etwa weil ein byzantinischer Prinz um sie warb (denn dann hätte sie den
Lehrer einfach abgewiesen), sondern weil die Kenntniss der als geheim-
nissvoll, heilig geltenden Sprache ihr wünschenswerth war. Das Prunken
mit den griechischen Worten geht bis zu den lnschriften herab, die doch
nach lakonischer Kürze streben sollten, statt zu flunkern mit fremden
Worten. Wohl war Theophano mit reichen Gaben am Hofe ihres Ge-
mahls eingezogen, allein diese dürften wohl kaum etwas anderes gewesen
sein, als Devotionalien (Reliquiarien, Kreuze), weiblicher Schmuck und
Geräth für den Hausbedarf. Von einem Einfluss auf die Künste, speciell
die religiöse oder die monumentale Kunst, weiß doch auch die, wie es
scheint, auf etwas nationalem Boden stehende Visio Othlonis nichts; die
XVlII. Vision lässt die Theophano in dem Fegefeuer nur dafür Buße
thun, dass sie w-viel überflüssigen und luxuriösen Frauenschmuck, der
bisher in Deutschland und Francien unbekannt war, mitgebracht" . und
die Frauen zum sündigen Verlangen nach ähnlichem Schmuck verführt
haben (Pertz, Mon. Germ. XI, p. 385). Zudem reichte der Einfluss des
sächsischen Hofes sicher nicht soweit, dass, selbst wenn Theophano eine
byzantinisirende Richtung in der Hofschule erzeugt hätte, selbst wenn
die Griechen, die sie soll mitgebracht haben, eine byzantinische Epoche
an der für den Hof beschäftigten Kunstschule hervorgerufen hätten, auch
die weit im Reiche verstreuten Klöster und Domstifte diese Richtung
adoptirt hätten. Der Hof Ott0's lI. und der Theophano war keine
Akademie oder ein Kunstgewerbemuseum, dessen reformatorische Kraft
bis an die äußersten Grenzen des Reiches fühlbar sind oder fühlbar
sein würden, wenn überall Empfänglichkeit für solche Anregungen vor-
handen wäre.
Man hat also ganz entschieden Unrecht, mit oder vor Theophano
eine byzantinische Kunstperiode für Deutschland beginnen zu lassen;
auch von einer Renaissance in jener Zeit darf man nicht sprechen. Mit
mehr Recht könnte man die Zeit Karl's d. Gr. so nennen. Aber die
Sache liegt eben ganz anders. Es ist die Continuität der antiken, der
antik-christlichen Kunstanschauung, ja selbst der Lebensauffassung nicht
so unterbrochen gewesen, dass der Faden erst frisch aufgenommen
werden musste. Und in einer solch' ununterbrochenen Lebensbethätigung
darf man nicht, weil in einer Periode eine Erfrischung stattfindet, sogleich
von einer Renaissance reden. Es war zu einer nWiedergeburtc eben kein
Ansatz da.
Roh war in der Zeit der Völkerwanderung die schon an sich geal-
terte, bedenklich erstarrte antike Kunst geworden, weil barbarische Völker
in die alten Cultursitze eindrangen. Aber auch diese hatten das Bedürfniss
nach Schmuck, nach Geräthen aus Edelmetall, nach künstlerischen Formen;
sie hatten den Drang nach plastischen Gestalten, sie wollten Paläste und
Gotteshäuser haben, wie die der unterworfenen Völker gewesen. Das
Bedürfnis: nach Kunst haben auch sie. Ja, sie selbst beginnen die Kunst