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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 11)

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letztere mit aufschabloniertem Wellenlinienmuster, in deren Mitte ein golde- 
nes „L" (Lindau) steht. Der Plafond darüber sowie die Türfüllungen sind in 
kräftigem warmen Rot gehalten, so daß den einzelnen Räumen gegenüber 
eine energische Kontrastwirkung sich geltend macht. 
Während auf den übrigen Bodenseedampfem die Kajüte zweiter Klasse 
bisher eine Behandlung zeigte, als wäre sie mit ihrem imitierten Eichenholz- 
anstrich für die daselbst untergebrachten Passagiere gerade „gut genug", ist 
sie auf dem neuen Dampfer in lichten Farben, weiß, rot, grün mit dezenter 
Anwendung geometrischer Ornamente ausgeführt, die Sitzgelegenheiten und 
Tische durchweg in tiefem Rot gestrichen. Auf diese Weise bekam das 
Ganze eine etwas menschenwürdigere Haltung. Abgesehen von einer Reihe 
einzelner Details, so der Griffe, Türschilde, der Vorhänge und so weiter 
wurde auch in der äußeren Erscheinung abgegangen von der bisherigen 
Gepfiogenheit, die bayerischen Schiffe der Hauptsache nach mit einem etwas 
stumpfen, graugelben Anstrich zu versehen: die Schale bekam über der 
Wasserlinie einen schmalen, roten Streifen, alles übrige wurde in Weiß 
gehalten. Offenbar hat die von der bisher üblichen wesentlich abweichende 
Erscheinung des Dampfers Anklang gefunden: die Generaldirektion der 
Schweizerischen Bundesbahnen läßt ebenfalls einen neuen Dampfer bauen, 
dessen Ausstattung dem Künstler der „Lindau" übertragen, eine wesent- 
liche Abweichung von den übrigen im Dienste stehenden Schiffen in neu- 
zeitlichem Sinne zeigen soll. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie 
ÜNSTLERHAÜS. Die Herbstausstellung der Künstlergenossenschaft füllt das 
ganze Erdgeschoß des Künstlerhauses. Ein Teil des Stoffes ist zu Kabinetten ver- 
einigt, in denen einzelne Künstler Übersichten ihres Schaffens bieten. Einen ganzen Saal 
füllt Viktor Scharf mit seinen Porträts, Interieurs und auch landschaftlichen Studien. Wir 
lernen ihn eigentlich erst jetzt kennen, obgleich wir seinen einzelnen Sendungen stets die 
vornehme Farbenempfindung und gute Pariser Schule nachzurühmen hatten. Scharf ist 
1872 in Wien geboren und hat nach zwei Jahren München (bei dem älteren Herterich) 
in Paris bei Whistler und Carriere gearbeitet. Brügge und Holland wurden ihm Studien- 
Stationen. Wie weit er gelangt ist, zeigt sein diesjähriges großes Bild: „Bibelleserinnen", 
Weiber in dunklen Kleidern und weißen Häubchen in dämmerigem Gemach mit einem 
ewigen Licht an der Wand. Eine tiefe Harmonie ist mit geräuschloser Kunst bis zur 
Vollendung durchgeführt. Ein großes Bild: „Martje" zeigt sein kindliches Lieblingsmodell 
in Volendam, dem holländischen Malernest, naturgroß in ländlicher Stube, heiterer har- 
monisiert, aber doch im Grunde als ernste Malerei. Mit dem richtigen Spuk von Licht und 
Reflexen gibt er sich weniger ab, doch sind Anzeichen vorhanden, daß er dahin gelangen 
wird. Vielleicht auf der landschaftlichen Seite, für die er Lyrik genug besitzt. Seine Haupt- 
stärke ist dermalen das Porträt. An seiner französischen Frau hat er ein trefüiches Modell, 
das in mannigfachen Ansichten wiederkehrt. Aber auch zahlreiche andere Porträts 
bewähren seine eleganten und dabei malerischen Eigenschaften. Einzelne („Der Geiger") 
sind von starkem, eigenartigem Kolorismus. Ein Kabinett hat Hans Larwin mit seinen
	        
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