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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 5)

Feuerbach, Böcklin, Thoma von der Darstellung 
alles dessen ab, was das Zeitinteresse fordern 
würde. Es ist dies nur zu begreiflich, wenn 
man bedenkt, dass heutzutage die Produciion 
von der Forderung gegenständlicher Darstellung 
beherrscht wird. Die Zeit verlangt die Be- 
theiligung der Kunst an allen ihren Aufgaben, 
ohne weiter damach zu fragen, wie die Kunst 
dabei ihren eigenen Aufgaben gerecht werden 
kann; sie nimmt die Unfähigkeit in ihren Dienst, 
die zufrieden ist, wenn sie um des Inhaltes 
willen ihren anspruchsvollen Leistungen den 
Schein einer Bedeutung geben kann. Die Kunst, 
die sich um ihrer selbst willen geben möchte, 
sieht sich unwillkürlich von den Lebensgebieten 
verdrängt, die sich ihr ungesucht darbieten 
würden." Man wird dieser pessimistischen An- 
ArtburVolkrnann, sicht von der künstlerischen Cultur unserer 
Mädchen mit Spiegel. Zeit nicht ganz unrecht geben können, zumal 
wenn man bedenkt, von wie hoher Seite das 
gegenständliche Interesse in der Kunst ganz zielbewusst in den Vorder- 
gnmd gedrängt wird. ' 
Aber, wie gesagt, die Volkmannsche Kunst hat gegenständliches 
Interesse nur in geringem Masse. Sie hat auch nichts specifisch 
Modernes; die berühmte „Unruhe der modernen Seele" liegt ihr 
ganz fern, vielmehr eignet ihr die stille Grösse der Blütezeit alt- 
griechischer Kunst. Damit soll nicht gesagt sein, dass Volkmann 
ein Nachahmer der Antike wäre. Nur die gleiche Auffassung, die 
gleiche Stellung zur Natur Führt auch zu den ähnlichen Ergebnissen. 
Goethe hat in „Winckelmann und sein Jahrhundert" die Aufgabe 
jener griechischen Kunst mit treffenden Worten zusammengefasst. 
Er sagt von „den Alten, besonders den Griechen in ihrer besten 
Zeit": „Die Alten fühlten ihre einzige Behaglichkeit innerhalb der 
lieblichen Grenzen der schönen Welt. Hierher waren sie gesetzt, 
hierzu berufen, hier fand ihre Thätigkeit Raum, ihre Leidenschaft 
Gegenstand und Nahrung. Alle hielten sich am Nächsten, Wahren, 
Wirklichen fest, und selbst ihre Phantasiebilder haben Knochen und 
Mark. Der Mensch und das Menschliche wurden am wertesten 
geachtet, und alle seine inneren, seine äusseren Verhältnisse zur 
Welt mit so grossem Sinne dargestellt als angestaunt. Das letzte 
Product der sich immer steigernden Natur ist der schöne Mensch. 

	        
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