schlug 
Humphreys eine Ergänzung des Unternehmens dadurch uar, dafz 
die besten febensbeschreibungen und sonstigen Arbeiten, die in 
den uerschiedensten Sprachen über die römischen Kaiser erschienen
	        
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