ganz deutlich, dass Gott
mit zwei Gesichtern,
einem älteren, lang-
bärtigen und einem jün-
geren dargestellt wird,
und dass auf der Schul-
ter der doppelköptigen
Gestalt eine Taube sitzt;
genau dieselbe Darstel-
lung Endet man nun in
der erwähnten Vatika-
nischen Handschrift,
wovon man sich durch
die von Beissel gebotene
Nachbildung überzeu-
gen kann.
Es ist nicht belang-
los, hervorzuheben, dass
auch in dem neapolitani-
schen Gebetbuch der
Hofbibliothek bei der
Darstellung der T rinität
ein eigenartiges Spiel
mit der den heiligen
Geist syrnbolisierenden
Taube getrieben wird
- sie erscheint dort
(Fol. 2o7b) ganz klein,
nur bei genauester Be-
obachtung erkennbar,
auf dem Kreuzesholze
Dantes Commedia (cod. 260a)
iiatternd, und zwar noch im Nimbus von Gott Vater - denn auch die
Vatikanische Bibelhandschrift weist nach Neapel: sie ist „per manus dompni
Georgii sacerdotis de Neapoli" geschrieben, und die Vermutung, dass auch
die Wiener Bilderbibel in Neapel entstanden sei, erhält durch diesen Ver-
gleich eine Stützeß
In erster Linie sprechen für die neapolitanische Provenienz stilistische
Kriterien; es ist eine anerkannte Tatsache, dass die neapolitanische Malerei
von der Mitte bis zum Ende des Trecento sich in zwei Hauptrichtungen
scheidet, d. h. teils unter dem Einiiuss Giottos, teils unter dem Simone di
Martinos steht: und so finden wir denn auch in diesem Miniaturenwerk,
' Der nufFoL456b unserer Handschrift erscheinende Schreibervennerk: „Qui scripsit scribat, semper cum
domino vivat, Vival in celis Johannes nomine felix" gibt keinen Anhalt für die Provenienzbestimmung.
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