MAK
Nr. 8 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 119 
von Cittadella bei Urbino eine plastische Arbeit aus dem 
14. Jahrhundert gestohlen, die von den Kunstgelehrten Deila 
Robbia zugeschrieben und auf einen Wert von 60.000 Lire 
taxiert wird. Die polychrome Terrakottarbeit stellt eine Ma 
donna mit Kind vor. Der Ausdruck der Gottesmutter besonders 
ist von tadelloser Schönheit und Milde, das Werk wurde stets 
als eine der Schönsten Arbeiten des italienischen Meisters 
selbst oder eines seiner Schüler bezeichnet. Der Dieb dieses 
seltenen Werkes ist nunmehr in einem, in dem Cittadella nahe 
gelegenen Flecken Sarteano wohnenden Altertumshändler 
Morgantini entdeckt worden. Ein Geheimpolizist trat dort 
als reicher Fremder auf, nachdem bekannt geworden war, daß 
Morgantini eine alte Skulptur zu verkaufen hätte. Der Dieb 
der das wertvolle Stück mit 16.000 anbot, ging in die Falle, 
und so erhielt der italienische Staat seinen Deila Robbia wieder. 
Museen. 
(Dr. Abraham Bredius), der berühmte holländische 
Kunstgelehrte, wurde dieser Tage 60 Jahre alt. Besonders 
dem Haager Museum, das Bredius früher leitete, ist seine aus 
gezeichnete Kennerschaft und sein Sammlergeschick zugute 
gekommen. Neben Bode und Karl Madsen (Kopenhagen) ist 
Bredius heute der hervorragendste Kenner Rembrandts. 
(Von der Dresdener Gemäldegalerie.) Ein Zyklus 
von 20 Gemälden von Max Sie vogt ist für die königl. Gemälde 
galerie in Dresden erworben worden. Die Bilderreihe, die 
der Maler voriges Frühjahr auf einer Reise durch Ägypten 
geschaffen hat, wird als so bedeutende künstlerische Leistung 
angesehen, daß die beschließende Dresdner Künstlerschaft 
sich einstimmig für die Erwerbung erklärte. In der zu erbau 
enden neuen Galerie wird Slevogt ein besonderer Saal cinge- 
räumt werden. Die Galerie Arnold, welche die Verhandlungen 
führte, ist mit der ersten Ausstellung beauftragt worden. 
(Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie.) 
Im Saal der Plastiken im Erdgeschoß der Berliner National 
galerie wurde jetzt eine neue Erwerbung aufgestcllt: ein kleines 
Bronzewerk von Professor Ernst Moritz Gcyger, dem in 
Florenz wirkenden deutschen Künstler. Es ist eine Onyxschale 
mit bronzenem Schmuck und einem figürlichen Sockel aus 
Bronze. Diesen hohen Sockel der Schale bildenden Jünglinge, 
Mädchen und Kinder, die sich in einer Art hohen Reliefs als 
säulenhafter Stamm gruppieren. Die Galerie besitzt bereits des 
Künstlers Handspiegel mit der Venus, den er für die Kaiserin 
schuf. Im ersten Stock der Galerie findet man als neues Stück 
eine kleine reizvolle Alpenlandschaft von J. W. Schirmer, 
dem Lehrer Böcklins. 
(Ein Museum für Beleuchtungswesen in Berlin.) 
Die Berliner sind auch während des Krieges Lichtfreunde, 
und sie geben dies auch dadurch kund, daß sie gegenwärtig, 
aller Sorgen ungeachtet, daran gehen, in dem museenreichen 
Berlin noch ein „Museum für Beleuchtungswesen“ 
zu errichten. Zur Verwirklichung dieses Vorhabens wird Berlin 
selber aus der Entwicklung und Vervollkommnung seines 
Beleuchtungswesens eine Menge beisteuern können. Vor hundert 
Jahren sah es in Berlin mit der öffentlichen Beleuchtung 
noch trüber aus als jetzt in dem durch „Tauben“ und „Zeppe 
line" verängstigten Paris. Berlin hatte schon 1682 eine regel 
mäßige Straßenbeleuchtung erhalten. Auf Geheiß des Großen 
Kurfürsten wurden damals kleine, dreiseitige Laternen auf 
hölzernen Pfählen aufgcstellt, die nach einer gleichzeitig er 
lassenen Beleuchtungsordnung zu benutzen waren.. Erst 1803 
traten in den Hauptstraßen an die Stelle dieser einfachen 
Laternen größere, vierseitige, mit Doppelscheinwerfern ver 
sehene Hängelaternen. Die solcherart bewirkte öffentliche 
Beleuchtung wurde von der Polizei unterhalten, und die Kosten 
wurden aus den Nachtwachgeldern bestritten. Damit kam 
man jedoch bei weitem nicht aus, und der König, der auch 
abends von seiner Hauptstadt etwas sehen wollte, legte das 
Fehlende, 24.000 Taler jährlich, zu. Nach 1806 war aber weder 
beim Könige, noch beim Staate, noch bei der Stadtverwaltung 
Geld für die Beleuchtung Berlins vorhanden, und die Ölhändlcr 
wollten das für die Speisung der Laternen nötige Öl nur gegen 
Barzahlung hergeben. Man schränkte infolgedessen die Brenn 
zeit auf wenige Stunden täglich ein und beschloß, in hellen 
Nächten die Beleuchtung ganz einzustellen. Schließlich gelang 
es, Geld aufzutreiben. Gleichzeitig erklärten sich die Ölhändler 
bereit, ihre Forderungen für das gelieferte Öl zu stunden. 
