Wisteria-Laube in einem Park von Tokio
Bambusgeflecht, knorriges zu phantastischen Gebilden umgeformtes Pfahl-
und Astwerk!"
Für ]apan gilt diese allgemeine Charakteristik Sempers nur um so mehr,
weil dort die Anwendung von Stein oder Ziegeln in den Aufbauten noch
weiter eingeschränkt ist, wie in China und ganz rudimentär bleibt gegen-
über der fast ausschließlichen Anwendung von Holz, Metall, Geflecht und
Papier. Die Rücksichtnahme auf Erdbebengefahr und Wirbelstürme hat in
Japan eine besondere Weiterbildung der gekennzeichneten Prinzipien
hervorgerufen. Die Bauwerke sind zum großen Teil nicht einmal mit dem
Erdreich durch eingreifende Konstruktionsteile verbunden, sondern sehr
häufig nur in beweglicher Art aufgesetzt, indem die hölzernen vertikalen
Ständer des konstruktiven Gerippes an ihren Unterfiächen genau den
einzelnen Steinblöcken angepaßt sind, welche an Stelle eines durchlaufenden
Fundaments in das Erdreich eingelassen sind. Auf diese Art konnten selbst
vielstöckige Pagoden ausgeführt werden und den Erdbeben trotzen, während
ältere mehrstöckige befestigte Schloßbauten in Mauerwerkskonstruktionen
oft bald nach ihrer Errichtung wieder zusammenstürzten.
Allerdings hat ein anderer böser Feind japanischer Baukunst: das
Feuer, besonders in Kriegszeiten eine um so reichlichere Zerstörungs-
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tätigkeit ausgeübt und es darf uns nicht wundern, wenn die ältesten
erhaltenen Baudenkmäler Japans kein nach unseren Begriffen sehr hohes
Alter aufweisen. Dies hat noch einen anderen Grund. Die Blütezeit
japanischer Baukunst fällt in eine nicht sehr weit zurückliegende Epoche.
Der Ausgang des XIV. und die erste Hälfte des XV. Jahrhunderts nach Christi
Geburt, jene durch Vorherrschaft der Kriegerkaste gekennzeichnete Zeit voll
von inneren Verwicklungen und Kämpfen, ist sowohl für die Architektur
wie für die von ihr unzertrennliche Gartenkunst japans von der größten
Bedeutung.
Es ist eine ungemein prunkliebende Epoche, in der wohl die Ruhmsucht
mitgewirkt haben mag, die Fürsten zu bewegen, in überaus prächtigen
Palästen, Tempel- und Mausoleumbauten der Nachwelt ihr Andenken zu
hinterlassen.
Wir wollen bei der Betrachtung der immerhin noch sehr zahlreichen,
sehr kostbaren und in ihrer Erhaltung vollständigen Denkmale uns darauf
beschränken, nur einige besonders charakteristische Fälle näher zu kenn-
zeichnen, um so auf dem Wege vom Besonderen zum Allgemeinen wieder
zu jenem Überblick zurückzufmden, der allein der Zweck dieser Darstellung
sein kann.