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ist und daß sie für die Geschichte des Kunstgewerbes nur förderlich sein
kann, halte ich es für angebracht, hier eine sehr primitive Möbelgattung in
Wort und Bild vorzuführen. Ihre Heimat ist bekannt, ein erheblicher Vorteil
für die kunstgewerbliche Forschung, denn ohne die Möbelgeographie wird
eine Geschichte der deutschen Möbel nicht ausführbar sein. Daß sie in
den bäuerlichen Hausrat hineinreicht, braucht die Bedeutung dieser Gattung
nicht zu mindern, denn eben deshalb hat sie romanische Überlieferung bis
in die Spätgotik bewahrt und dadurch Rückschlüsse auf die denkmalsarme
Vorzeit ermöglicht.
Die Kunst des Kastenbaues aus festem Rahmenwerk und eingefügten
Füllungen, die dem Werfen und Schwinden des Holzes entgegenwirkt und
zugleich die Kastenmöbel versteift, ohne sie zu beschweren, ist zwar der
antiken Schreinerei geläufig gewesen, wie unter anderem die Abbildungen
von Schränken in den Wandmalereien der pompejanischen Casa dei Vettii"
zeigen; sie hat sich aber auf das Mobiliar des Mittelalters nicht übertragen.
Es scheint zwar, daß sie nicht ganz in Vergessenheit geriet, denn die Holz-
gehäuse mancher der großen Reliquienschreine des XII. und XIII. jahr-
hunderts, wie des Servatius-Schreines in Maastricht, des Albinus-Schreines in
Cöln aus dem Jahre 1186 und des Karl-Schreines in Aachen von 12x 5 stehen
mit ihren hinter der Umrahmung vertieft liegenden Flächenfüllungen der
soliden Schreinerkonstruktion zum mindesten sehr nahe. Sicher ist aber,
daß man bei den eigentlichen Kastenmöbeln, den Truhen und Schränken des
I-Iausrats und der Sakristeien während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit
der Spätgotik hinein sich mit dem rein zimmermannsmäßigen Bau aus
gleichmäßig dicken, stumpf gefugten Brettern begnügt hat.
4' Vergleiche Nuovi Scavi di Pompei, Casa dei Vettii, Tav. VI.
Französische Truhe
mit Eisenbeschlag, Musöe des Ans däcoratifs in Paris, nach Metman