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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 242)

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oder hier und da Unvollständiges, zumal nach ihrer archäologischen 
Seite, so erfreut man sich doch am Vorhandenen. Manches ergänzt die 
Antwerpener Ausstellung, wo z. B. die französischen Bronzen- und Email- 
arbeiten reicher und vollständiger vertreten sind. Beide Ausstellungen 
zusammen setzen uns vollständig in Kenntniss über das Was und Wie 
der heutigen Arbeit auf dem Gebiete der edlen Metalle, Bronze mit ein- 
geschlossen. 
Das größte Aufsehen von allen Metallarbeiten der diesjährigen 
Ausstellungen haben wohl die japanischen in Nürnberg gemacht und 
gewiss verdientermaßen. Sie sind nicht blos in einer Reichhaltigkeit er- 
schienen wie niemals auf einer Weltausstellung, zeigten nicht nur die 
alten und wohlbekannten Vorzüge, die Mannigfaltigkeit der Technik, die 
Feinheit und Vollendung der Arbeit, die Sauberkeit der Ausführung, die 
charakteristisch natürliche Zeichnung und Naturbeobachtung des Pflanzen- 
und Thierreiches, sondern überraschten auch durch neue und in ihrer 
Art erstaunliche Leistungen und ganz besonders im Email. Wie sie den 
Cloison- oder Zellenschmelz zu wirklichen Gemälden verwendet haben, 
erscheint fast räthselhaft. Ohne Frage, die Japaner sind groß in ihrem 
Genre. 
Ob aber auch wir es sind, wir Europäer, wenn wir ihr Genre 
nachahmen, wenn wir uns nicht begnügen, von ihrer Technik zu lernen, 
sondern es gerade so machen wollen, zugleich mit aller Bizarrerie, welche 
diesem Volke eigen ist? Das ist eine andere Frage. Die Berliner haben 
es gethan; sie haben reine Imitationen, Copien japanischer Metallarbeiten, 
nach Nürnberg gebracht, aber diese Berliner Nachahmungen entbehren 
genau alle diejenigen Vorzüge, welche wir an den Originalen schätzen. 
Besser sind französische Copien, wie wir deren auch einige im 
Oesterr. Museum besitzen, aber auch sie halten neben den Originalen 
nicht aus, für welche sie ein Ersatz sein sollen. Diese Arbeiten sind aber 
Ausnahmen in der französischen Metall- und Emailkunst. Die Regel ist 
- und hier steht Christofle mit seiner großen und glänzenden Aus- 
stellung in Antwerpen obenan - dass die Franzosen von den Japanern 
ihre technischen Vorzüge lernen, ihre verschiedenen patinirten Metall- 
töne, ihre Relieftauschirungen von Silber und Gold in Stahl und Bronze, 
die coloristische Eigenthümlichkeit der japanischen und chinesischen 
Emails, und diese gewissermaßen in's Europäische und Französische über- 
tragen. Es sind moderne europäische Gebrauchsgegenstände, welche sie 
damit verzieren, insbesondere Beleuchtungsgeräthe und Jardiuieren, Ge- 
brauchsgegenstände allerdings von sehr kostbarer Art, und wie sie die 
Formen solcher Gefäße und Geräthe, der Bestimmung gemäß, modern 
halten, so ist auch die Zeichnung der Ornamente und sonstiger Ver- 
zierung europäisch. Es ist also, und das ist das Richtige, mit Hilfe 
dessen, was an japanischer und chinesischer Arbeit gelernt worden, ein 
neues, ein europäisches Kunstgenre geschahen worden.
	        
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