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Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g
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fehlung und Unterstützung den Weg in die Pariser
Öffentlichkeit zu bahnen, um ihn „selbst mit dem
geringsten, was Ihr gütiger Wille beschließen sollte,
das Leben wenigstens zur Hälfte zu retten“. Der Brief
schließt: ..Mit allen Sünden und Schwächen, Not und
Jammer empfehle ich mich Ihnen ehrfurchtvoll, die
Erlösung von allem Übel durch Gott und Sic erflehend.
Bleiben Sie mir hold, so ist mir Gott aber auch nahe,
deshalb gedenken Sie ein klein wenig Ihres in glühender
Verehrung ergebenen Dieners Richard Wagner.“
In einem anderen Briefe, datiert 15. Februar 1840,
verleiht Wagner dem Dankgefühl, das ihn seinem
Protektor gegenüber beseelt, einen geradezu über
schwenglichen Ausdruck. Man höre nur: „Ich sehe —
— kommen, daß ich Sie von Aeonen zu Aeonen
mit Dar kes-Stammeln verfolgen werde . . . Die Ver
sicherung . . . kann ich Ihnen geben, cla.ß ich auch da
(in der Hölle) noch Dank stammeln werde . . .“ Unter
zeichnet ist das Schreiben: „Ihr mit Herz und Blut
ewig verpflichteter Unterthan Richard Wagner.“
Fünf Jahre später, am 27. Dezember 1845, richtete
Wagner an seinen „hochverehrten Freund und Gönner“
ein Schreiben, worin er ihm von seinen vergeblichen
Bemühungen um die Aufführung der Oper . Tann
häuser“ bei dem Berliner Generalintendanten von
Küstner Bericht erstattet. Nur das Versprechen,
einer Aufführung des „Rierzi“ näher zu kommen,
habe er erhalten können. Allerdings habe ihm der
Dresdner Intendant den Wunsch ausgedrückt, seine
Opern in Dresden geben zu wollen, aber er ziehe Berlin
vor. „Dresden ist zum übrigen Deutschland gehalten
eine anständige Provinzstadt, und seine Stimme verübt
keinen Einfluß! Berlin ist die einzige Stadt, die diesen
nötigen Einfluß übt . . . und dieses Berlin bleibt mir
so gut wie verschlossen . . . Diese Lage der Dinge in
Deutschland ist für mich so niederdrückend, daß, wäre
ich nicht ein armer Teufel — ... ich mich schon längst
entschlossen haben würde, die Verbreitung meiner
Opern gänzlich aus dem Auge zu lassen . . .“ In diesem
Dilemma erbittet er von Meyerbeer, der ihm früher
einmal erlaubt habe „gränzenlos freimüthig“ gegen
ihn zu sein, Rat und Hilfe. Der Brief schließt: „Mit
wahrster und dankbarster Hingebung verbleibe ich
Ihr gehorsamster Richard Wagner.“
Bald darauf, am 4. Jänner 1846, sendet der Dichter-
Komponist seinem Protektor das Manuskript der
Dichtung seiner neuen Oper „Lohcngrin“ ur.d legt
ihm bei diesem Anlaß die einfache, aber vielsagende
Bitte ans Herz; „bei dem König von Preußen den
Auftrag zu erwirken, diese Dichtung für sein Hof
theater in Berlin zu komponieren“. Sollte es zweck
mäßig sein, dem König die Dichtung selbst vorzulegen,
so würde er sich dazu schleunigst in Berlin einfinden.
Daß aus diesem Plane nichts wurde, ist bekannt.
Die Erstaufführung des „Lohcngrin“ hatte Wagner
vielmehr seinem Freunde Franz Liszt zu verdanken.
Am 28. August 1850 ging sie zum ersten Male am
Hoftheater in Weimar in Szene. In der Berliner Hof
oper kam das Werk erst neun Jahre später zur Dar
stellung.
Von Mozart ist in der Sammlung ein eigenhändiges
vollständiges Musikmanuskript mit Namen „di Wolf-
gango Mozart“ am Kopfe des Notentextes, 6 zehn-
zeilige Blätter in Querformat, aus drei ineinander
gelegten Lagen von je 2 Blättern bestehend, enthalten.
