Denken wir an Klin-
gers Übersetzung
„GriffelkunsW für gra-
phische Kunst, denken
wir ferner an den Ur-
sprung des letzteren
Wortes von graphein
zschreiben undzeich-
nen, so werden wir
schon der Pastellmale-
rei und Farbstiftzeich-
nung, die ineinander
übergehen, zum min-
desten eineÜbergangs-
stellungzuweisen müs-
sen, während die
Zeichnung unzweifel-
haft zu den graphi-
schenKünstengehören
würde. Wollten wir
nur die mechanische
Vervielfältigung als
Merkmal der graphi-
schen Kunst gelten las-
sen, so würden auch
Pastell und Zeichnung
wegfallen. Ohne uns
auf die grundsätzliche Entscheidung dieser Frage einzulassen, halten wir
uns hier einfach an die durch die Ausstellung gegebenen Verhältnisse.
Gehen wir zunächst auf die österreichische Abtheilung ein. Der Vor-
tritt gebürt William Unger. Er darf sich rühmen, der Begründer der
modernen Radirung zu sein; auf seinen Schultern stehen alle, die seit
vier Jahrzehnten mit Nadel und Ätzwasser die Kupferplatte bearbeitet und
die Radirung weiter geführt haben als er selbst. Auch Unger ist mit der
Zeit gegangen, er hatte nicht Nachbildungen, in denen er uns einst so
Überraschendes bot, ausgestellt, sondern bot eigene Leistungen dar, und
man muss sagen, dass auch diese sich durch Geschmack in der Auffassung
und Feinheit der Ausführung auszeichnen, sein Selbstbildnis nicht minder
wie die drei Landschaften, welche die Vorzüge der älteren Wiener Land-
schafterschule an sich tragen, wenn sie auch den modernen Ansprüchen an
malerische Wirkung nicht mehr völlig genügen. An ihn schliesst sich
Ferdinand Schmutzer mit vortrefflichen Leistungen an. Die Radirung „Dame
mit "Pferd" ist vielleicht mit Rücksicht auf den Gegenstand zu gross aus-
geführt; aber in der Zeichnung wie in der malerischen Wirkung ist sie tadel-
Romney, Mrs. Robinson (Wallace Collection)