Altsteierische Stube vom jahre 1596 aus Geisttal. Nach Lacher, Altsxeierische Wohnräume im Landesmuseum
zu Graz (Leipzig, Karl W. Hiersemann)
mit grünem Samt gepolstert und ihre Seitenwände zeigen unter der breiten Armstütze
eine Maßwerkleiste: Durchbrochene kreisende Ringe aus schwarzem und weißem Holz
schließen sich an- und ineinander und in ihnen leuchten versprengie Perlmutter-
splitter auf.
In solchen Ausstellungen ist es immer fesselnd, die Tendenzen zu beobachten und
festzustellen, was vorbildlich und bestimmend in der augenblicklichen Produktion ist. Und
da scheint es sehr klar, daB weder England noch van de Velde zwingende Einflüsse üben,
sondern daß heute die stärkste Anregung von der Wiener dekorativen Kunst, von
Kolo Moser und Joseph Hoffmann und von deren größerem Vorbild, dem Schotten
Makintosh, kommt.
Die Mischung aus konstruktiver Einfachheit mit wenigem kostbaren Schmuckdetail,
mit Perlmutter- und Emailinkrustationen, das I-Iieratisch-Feierliche steiler, aufstrebender
Linien und die strenge Tempelornamentik der Stoffmusterung stammt daher. Ganz aus
jenem Kreis erwachsen ist zum Beispiel Geßners Damenschreibschrank mit seinen
Emailfüllungen im graugrünen Holz der Türen, die sich wie ein Fliigelaltar öffnen und auf
der Rückseite Intarsia-Liniengezweig tragen.
Wie aber diese Kunst, die gerade im Farbengeschmack vollendet sicher ist, auch
mißverstanden wird und Zerrbilder erzeugen kann, sieht man mit Schrecken an einem
Bücherschrank Sepp Kaisers. Er ist hell violett geheizt, giftgrüne Holzleisten sind als
Intarsien eingelegt und schwarze Ornamente in Gestalt einer römischen Fünf. Dazu
kommt die formale Ungestalt, daß sich als Mittelstück des Unterbaues ein monströser