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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 2)

Wisteria-Laube in einem Park von Tokio 
 
Bambusgeflecht, knorriges zu phantastischen Gebilden umgeformtes Pfahl- 
und Astwerk!" 
Für ]apan gilt diese allgemeine Charakteristik Sempers nur um so mehr, 
weil dort die Anwendung von Stein oder Ziegeln in den Aufbauten noch 
weiter eingeschränkt ist, wie in China und ganz rudimentär bleibt gegen- 
über der fast ausschließlichen Anwendung von Holz, Metall, Geflecht und 
Papier. Die Rücksichtnahme auf Erdbebengefahr und Wirbelstürme hat in 
Japan eine besondere Weiterbildung der gekennzeichneten Prinzipien 
hervorgerufen. Die Bauwerke sind zum großen Teil nicht einmal mit dem 
Erdreich durch eingreifende Konstruktionsteile verbunden, sondern sehr 
häufig nur in beweglicher Art aufgesetzt, indem die hölzernen vertikalen 
Ständer des konstruktiven Gerippes an ihren Unterfiächen genau den 
einzelnen Steinblöcken angepaßt sind, welche an Stelle eines durchlaufenden 
Fundaments in das Erdreich eingelassen sind. Auf diese Art konnten selbst 
vielstöckige Pagoden ausgeführt werden und den Erdbeben trotzen, während 
ältere mehrstöckige befestigte Schloßbauten in Mauerwerkskonstruktionen 
oft bald nach ihrer Errichtung wieder zusammenstürzten. 
Allerdings hat ein anderer böser Feind japanischer Baukunst: das 
Feuer, besonders in Kriegszeiten eine um so reichlichere Zerstörungs-
	            		
m i g .. k 1 m. 8 m e D. m e T tätigkeit ausgeübt und es darf uns nicht wundern, wenn die ältesten erhaltenen Baudenkmäler Japans kein nach unseren Begriffen sehr hohes Alter aufweisen. Dies hat noch einen anderen Grund. Die Blütezeit japanischer Baukunst fällt in eine nicht sehr weit zurückliegende Epoche. Der Ausgang des XIV. und die erste Hälfte des XV. Jahrhunderts nach Christi Geburt, jene durch Vorherrschaft der Kriegerkaste gekennzeichnete Zeit voll von inneren Verwicklungen und Kämpfen, ist sowohl für die Architektur wie für die von ihr unzertrennliche Gartenkunst japans von der größten Bedeutung. Es ist eine ungemein prunkliebende Epoche, in der wohl die Ruhmsucht mitgewirkt haben mag, die Fürsten zu bewegen, in überaus prächtigen Palästen, Tempel- und Mausoleumbauten der Nachwelt ihr Andenken zu hinterlassen. Wir wollen bei der Betrachtung der immerhin noch sehr zahlreichen, sehr kostbaren und in ihrer Erhaltung vollständigen Denkmale uns darauf beschränken, nur einige besonders charakteristische Fälle näher zu kenn- zeichnen, um so auf dem Wege vom Besonderen zum Allgemeinen wieder zu jenem Überblick zurückzufmden, der allein der Zweck dieser Darstellung sein kann.
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