So blieb Berlin auch in jenen schlimmen Jahren nicht ohne 
öffentliche Beleuchtung. Viel Staat war mit ihr aber nicht zu 
machen; auch dann nicht, als die Freiheitskriege glücklich 
beendet waren und Berlin sich der Segnungen des Friedens cr- 
ireute. Am 27. Jänner 1816 erschien in einem Wochenblatt 
eine Warnung vor den Berliner Straßenlaternen. Sie ließen 
Öl durch, und das herabträufelnde Öl beschmutzte und ver 
darb die Kleider und die Hüte der Vorübergehenden. „Schon 
hat dies Unglück", hieß es in der Warnung, „mehrere Frauen 
getroffen. Sie gingen, ohne der Gefahr zu denken, längs dem 
Bürgersteige. Gerade unter der Laterne sich befindend, fiel der 
Tropfen, verdarb den feinen, seidenen Hut, oder den trefflichen, 
seidenen Pelz, und manche gute Frau glaubte wohl gar, daß 
Bosheit der Vorübergehenden die Veranlassung dieser Verderb 
nis gewesen. Vor der Hand gibt es da keine Hilfe als — Vorsicht. 
Ich mache die edlen Frauen Berlins darauf aufmerksam, 
mögen sie den Gang gerade unter den Laternen vermeiden und 
sich entweder ein wenig mehr rechts oder links fortbewegen.“ 
Als so bewegliche Klagen über die Berliner Straßenbeleuchtung 
laut wurden, führte Paris in seinen Straßen bereits die Gasbe 
leuchtung ein. Gegen diese Neuerung machte sich in Deutsch 
land vielfach Abneigung geltend. Am 28. März 1819 veröffent 
lichte die „Kölnische Zeitung" einen längere Auslassung, in 
der aus sieben Gründen, aus theologischen, juristischen, medi 
zinischen, philosophisch-moralischen, polizeilichen, staats- 
wissenschaftlichen und volkstümlichen, die Gasbeleuchtung 
für schädlich und verwerflich erklärt wurde. In Berlin vermochte 
man keinen von diesen spaßhaften Gründen anzuerkennen. 
Trotzdem vergingen noch über sieben Jahre, bevor, am 19. Sep 
tember 1826, innerhalb seines Gebietes die ersten Gaslaternen 
brannten. Paris war mit dieser, einen ungeheuren Fortschritt 
darstellenden Beleuchtungsweise den Berlinern um reichlich 
zehn Jahre voraus. Auch in der elektrischen Beleuchtung, mit 
der in Berlin am Abende des Sedantages des Jahres 1882 von 
der obersten Galerie des Rathansturmes aus begonnen wurde, 
besaß Paris, das auf seiner ersten, nach dem Kriege von 1870/71 
veranstalteten Weltausstellung mit dem Bogenlichte des 
Russen Jablochkow umfangreiche Versuche gemacht hatte, 
anfangs einen erheblichen Vorsprung. Berlin ist aber allmählich 
nicht nur nachgekommen, sondern hat Paris auch in dieser 
Beziehung überholt. 
(Das städtische Obernier-Museum in Bonn) hat 
von einer Mitbürgerin, die ihren Namen nicht genannt haben 
möchte, Hans Thomas Bachlandschaft mit Anglern zum Ge 
schenk erhalten. 
(„Japan und das Ausland" in Museumsurkunden.) 
In der dem Publikum noch zugänglichen ethnologischen Ab 
teilungen des Berliner Museums für Völkerkunde ist gegen 
wärtig besonders interessant der Pultschrank 181 der ostasiati 
schen Sammlung: Japan und das Ausland. Er enthält unter 
anderen des berühmten Hokusai Darstellung der ersten 
Europäer, die nach Japan gelangten, nämlich der Begleiter des 
Portugiesen Fernando Mendez Pinto, welcher im Jahre 1542 
Japan entdeckte,. und die Japaner mit dem Gebrauch des 
Schießgewehres und der Bereitung des Schießpulvers bekannt 
machte. Ferner die Abbildung des berühmten Daimyo von 
Sendai an der Ostküste der Hauptinsel Hondo, der 1614 eine 
Gesandtschaft junger getauftcrEdelleute an denPapst abordnete, 
die sechs Jahre in Europa blieb und auch im Eskurial empfangen 
wurde. Sehr interessant ist die Photographie eines Ölgemäldes
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.