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Internationale Sammler-Zeitung
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die marken non 50 bis 80 Pf. den je^igen markwerten. Die mark-
inerte non 1 bis 20 ITlark haben 40 : 54 millirneter im Umfange
und sind die griffen unter allen europäischen Briefmarken. Sie
tragen in reicher, ornamentaler Ausstattung das Brus‘bild des
Regenten als Häger. Die färben der einzelnen marken sind
3-Pfennigmarke: dunkelsepia auf graubraun, 5-Pfennigmarke:
dunkelgrün auf hellgrün, 10-Pfennigmarke: krapprot auf hellblau,
20-Pfennigmarke: dunkelblau auf hellblau, 25-Pfennigmarke schwarz-
oiolet auf chamois, 30-Pfennigmarke: orange auf chamois, 40-Pfen-
nigmarke: oliobraun auf chamois, 50-Pfennigmarke: braunkarmin
auf graubraun, 80-Pfennigmarke: blauuiolett auf graubraun, 1 1J1.-
lllarke: sepia auf graubraun, 2 m.-ITlarke: dunkelgrün auf hell
grün, 3 m.-marke: krapprot auf chamois, 5 m.-ITlarke: dunkel
blau auf chamois, 10 m.-ITlarke: dunkelkadmium (chrom) auf
hellkadmium, 20 m-ITtarke: schwarzbraun auf elfenbein. Aufjer
den marken gelangen drei Jubiläumspostkarten zu 5 und 10 Pf.
und zu 5 Pf. mit bezahlter Rückantwort, uon Professor Julius
Diez mit besonderem Wertzeichenbild auf der Vorderseite und auf
der Rückseite mit einer allegorischen Huldigung für den Jubilar
geschmückt, in Vielfarbendruck zur Ausgabe, lllit demselben
markenbild werden Postanweisungen und 10-Pfennig-Kartenbriefe,
sowie einige Bahnmarken für die Verwaltung ausgegeben. Die
Gültigkeit der neuen bayrischen Postwertzeichen ist nicht beschränkt.
Am 11, ITlärz wird jedoch der Verkauf der alten bayrischen Post
wertzeichen eingeschränkt. Der Prinzregent hat den Künstlern
für die Anfertigung des ITlarkenbildes wiederholt Sitjungen gewährt
und ist sehr zufrieden mit den wohlgelungenen Arbeiten.
(marken mit gerändertem Wasserzeichen.) Die
„ITtünch. neuesten Flachr.“ melden: ^ür Briefmarkensammler wird
die Hachricht uon Interesse sein, daf} seif ITlontag nachmittag
(23. Januar) an den hiesigen Postämtern eine marke zu 5 Pf.
in dem bisherigen Wappenmuster, aber mit geändertem Wasser
zeichen zur Ausgabe gelangt ist. Die marke, die in Bezug auf
das Wasserzeichen einer Itlarke uom selben Wert gleicht, die oor
mehreren Jahren als Spezialität sehr hohe Preise (100 m.) erzielt
hat, ist zuerst aus Versehen in Aürnberg zur Ausgabe gelangt
und uon Spekulanten, die diese Gleichheit im Wasserzeichen kann
ten, hiesigen Sammlern zu unoerhältnisniäfjig hohen Preisen ange-
bofen worden. 5Ur Briefmarkensammler diene zur Beruhigung,
dafj diese 5 Pf.-lTlarke mit dem neuen Wasserzeichen in einer Auf
lage uon etwa 7 millionen Stück gedruckt wurde. — Zu dieser
IJotiz sei bemerkt, daf3 die bayrische Postoerwaltung uor Ausgabe
der Jubiläumsmarken noch eine neue Auflage einzelner Werte der
jekigen Brief marken-(Emission oeransfaltete, bei der die Wasser
zeichenwellen nicht senkrecht, sondern wagerechf laufen. Die Post
nermandte dazu einen Rest Wasserzeichenpapier, der für den Post
scheckoerkehr schon seit zehn Jahren bereit gehalten war. Die
Grölte der Bogen bedingte die Umkehrung der Wasserlinie für den
Briefmarkendruck.
Uersctiiedenes.
(Die Gieldzinskische Kunstsammlung.) Aus Danzig
wird uns mitgeteilt: Die berühmte Gieldzinskische Altdanziger
Kunstsammlung, deren Besser, der im uorigen Jahre Dersforbene
Rentier L. Gieldzinski, uom Kaiser Wilhelm wiederholt durch
Besuche und Auszeichnungen geehrt wurde, dürfte leider mangels
bereiter mittel unserer Stadt nicht erhalten bleiben. Die (Erben
Gieldzinskis uerhandeln wegen Verkaufs der Sammlung mit einem
Berliner Kunsthändler, der bereits ein Angebot uon einer ITlillion
ITlark gemacht hat.
