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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

Bcnonnell; unu sorgfältiger uurcnmiuuug lnll UCII] ianclgcxxxauuc WCLLCHUI. L. 
Diese nach so vielen Richtungen ausgreifende Transformation der 
Miniaturmalerei vollzieht sich keineswegs, wie auch sonst nicht auf 
künstlerischem Gebiete, unvermittelt oder revoltierend. Die französische 
Sektion der Miniaturenausstellung ist gerade aus dem Grunde so ungemein 
instruktiv, weil sie uns sehr beredte Proben, Blüten der ersten mittelalter- 
lichen - hieratischen - Periode vor Augen führt, die vortrefflich zu den 
frühesten Versuchen der naturalistischen Malerei hinüberleiten: es sind 
noch dazu Zeugnisse, denen bislang die Kunstgeschichte noch wenig 
Beachtung geschenkt hat. 
Unter diesen ist keines merkwürdiger als die altfranzösische Bilderbibel 
(cod. 2554, Bible historiee), die aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts, also 
gerade aus jener Zeit stammt, da die exclusiv kirchliche Kunst ihre Führer- 
schaft an die naturalistische abtreten sollte. Die präpotente Bedeutung, die 
der Illustration bei manchen Handschriften zukam, wird an diesem Beispiel 
ganz besonders deutlich. Der erklärende Text ist auf ein Mindestmass 
beschränkt, auf die schmalen Leisten verwiesen, die sich links und rechts 
vom Hauptinhalt, den Bildern, finden. Diese sind dergestalt angeordnet, 
dass auf jedem Blatte der (nur einseitig bemalten) Pergamenthandschrift 
columnenartig in zwei Reihen je vier goldgrundierte Medaillons erscheinen, 
die alternierend je eine Darstellung aus der biblischen Geschichte und 
unmittelbar darauf eine in den gleichen Raumverhältnissen bildlich vor- 
geführte allegorische Auslegung enthalten. Der auf den oblongen Leisten- 
feldem links und rechts in Vulgärsprache beigeschriebene Text erklärt die 
Bilder mehr oder minder ausführlich; man vergleiche die Legenden auf 
der ersten Seite. 
Links: „Ici depart Dex le jor de la nuit. 
La clartei del jor senefie 1a clartei des angles et de sainte eglise. 
Ici depart dex 1a terre de la mer. et garnist la terre darbres et 
doiseax. et 1a mer de poissons de gros et de menuz. 
La terre senefie sainte eglise. li oisel senefient les diuerses genz del 
monde qi acrochent sainte eglise. 1i gros poisson senefie les gros 
usuriers qi mainiuent t" les petiz ce sunt 1a pouure gent." 
Rechts: „Ici fet dex 1e firmament. 1a terre en mi et la mer entor. 
La terre en mi ferme senefie sainte eglise ferme. 1a mer qi cort 
entor senefie 1a mer del munde qi flaele sainte eglise. 
Icifet dex le soleil et la lune et les estoiles. 1i soleax enlumine la lune. 
Li soleuz senefie tote deuinitei.1a1une senefie sainte eglise. les estoiles 
senefient tote clergie. et cels qi sunt enluminei de 1a deuinitei den." 
" Ein Bild der Hauptzüge dieser Entwicklung gibt A. Lecoy de la Marche in seinem kleinen Hand- 
buch: „Les Manuscrits et 1a Miniature", Paris. s. a. (1884), S. x65 H. Sowohl hier, wie im Abschnitte über 
die niederländische Miniaturmalerei sind einige Bemerkungen Lecoys für unsere Darstellung verwertet worden. 
"" Mangent.
	        
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