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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

Sonnenkraft, nichts von der Zerlegung der Farbenflecke; aber dennoch 
sehen sie schon die Natur mit eigenen Augen, malen um des Malerischen, 
nicht um des Litterarischen, des Interessanten, des innerlich Witzigen willen. 
Aus solcher Kunst konnte sich 
dann die reife und volle Art Turners 
herauskrystallisiren, des ersten mo- 
dernen Malers, wenn man den Be- 
griff „modern" auf das besondere 
Verhältnis des Künstlers zum Ziele 
und den Grenzen seiner Kunst be- 
zieht. Ich meine, die grosse Wand- 
lung liegt eben darin, dass mit 
Turner die Malerei beginnt, das rein 
Malerische, also Farben- und 
Linienwirkung i aufs höchste zu 
achten, dass eine neue Zeit un- 
gemein intensiver Naturliebe be- 
ginnt, und dass die bildende Kunst 
mit Ernst danach trachtet, individu- 
elle, auf die eigene Impression allein 
zurückgehende Landschafts- oder 
Menschenbilder zu schaffen. Heute 
klingt all das, da wir uns wieder 
auf dem Wege zu einer stilkunst Ausstellung in Glasgow, Ruhebank von 
befinden, gar nißht fevolutignifend, Mssrs. Whylie and Lochhead Ltd. in Glasgow 
die Franzosen, die Manier von 
Fontainebleau so gut wie die von Barbizon, haben das Publicum sehen 
gelehrt, man erschrickt heute nicht mehr vor rothschillernden Bäumen - 
und doch, eine Landschaft Turners, eine seiner unzähligen Darstellungen des 
Meeres oder der Küste oder des Flachlandes ist eine Enthüllung von der 
Vielheit der Farben und Lichter, mit denen die Sonne spielt, und die wir 
erst wieder in der Natur selbst zu sehen durch die Malkunst gelernt haben. 
Turner und mit ihm Pinwell, dessen Figuren so interessant gesehen 
sind wie Turners Landschaften, sind Nuancenmaler, jeder Ton wird ver- 
theilt, jedes zitternde Licht nochmals zerlegt. Es ist vielleicht bekannt, 
dass Turner von Ärzten und Physiologen eine Augenkrankheit nachgewiesen 
wurde, eine Anomalie, die seine Gesichtswahrnehmungen absonderlich 
gestaltete, weil sich ihm alles in Zertheilungen und Brechungen zeigte. 
Diese Aufklärung, so wertvoll sie auch ist, vermag natürlich die 
Bedeutung seiner Kunst für die Entwicklung; nicht zu mindern. In dem 
Glasgower Saal so gut wie durch einen Blick in sein Sketch-Book erhält 
man- den Eindruck, vor dem Ahnherrn moderner Naturmalerei zu stehen. 
Und Turner war auch der erste grosse Kunsteinfluss, der über John Ruskin 
kam. Die erste Erschütterung bedeutete bei diesem conservativ veranlagten 
 
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