DER WEIZERSAAL 1
GRAZ iß VON K. LACH
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ZU
NTER der stattlichen Reihe altsteirischer
Original - Wohnräume unseres neuen
steierrnärkischen culturhistorischen und
Kunstgewerbe-Museums kann der aus
dem Schlosse Radmannsdorf in Weiz
stammende Prunksaal als das bedeutend-
ste Werk bezeichnet werden.
Der Saal gelangte im Erdgeschosse
des Museums unverändert zur Aufstellung
und bildet nun daselbst den Kernpunkt
jener zahlreichen Sammlungen, welche den vornehmsten historischen
Besitz des Landes Steiermark zur Darstellung bringen. Aber auch
im Vergleiche mit den im Lande noch vorhandenen Resten einstigen
Kunstschaffens kann der Weizer Saal als ein würdiger und charakte-
ristischer Repräsentant jener Prunkgemächer angesehen werden, wie
solche die Frührenaissance in grösserer Anzahl in den Schlössern der
Steiermark erstehen liess, der allen anderen gegenüber noch den
grossen Vorzug seiner nahezu vollständigen Erhaltung aufweist.
Das Schloss Radmannsdorf dürfte schon um 1550 wahrscheinlich
durch den Schöpfer des Grazer Landhauses Domenico de Lalio unter
Otto von Radmannsdorf erbaut worden sein, während die Ausstattung
unseres Prunkgemaches erst vierzehn Jahre später und, wie wir
noch sehen werden, von deutschen Meistern erfolgte. Das Schloss
wechselte des öfteren seinen Besitzer, gelangte im XVII. Jahrhundert
an das Jesuiten-Collegium und verblieb ihm, bis der Orden im
Jahre 1773 aufgehoben wurde, worauf es unter die Herrschaft der
Staatsgüter-Administration kam.
Als ich im Jahre 1875 diesen gänzlich unbeachteten Schatz des
im übrigen vollständig für Kanzleizwecke der k. k. Bezirkshauptmann-
Schaft umgestalteten Schlosses auffand, diente der Saal als Rumpel-
kammer und enthielt das alte Actenmaterial des genannten Amtes und
in einer Ecke aufgeschlichtet die Reste des Archivs der Marktgemeinde
Weiz. Der vornehmste Schmuck des Saales, seine Holzdecoration
war noch nahezu vollständig erhalten. Alle Holztheile waren grau, die
Thüren überstrichen und von den schönen Intarsien war für das unge-
übte Auge nichts zu sehen. Nur eine Säule und ein Theil der umlau-
fenden Bank fehlten - erstere war einige Tage vor meiner Ankunft