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einem Anklang an die Mythologie) und Francis Auburtin (ein Frühlingsidyll, in dem wir
die anmutige Schar der kleinen Schülerinnen von Laie Fuller erkennen).
Drei Bilder mit arabischen Typen, darunter „les Baigneuses surprises" von Dinet
sind ganz vorzüglicher Art. Ebenso der „Clown dans sa Loge" von Flaverot und die vier
entzückenden Szenen des Amerikaners Friesecke, bei dem wir alle Vorzüge der modernen
Malweise in großzügigem Stil kennen lemen.
Merkwürdig kann man den Herkules im Garten der I-Iesperiden finden. Die Auf-
fassung, welcher Georges Devallieres hiermit Ausdruck verleiht, kennzeichnet ihn als
einen originellen Künstler. Die heilige Familie von demselben Maler ist noch sonderbarer,
jedoch künstlerisch weniger gelungen. Charles Guerin, für den manche einen wahren
Kultus hegen, erkennt man schon von weitem an seiner eigentümlichen Anwendung von
rötlich-blauen Tönen. „La Femme a la Balustrade" ist von angenehmer dekorativer
Wirkung.
Ich übergebe hier viele Künstler, deren Werke schon in vorhergehenden kleineren
Ausstellungen zu sehen waren und welche ich zur Zeit in meinen früheren Berichten
bereits erwähnt habe, zum Beispiel Friant, Fornerod, I-Ienri Marret, Eugene Loup etc.
Das große Publikum interessiert sich gewöhnlich am meisten für die Porträte. Auf
diesem Gebiet wird heuer sehr viel und zumeist sehr Gutes geboten. Von Meister Albert
Besnard sehen wir gleich vier Damenporträte; natürlich sind diese vorzüglich gemalt, wer
jedoch andere große Kunstwerke des Meisters lebhaft in Erinnerung behalten hat, wird vor
denselben eine gewisse Enttäuschung empfinden; das Großzügige, Schwunghafte seiner
Kunst ist hier auf ein Minimum herabgesetzt, oifenbar Konzessionen an. das bestellende
Publikum.
Zwei fabelhaft magere Schönheiten, Ida Rubinstein und J eanne Renouard, mußten
dem Pinsel Antonio de la Gandaras verfallen, da beide dieser Typen sich ausgezeichnet
für den „Genre" des Künstlers eignen. Elegant durchgeistigt sehen diese beiden Damen
aus. Läszlo triumphiert mit zwei Porträten von Damen der höchsten englischen
Aristokratie; das Bild des Monsieur Jean Dupuy ist weniger gelungen.
England ist heuer glänzend vertreten, insbesondere auf dem Gebiet der Porträte.
Wir sehen eine entzückende Karsavina und noch zwei ebenso reizvolle Frauenüguren von
Glehn; unter andern das Porträt des Königs von England von Glazebrook gemalt. Die
„Dame in Schwarz" und das „Shop girl" von Harold Speed sind elegant und künstlerisch
gestrichen. Charles Shannon zeigt uns ein angenehmes Bild „le Paravent bleu", und der
gleichnamige amerikanische Künstler (James-Jebusa Shannon) erfreut uns durch ein auf-
fallend geschmackvolles Frauenporträt.
Die Porträte von Jacques Blanche gehören in die Kategorie dessen, worüber man in
gebildeten Kreisen ein Urteil haben muß. In den drei Frauentypen, welche er diesmal
verführt, liegt genug Abwechslung, damit jede einzelne Figur im Gedächtnis haftet: In der
Mitte eine behäbige ältere Dame mit stechendem Blick, man sieht es ihr an, daß sie
gewohnt ist zu befehlen, weil sie die Mittel hiezu besitzt. Ganz anders denkt man über die
träumerischen großen Augen der weltentrückten Dichterin la Comtesse de Noailles.
Die dritte (Princesse Jean de Broglie) ist graziös und freundlich geschlängelt, eine
anmutige Pariser Weltdame.
Boldini, man lacht schon, wenn man an ihn denkt, bereitet uns doch immer eine
Freude. Seine Bilder haben jenen sprudelnden Schick, welcher das Ärgernis ernster
Menschen erregt und gleichzeitig die höchste Ambition der Modedamen verkörpert. Wir
sehen diesmal eine sehr junge Dame, so hyperelegant in ihrer schwarzen Toilette, wie
man es nur im Traum sein kann. Das Figürchen in einem großen blauen Lehnstuhl mit
gekreuzten Beinen wirkt zweifellos sehr pikant.
Zu den interessantesten Künstlerpersönlichkeiten gehört auch Miss Beatrice How.
Ihre Porträte, sehr licht und skizzenhaft gehalten, zeugen von großem künstlerischen
Geschick und einer ausgesprochenen Originalität in der Auffassung der Kunst. Aman-jean