(Aus den Tagen der Reformatoren.) Jn Konstanz
wird zur Zeit ein denkwürdiges Gebäude abgebrochen, das soge
nannte Hieronymushaus. Ursprünglich ein Teil der Paulskirche
(mit dem Turm), wurde der Bau früher lange Zeit als Kerker
benufit. Hn seinen berühmtesten Gefangenen erinnert eine Gedenk
tafel, es ist Hieronymus Don Prag, der freund und Gefährte
uon Johannes Huf3, dessen Kerker, der Hussenturm, ebenfalls noch
erhalten ist. Jm Hieronymusbau soll Hieronymus während des
Konstanzer Konzils mehr als ein Jahr gefangen gehalten worden
sein, bis er non dort seinen lefjten Gang, zum Scheiterhaufen, am
50. ITlai 1416 antrat. - (Eine grofje Zahl uon bisher unbekannten
Predigten Johann Bugenhagens aus den ersten Jahren der
Reformation hat Dr. theol. et phil. Georg Buchwald, Pfarrer an
der michaelskirche in Leipzig, aufgefunden und ueröffentlichf sie in
dem neuesten Bande der „Quellen und Darstellungen aus der Ge
schichte des Reformafionsjahrhunderfs.“ Sie uermehren unsern
recht kleinen Besif3 an Predigten des Wittenberger Sfadtpfarrers
um 86 Hummern und stammen aus den Jahren 1524-29. Haupt
sächlich sind die neuen Predigten den uon Rörer geschriebenen
Handschriften der Jenaer Uniuersitätsbibliothek entnommen, acht
dagegen stammen aus einer Stefan Rofhschen Handschrift der
Zwickauer Ratsschulbibliothek, zwei aus dem nürnberger Codex
Solger. Lateinische IJachschriften der uon Bugenhagen gehaltenen
Predigten liegen hier oor, nur ab und zu unterbricht ein deutsches
Wort oder ein kleiner Sa<3 in der ITluttersprache. einige uon
ihnen sind thematischer Art, so handelt eine z. B. uon der Ehe.
Sie lassen interessante Blicke in das kirchliche und religiöse Leben
der Wittenberger Gemeinde tun.
(Die ältesten Kalender.) ln diesen Tagen der Jahres
wende lenkt ein interessanter fund die Aufmerksamkeit auf die
ältesten deutschen Produkte der Kalendermacherei, die durch den
Buchhandel dem Publikum zugänglich gemacht wurden. Jn dem
bekannten Rosenthalschen Antiquariat in ITlünchen wurde
nämlich als (Einklebung in einen Wiegendruck uor kurzem ein für
die (Einwohnerschaft Strasburgs und das Jahr 1477 bestimmter
Wandkalender in folioformaf uon 79 Zeilen gefunden, der in der
Offizin des ersten Strafjburger Buchdruckers Johann JTleuteün ge
druckt ist, desselben, den sein Schwiegersohn Ulartin Schott lange
Zeit fälschlich, aber mit Crfolg als den eigentlichen Crfinder des
Drucks mit beweglichen Lettern ausgegeben hat entsprechend
dem Brauche der Zeit ist er ein sogenannter „immerwährender“
Kalender mit Sonnfagsbuchstaben, (Epakten, goldener Zahl und
Tabelle, aus denen sich auch der Kalender der folgenden Jahre
berechnen läfjt und bietet als Text gute astronomische und medi
zinische Lehren, wie schon die (Einleitung besagt: „lloch rot und
beschlnfs der meister des Gestirnes und auch der artjenig so sint
dise nuiue mit irenlessen gesetjet noch dem geworen louf sonnen
mones mit abschneidung der bofen planeten und caude draconis ....
und sind VIT Wochen und IV tag uon wihenachten bisz pfaffen
fastnacht.“ Drei Jahre älter ist der uon geschnittenen Holztafeln
in Ouartformat gedruckte Kalender des Regiomontanus, uon dem
sich fccemplare nur noch in den Königlichen Bibliotheken zu
Berlin, Brüssel und lllünchen befinden und ein Unikum des Briti
schen niuseums, der ebenfalls 1474 erschienene Grand Compost,
oder Calendier des bergeres, der schon durch seinen Hamen auf die
geistige Verwandtschaft mit dem Schäfer-Thomas-Kalender hinweist,
den lllathias Coroinus uon Ungarn 1474 neu berechnen und samt
seinem wunderlichen Inhalt an absurden Wetterregeln, Anweisungen
für den Landwirt und Beschreibung der Himmelsfreuden und Höllen
qualen oiele Jahre durch den Wiener Buchdrucker (Engel in den
Buchhandel bringen lief}, noch älter ist ein ebenfalls in Wien im
Jahre 1460 herausgegebener Almanach pro annis pluribus. An
der Spitze uon allen aber marschiert ein auf zwei Holztafeln in
Groijfolio geschnittener, nur noch in einem einzigen (Exemplar und
zwar in der Königlichen Bibliothek zu Berlin uorhandener Kalender,
den Johannes de Gamundia (Hans uon Schwäbisch-Gmünd) 1439
herausgab. Den ersten, alljährlich mit neuem Inhalt erscheinenden
„Jahreskalender“ gab erst Peypus in llürnberg 1513 herraus, dem
nun bald ähnliche Kalender uon Arndes in Lübeck (1519) und uon
Diez in Rostock (ebenfalls 1519) folgten. Tief ins Ulittelalter zurück
führen dagegen die handschriftlichen Kalender, die uon kundigen
Laien und Klostermönchen mit liebeuollem Sleifs und Sorgfalt be
rechnet und geschrieben wurden, einer der schönsten unter ihnen,
der aus dem Jahre 705 stammende, älteste „Sachsenkalender“ ist
mit blau und rot gemalten Ornamenten und goldenen initialen
für die Sestesdaten geschmückt und weist auch schon die Ulond-
phasen und Tierkreisbilder auf.
(Dörpfelds Ausgrabungen auf Leukas.) Vor kurzem
hat Prof. Dörpfeld seine in mehreren Jahren fortgese. ten Aus
grabungen auf Leukas, die er in der letjten Zeit unter Jllitmirkung
uon Dr P. Göfjler durchgeführt hat, abgebrochen. Die Ausbeute
an ?unden und Cntdeckungen war diesmal bedeutend reichhalti-