Hiervon bildet Blatt 1 das Titelblatt mit folgender
Aufschrift von fremder älterer Hand: „Conservati
fedele Soprano 2 Violinj viola e Ba.sso“ nebst Notizen
von Vorbesitzern des Manuskripts, Die in. Par
titur geschriebene Arie beginnt auf Blatt 2 und umfaßt
8*4 Seiten. Das aufs schönste erhaltene Autograph
ist in eine Maroquin-Mappe gelegt.
Auf der Rückkehr von.der zweiten großen Kunst
reise, die Leopold. Mozart mit seinen beiden Kindern
Wolfgang und Marianne im Juni 1763 nach Süd
deutschland, Paris und London angetreten hatte,
langten sie am 11. September 1765 im Haag an und
fanden dort beim Prinzen von Oranien (Wilhelm V.,
Erbstatthalter der Niederlande) und seiner Schwester,
der Prinzessin Karoline von Nassau-Weilburg,
die freundlichste Aufnahme. Infolge einer lebens
gefährlichen Erkrankung beider Kinder verzögerte
sich der Aufenthalt in der holländischen Residenz
länger als es geplant war; erst im April 1766 konnte
die Familie ihre Reise fortsetzen, die nochmals nach
Paris ging und sie gegen Ende November nach einer
Abwesenheit von fast 3% Jahren in die Heimat zurück
führte. Unter den von Wolfgang im Haag kompo
nierten Werken waren einige Sopranarien eigens für
die Prinzessin Karoline geschrieben, der auch sein
gedrucktes opus IV — 6 Sonaten für Klavier und
Violire (Köchel-Vei z. Nr. 26 -31) —- gewidmet ist.
Von diesen Arien hat sich nur eine und überdies noch
in zwei eigenhändigen NiecUrschriften erhalten: es ist
die hier vorliegende, deren Textworte „Conservati
fedele“ der namentlich durch Hasses Komposition
(1730) bekannten Oper „Artaserse“ von Metastasio
entnommen sind. Im Köchel-Verzeichnis ist sie als
Nr. 23, in dem großen Mozart-Werk von T. de Wyzewa
& G. de Saint-Föix (Paris 1912) als Nr. 30 angeführt.
Aus der weiteren Fülle von Autographen seien die
von Bismarck, Fr. von Schiller (intimer Brief an
Gottfried. Körner über den gemeinschaftlichen Jugend-
freur.d Ludwig Ferdinand Huber), Arndt, Fichte.
Schlegel, Voltaire, Wieland, Börne, Grieg,
E. T. A. Hoffmann genannt, womit natürlich die
berühmten Namen, die da Vorkommen, noch lange
nicht erschöpft sind.
Chronik.
Ansichtskarten.
(Abbildungen von • Alpenpflanzen.) Von der „Pho
to £ 1 o b‘' - Abteilung der Vereinigten Kunstanstalten A.-G.
Zürich worden zwei neue Serien (Nr. 22 und 33) ihrer bunten
Ansichtskarten herausgegeben, die es wohl verdienen, daß
weitere Kreise auf sie aufmerksam gemacht werden. Es sind
je 12 Darstellungen von Alpenpflanzen, nach Naturauf
nahmen- auf hoher Alp von Wilhelm Heller in Chromo
lithographie ausgeführt. Sie zeichnen sicli, von andern ähnlichen
Serien, mit denen der Postkartenmarkt überschwemmt wird,
vorteilhaft aus; einmal durch die Beschränkung auf das
wirklich, Aufgenommene: es sind keine vergletscherten Gebirgs-
stöcke in den Hintergrund hineingemalt, so daß ganz unmög
liche perspektivische Verhältnisse entstehen, sondern es ist
eben schlicht und wahr die Aufnahme der unberührten Natur
wiedergegeben. Dann ist auch die Konturierung scharf und
die Farben passen gut in die Konturen und sind meist trefflich