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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

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begnügen dürfen. Den zweiten Theil, die Trelafsche Architekturschule betrcdend, geben 
wir in dem vorliegenden Hefte vollständig wieder. 
Der zweite Vortrag - 4. November - trat an die Untersuchung der Frage heran, 
welche Aufgabe die Kunst in der Kirche zu erfüllen habe. Auch bei Besprechung dieses 
Themxfs sei vor allem wieder zu betonen, dass es nur Eine Kunst gebe; so wenig die 
Kunst, welche sich der Industrie znwendet, eine andere ist, als diejenige, welche rein 
künstlerische Werke schafft. so wenig dürfe der Modeunterschied zwischen kirchlicher und 
weltlicher Kunst geduldet werden. die Verquickung von Gesinnung und Können. das Auf- 
stellen von kirchlichen und unkirchliehen Stylarten - lauter Dinge . von welchen man 
snr Zeit der Blüthe der Kunst und des Glaubens nichts wusste, und welche die Träger 
dieses Systems nöthigen, einmal init der Gesinnung eines Künstlers die Schäden seiner 
Kunst zuzudecken, ein anden-nal zu verschweigen. dass der Schöpfer correct kirchlicher 
Kunstwerke nichts weniger als correcter Gesinnung war und ein drittesmal Meisterwerke 
der Kunst aus der Kirche hinansznweisen, weil sie angeblich in heidnischen Style seien. 
Die tendenziöse Kunst verschwinde mit den Menschengeschlechtern, mit denen sie ent- 
standen, die Schönheit nur habe ewige Dauer, sie sei das Vorrecht, der ureigenste Beruf 
der Kunst, dem sie sich nicht entfremden kann, ob sie nun innerhalb der Kirche oder 
innerhalb der Familie wirke, ob sie vom Staate oder von einem Kloster zur Lösung von 
Aufgaben berufen werde. Ihr allein liege die Lösung der schwierigen Frage oh, was 
Schönheit sei, und jede ihrer Manifestationen, die höchste wie die bsscheidenste, feire die 
Vermlhlung der idealen Welt der Schönheit mit der harten Welt irdischer Arbeit. 
Redner ging hierauf zur Charakterisirung der Stellungen über, welche die ver- 
schiedenen Kirchen zur Kunst eingenommen haben; die katholische Kirche, welche bis auf 
unsere Tage die Fühlung mit der grossen Kunst bewahrt hat, die griechische, welche die- 
selbe verloren, die evangelische, welche selbe bei ihrer Gründung nicht gesucht und jetzt, 
durch die allgemeine Bildung dazu gedrängt, sie nnr auf sehr begrenztem Gebiete zu 
ünden vermochte. Die byzantinische, eine Mönchskunst, neben welcher keine Laienkunst 
stand, erstarrte und wurde von den zum Bewusstsein eigenes Lebens gelangten Völkern 
abgeworfen, wie sie anderseits dazu heitrng. die ihr anhängenden Völker, wie die Russen, 
den Fortschritten der Civilisetion zu entriicken. Die evangelische Kirche warf mit den 
Bildern die bildende Kunst überhaupt aus der Kirche hinaus und die neueren Bemühungen, 
an den altchristlichen Basilikenstyl wieder anzuknüpfen, haben sich sinhaltbar erwiesen. 
Zu besseren Resultaten gedielrdie anglicanische Kirche, weil sie von Anfang an nicht so 
achrod rnit den Traditionen brach. Hervorgehoben werden miisscn die Bestrebungen eines 
Schnaase, Grüneisen, Piper u. s. w., der Kunst in der evangelischen Kirche mehr Ein- 
gang zu verschaGen, und das auf die Familie und die Gemeinde berechnete Wirken von 
Künstlern wie Julius Schnorr, Ludwig Richter u. A. 
In der katholischen Kirche allein behielt die Kunst ihre Stätte unbestritten und 
dort schuf sie das Höchste in allen Zweigen dcr Kunstthätigkeit. Die katholische Kirche 
aber mischte sich auch klugerweise nie in den Streit über Kunststyle, beirrte die künst- 
lerische Freiheit nie. Daher ist es völlig unberechtigt, jetzt eine Stylform als die eigent- 
lich kirchliche proclnmiren zu wollen. Auch den nationalen Typus der Kunst, welcher das 
Band zwischen diesrr und dem Volkslehen bildet, hat die katholische Kirche überall re- 
spectirt. Ein Rückblick auf den Entwickelnngsgang der Kunst in der katholischen Kirche 
neigt, wie alle Versuche. jenen objectiven Standpunkt aufzuheben, bald überwunden wur- 
den. Gefahren tTir die Kunst und Kirche erwachsen aus der Gleichgiltigkeit beider gegen 
einander. wie sie in Oesterreich Jahrzehnte lang bestand und ungeachtet mancher An- 
zeichen einer Besserung noch nicht ganz geschwunden ist, und diesen Gefahren müsse 
entgegengewirkt werden. 
Kleinere Mittheilungen. 
(Geschenke an das Museum.) ln den letzten Wochen wurden 
dem Oesterr. Museum zum Geschenke emacht: Ein Teller, chinesische 
Lackarbeit und ein Ziegel vom Porcelanthurm in Nanking, von den 
Herren Derobe, Dubais ä. Comp. in Paris; - Photographien nach 
den prämiirten Plänen der Herren Chardon und Demangeaut für den 
Wiener Rathhaushau (diese sämmtlichen Gegenstände wurden dem Mn- 
seuln auf Veranlassung des Correspondenten der Anstalt, Herrn Baron 
Schwarz-Senborn in Paris, zugewendet); - Gyps-Modell der Fünf-
	        
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