gen Schnitzschule, ein reiches Stück mit zahlreichen Figuren. Aber nur
die Figuren sind gut, die Anordnung, die gedrängte, beengte Composition
ist auf das vollständigste verfehlt. Der Arbeit der Figuren entspricht
auch die des Ornamentes in keiner Weise. Aehnliches ist bei einem klei-
neren Kasten von Moriggl in Brunneck der Fall, wo die schlechte Tisch-
lerarbeit den Werth der Schnitzerei vollständig beeinträchtigt. Solche
Arbeiten müssen, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, vollkommen
oder gleichmässig in jeder Beziehung sein, sonst sind sie nicht einmal
wfür das Lands gut genug. Beachtenswerth um ihrer Entstehung willen
erscheinen noch die aus den Schulen oder Ateliers der Strafanstalten
herrührenden Möbel und Schnitzereien. B. Ludwig, der die Sträflinge in
Garsten für seine Möbelfabrik beschäftigt und ihnen Lehrer und Meister
hält, hat von ihren Arbeiten einen Kasten und ein paar Sessel in Eben-
holz mit Elfenbeineinlagen nach Mailänder Art ausgestellt, die in ihrer
Ausführung ganz vortrefflich sind. Man sieht, wie weit man auch mit
solchen Kräften bei Geduld, Fleiss und geschickter Leitung kommen
kann. Dasselbe ist von den Rahmen und anderen, zum Theil höchst
kühnen Schnitzereien zu sagen, die der von Chr. Ulrich gehaltenen
Schule der Strafanstalt zu Stein entstammen. Uebrigens zeigt die Ausstel-
lung noch andere gute Schnitzarbeiten, darunter eine Füllung mit reichem,
zierlichen Laub von Jäckl ein kleines Meisterstück ist.
Genügt uns die Möbelausstellung nicht zu einem allgemeineren
Urtheil, so lässt uns ein anderer Zweig der Ausstellung, dessen wir zum
Schlusse noch gedenken wollen, nicht im Unklaren. Wir meinen die
Chromolithographien, die mit den vier Anstalten von Sommer, von
Reiüenstein, von Geiger und von Hölzel verhältnissmässig reich und in
ziemlich gleichförmiger Weise vertreten sind. Die Auswahl, die uns vor-
geführt wird, umfasst mehrere Jahre; das Beste ist gewiss darunter und
das Urtheil, das wir über Art und Leistungsfähigkeit uns bilden, wird
wohl der Sachlage entsprechend sein. Da die Gegenstände aber als Ver-
vielfältigungskunst mehr der reinen Kunst denn der Industrie angehören,
so begnügen wir uns mit einigen allgemeinen Bemerkungen.
So viel ist gewiss, das Höchste leisten diese Arbeiten nicht; es wäre
aber auch ungerecht, diese Anforderung an sie zu stellen. Sie streben
auch nicht mehr an, als das Beste in den Kreisen, wo es des hohen
Preises wegen nicht erreichbar ist, durch Gutes und Billiges, möglichst
Gutes, so weit es auf ihrem Wege herzustellen ist, zu ersetzen. Sie wollen
einen billigen Ersatz bieten für theure Oelgemälde, einen Ersatz, der
nicht dem Originale gleichkommt, aber mässigen Wünschen, namentlich
in decorativer Hinsicht, entspricht. Wenn wir bedenken, was sonst an
Lithographien und colorirten oder illuminirten Bildern das Bürgerhaus
oder die öffentlichen Locale uns zeigten, wenn wir zurückblicken oder
noch heute auf das sehen, was die populäre Kunst in weltlichen und
religiösen Gegenständen uns vor Augen führt, so müssen wir der Chro-