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Die Tendenz,
das Erzeugnis ge-
werblicher Klein-
kunst durch An-
leihen bei der
grossen Kunst un-
natürlich hinaufzu-
schrauben, ist aber
nicht allein in der
Porzellanmanufak-
tur, sondern im ge-
samten Kunstge-
werbe jener Zeit zu
verfolgen, und ist
bis heute noch nicht
verschwunden.
DerPorzellan-
fabrik aus diesem
Vorgehen
einen Vorwurf zu
machen ist deshalb
ungerecht, weil es
unmöglich ihr Be-
ruf Sgin konnfg, ein Teller, mit Vergoldung und bunten Malereien, signiert Weixlbaurn
Genre im Gegen- (Katalog N" "s"
satze zur allgemeinen Geschmacksströmung zu schaffen. Frägt man
aber, welche Qualitäten sie innerhalb dieser Strömungen erreichte, so muss
ihr auch in diesem Falle das höchste Lob gespendet werden.
Ebenso stehen die auf Unterschalen, Platten, Tellerrändern, Kaffee-
tassen und Vasen angebrachten Veduten, Städtebilder und Ansichten
einzelner Gebäude prinzipiell mit einem rein dekorativen Zweck solcher
Malereien im Widerspruch. Sie bringen durch die rein bildmässige Be-
handlung ein fremdartiges Element in die Dekoration, und werden in erster
Linie um des Interesses willen oder zufolge der Erinnerung, die sich daran
knüpft, angefertigt. Umso bewundernswerter ist in den meisten Fällen der
sichere Griff, mit dem die ornamentale Wirkung des Motivs entdeckt und
zum Ausdruck gebracht wurde. Diese Landschaften sind manchmal auch
monochrom behandelt, in der Regel sind sie aber, wie es in der damaligen
Aquarellmalerei üblich war, in leichten Lasurfarben abgetönt, während
dunkle, scharfgeführte Linien die eigentliche Zeichnung bilden.
Die meisten der in der Ausstellung befindlichen Porzellane mit Ansichten
tragen Jahresstempel nach 1800. Nur eine im Besitze des Herrn v. Metaxa
(Katalog Nr. 1376) mit der Ansicht der alten kaiserlichen Münze, trägt den
Jahresstempel 86.