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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 170)

der Aeusserungen der erwachenden Kraft und der erwachenden Gedanken, 
das ist was zu scheuen, zu vermeiden ist, das ist es was dem Kinder- 
geiste leicht Fesseln anlegt, die ihn erdrücken. Fröbels System ist gewiss 
gut, aber nur, wenn es wahrhaft gute Anwendung findet. 
In Amerika, wo der Kindergarten mit so viel Begeisterung begrüsst 
wird, widmen sich ihm nur Frauen und Mädchen von wahrer Bildung, 
die nicht der Erwerb, sondern die Freude an der liebenswürdigen That 
zu Lehrerinnen macht. Fröbels Idee war es gewiss nicht, untergeordnete 
Personen, Mädchen, die nicht viel mehr als Kinderwärterinnen im gewöhn- 
lichsten Sinne des Wortes sind, als sogenannte wgelernteu Kindergärt- 
nerinnen mit diesem verantwortlichen Amte zu betrauen. Die Weisheit 
eines gelehrten Philosophen reicht nicht aus, um mit richtigen Antworten 
allen Fragen eines begabten Kindes zu begegnen, und doch werden in 
unseren Kindergärten nicht selten ganze Schaaren solcher Kinder unter 
die Führung der unwissendsten, geistlosesten Kindergärtnerin gestellt. Die 
Verantwortlichkeit ist gross, welche sich die Einzelnen und ganze Körper- 
schaften aufbürden, die mit den edelsten Intentionen die Drillung ganzer 
Kindervölker übernehmen; mögen sie sich doch auch gegenwärtig halten, 
dass zu der Erziehung der Kinder und zur Handhabung der FröbePschen 
Methode sehr viel Liebe, Takt, Verstand und Hingebung gehören, kurz 
Lehrerinnen im idealsten Sinne, wenn man die Entwicklung des jungen 
Geistes nicht schädigen will. . 
Was gebildete Frauen als Leiterinnen des Kindergartens zu leisten 
vermögen, habe ich auf der Ausstellung} erfahren und ersehen, und darum 
mögen, mir wohl zum Schlusse meines Berichtes die wenigen Bemer- 
kungen über die Schulen, die den kleinsten Schülern gelten, gestattet sein. 
Literaturbericht. 
Mykenische Thongefässe. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens 
des deutschen archäologischen Institutes in Rom, im Auftrage des In- 
stitutes in Athen herausgegeben von Adolf Furtwängler und Georg 
Loeschcke. Berlin, A. Asher 81 Comp, 1879. qu.-Fol. 
Die wissenschaftliche Forschung war bisher an ausreichender Benutzung von Schlie- 
mann's wichtigen Ausgrabungen auf der Burg von Mylreni durch mangelhafte Publication 
der Fundstücke und durch die Ungenauigkeit der verßlfentlichten Fundberidlte behindert. 
Das vorliegende Werk ermöglicht zum ersten Male, an einer der wichtigsten Denkmäler- 
gruppen die rnykenischen Ornamente zu verfolgen, mit anderweitigen ähnlichen zu ver- 
leichen und so der Kenntniss ihrer Abstammung und Einwirkung naher zu kommen. 
Auf n lithographirten Tafeln werden die in den sechs Burggrabern gefundenen Gefasse 
und Fragmente mitgetheilt. woran sich auf Tafel 1: die Fragmente aus dem Kuppelgrabe 
beim Heräon schliessen. Innerhalb der Gräber sind die Vasen nach ihrer verschiedenen 
Technik geordnet. Der Text ist rein sachlich erklärend, mit genauer Angabe der Fund- 
orte. Die wichtigsten Fundnotizen verdanken die Herausgeber der Güte des Ephoros der 
Alterthümer in Nordgriechenland, Herrn P. Stamatakis, Commissärs der griechischen Re- 
gierung bei Schliemann's Ausgrabungen. Möchte dieser ausgezeichnete Beobachter die 
Herausgabe seines Tagebnches nicht mehr lange verzögern. 
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