2 Gianlorenzo Bernlni, lavierle Federzeichnung II
von vier Engem getragenes frei stehendes Ziboriu
ningvad. Eremitage
3 Rom, St. Peter. Schrägsicht zum Baldachin und i
Kuppelraum des Domes
g stutzig werden müßte ein kunstverstandiger
iachter darüber, daß in der Leningrader Ere-
ge eine Zeichnung (Abb. 2) Berninis existiert,
welcher das Ziborium getragen von vier zu-
1h Kerzen haltenden Engeln erscheint. Ein gro-
quadratisches Viereck wäre hier als nötiger
zeingenommen wordent, eine Lösung, die in
Iappella dei Sacramento schlechthin undenk-
st, da sie einen Raum von großer Tiefe benö-
und eine absolute Freistellung des Ganzen.
al der Gläubige das von den vier Engeln be-
zte Gevlert umschreiten konnte und damit
Tempel, der das Mysterium der Eucharistie
lelt, als vollrunde Gestaltung begriff.
sam, daß solche ästhetisch-kritische Überle-
ien nicht angestellt worden sind. Noch vor
gen Jahrzehnten lebte eine Generation Ge-
er, die auch bei den größten Werken der
stler noch kritisch denken konnten. Beson-
in Italien war das Prädikat des wstorico e crltl-
'arten wirklich angebracht. Man erinnere sich
in die grimmige negative Bewertung des Alta-
ier Kathedra Petrl durch Giuseppe Delogu",
arto PaneY, Antonio Munoz", ganz zu schwel-
von Jakob Burkhardt. Das Ziborium war da-
. noch nicht in das Blickfeld der Forschung
ckt.
scheint, daß zur Zelt allgemein die ästheti-
in und morphologischen Überlegungen zu-
treten zugunsten einer imponierenden Gelehr-
2
samkeit in geistesgeschichtlichen und ikonologi-
schen Zusammenhängen.
Es sei nicht versäumt, an dieser Stelle als beson-
ders typisch Hans Kauffmann in seinem klassi-
schen Essay zum Tabernakei Berninis mit kriti-
scher Bewunderung zu zitieren":
wBernini wahrte leder Aufgabe ihre Besonder-
heit... Dieser gescharfte Anspruch leitete ihn, als
er das Ziborium, diesen Bestandteil sakraler
Kunst zur Bekrönung des Altars, frei für sich ent-
stehen ließ, und sein Geschöpf verdankt die Ober-
wältigende Wirkung nicht nur seiner Fliesigkeit (!),
sondern in gleichem Maße seinem großartig herr-
scheriichen Alleinsein (!).r
Diese von Kauffmann so gepriesene nFliesigkelt,
überwältigende Wirkung und das herrscherliche
Alleinseina empfindet jeder, der vor diesem Werk
steht, jedoch auch in entgegengesetzter Wertung,
als zu riesig, als das Altarblatt Cortonas überwäl-
tigend, als rücksichtslos herrscherliches Allein-
sein -. Gottlob kann im Folgenden eine Erklä-
rung angeboten werden, welche den Künstler
rechtfertigt.
Das bisher wissenschaftlich nicht ausgedrückte,
jedoch im Effekt vorhandene Dilemma hat be-
wirkt, daß zum Zlborlum keine eigene Werkmono-
graphie vorgelegt worden ist. Das reiche Essay
von Karl Noehles" gilt gleichermaßen Cortonas
Gemälde und Glanlorenzo Berninis Ziborlum. Un-
sere Ausführungen, die nicht als erschöpfende
Anmerkungen 5 - 12
9 Rlldüli Wlttkower, lll. Anm. Z, S. 260, Abh.116. Bei diese
wuri wird der schwebende Tempietto von vier Engeln I
Rechten gehalten, während die Linken Kerzen halten.
' Giuseppe Delogu, La scultura del Selcento a del Settece
renle 1932, S. 39-42.
7 Roberta Pane, Bernini archiletio, Venezla 1953, S. 44 ff.
' Antonio Munoz, Glanlorenzo Bernlnl, Archltetto e dec:
Ruma 1925, S. 2B - 29.
' Hans Kauflmann, Berninis Tebernakel, in: Münchener Ja
NF., lll F Vi,1955, S. 225.
"' Karl Noehles, lll. Anm. 4, gibt vor allem wertvolle Details
tonas Ailürblütt. Interessent sind die Hinwnise au! früher
sorlsche Ziborlan. sie haben jedoch keinen EinliuB auf
Eowelslührung.
" Decretaa et Fteaolutlones Rev. Febhr. S, Pietro ab anno '
annum 1560, VOI. ISS, Sitzung vom 17. März 1867.
(im Archiv der Febbrlca ohne Schwierigkeiten elnzusehl
" Hoberto Battaglla, La Cattedra Berniniana dl San Fletri
1943 (ll. S. 154.