der Aeusserungen der erwachenden Kraft und der erwachenden Gedanken,
das ist was zu scheuen, zu vermeiden ist, das ist es was dem Kinder-
geiste leicht Fesseln anlegt, die ihn erdrücken. Fröbels System ist gewiss
gut, aber nur, wenn es wahrhaft gute Anwendung findet.
In Amerika, wo der Kindergarten mit so viel Begeisterung begrüsst
wird, widmen sich ihm nur Frauen und Mädchen von wahrer Bildung,
die nicht der Erwerb, sondern die Freude an der liebenswürdigen That
zu Lehrerinnen macht. Fröbels Idee war es gewiss nicht, untergeordnete
Personen, Mädchen, die nicht viel mehr als Kinderwärterinnen im gewöhn-
lichsten Sinne des Wortes sind, als sogenannte wgelernteu Kindergärt-
nerinnen mit diesem verantwortlichen Amte zu betrauen. Die Weisheit
eines gelehrten Philosophen reicht nicht aus, um mit richtigen Antworten
allen Fragen eines begabten Kindes zu begegnen, und doch werden in
unseren Kindergärten nicht selten ganze Schaaren solcher Kinder unter
die Führung der unwissendsten, geistlosesten Kindergärtnerin gestellt. Die
Verantwortlichkeit ist gross, welche sich die Einzelnen und ganze Körper-
schaften aufbürden, die mit den edelsten Intentionen die Drillung ganzer
Kindervölker übernehmen; mögen sie sich doch auch gegenwärtig halten,
dass zu der Erziehung der Kinder und zur Handhabung der FröbePschen
Methode sehr viel Liebe, Takt, Verstand und Hingebung gehören, kurz
Lehrerinnen im idealsten Sinne, wenn man die Entwicklung des jungen
Geistes nicht schädigen will. .
Was gebildete Frauen als Leiterinnen des Kindergartens zu leisten
vermögen, habe ich auf der Ausstellung} erfahren und ersehen, und darum
mögen, mir wohl zum Schlusse meines Berichtes die wenigen Bemer-
kungen über die Schulen, die den kleinsten Schülern gelten, gestattet sein.
Literaturbericht.
Mykenische Thongefässe. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens
des deutschen archäologischen Institutes in Rom, im Auftrage des In-
stitutes in Athen herausgegeben von Adolf Furtwängler und Georg
Loeschcke. Berlin, A. Asher 81 Comp, 1879. qu.-Fol.
Die wissenschaftliche Forschung war bisher an ausreichender Benutzung von Schlie-
mann's wichtigen Ausgrabungen auf der Burg von Mylreni durch mangelhafte Publication
der Fundstücke und durch die Ungenauigkeit der verßlfentlichten Fundberidlte behindert.
Das vorliegende Werk ermöglicht zum ersten Male, an einer der wichtigsten Denkmäler-
gruppen die rnykenischen Ornamente zu verfolgen, mit anderweitigen ähnlichen zu ver-
leichen und so der Kenntniss ihrer Abstammung und Einwirkung naher zu kommen.
Auf n lithographirten Tafeln werden die in den sechs Burggrabern gefundenen Gefasse
und Fragmente mitgetheilt. woran sich auf Tafel 1: die Fragmente aus dem Kuppelgrabe
beim Heräon schliessen. Innerhalb der Gräber sind die Vasen nach ihrer verschiedenen
Technik geordnet. Der Text ist rein sachlich erklärend, mit genauer Angabe der Fund-
orte. Die wichtigsten Fundnotizen verdanken die Herausgeber der Güte des Ephoros der
Alterthümer in Nordgriechenland, Herrn P. Stamatakis, Commissärs der griechischen Re-
gierung bei Schliemann's Ausgrabungen. Möchte dieser ausgezeichnete Beobachter die
Herausgabe seines Tagebnches nicht mehr lange verzögern.
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