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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 64)

gleichbar, das ein Kind mit der Scheere in einer Krone von Goldpapier 
ausschueidet." Ein zweiter ist kegelförmig, am untern Rand mit einem 
derbgetriebenen friesartigen Ornament; der dritte erfordert eingehendere 
Beschreibung. 
„Es ist eine Art Helm von gehämxnertem Golds. Die Kostbarkeit 
und der Glanz des Metalles dient nur dazu, die Bizarrerie der Form 
mehr hervorleuchten zu lassen, welche für das naive Prunken eines Wil- 
denhäuptlings ganz geeignet ist. Die halbkugel-ige Glocke ist mit einem 
viereckigen Augenschirm (oder Genickschützer vielleicht) versehen, zwei- 
fach durchbohrt, um Riemen aufzunehmen, und von einem hohlen, 
20 Centimetres hohen Kegel überragt, welcher das Ganze gleich dem 
Hute eines Magiers abschliesst. In einer kleinen Ausgabe der Antiquites 
peruviennes von Rivero, erschienen zu Lima, sieht man eine Figur von 
gebranntem Thon, welche ein Kopfputz dieser Gattung ziert." 
„Das Hauptmotiv der Decoration, symmetrisch an den vier Seiten 
des Heimes wiederholt, ist eine vorspringende Scheibe, auf der in Relief 
die Züge eines Menschenantlitzes gezeichnet sind. In den Zwischenräu- 
men erblickt man vier sehr verworrene, gewiss aber dem Piianzenreich 
entlehnte Ornamente in Abwechslung mit den Masken. Der Schulknabe, 
welcher auf dem Rand seines Schreibheftes die Zeichnung zweier Augen, 
einer Nase und eines Mundes versucht, das Ganze in eine, so gut es 
gelingt, iregelmässige Rundung einschliesst, er brächte kein naiveres 
Werk als das mühsam ins dicke Metall gezeichnete Bild des peruanischen 
Künstlers ist, zu Stande." Eigenthümlich sind diesem, gleich vielen ame- 
rikanischen Menschenbildern, zwei grosse hauerartige Zähne. Der Verf. 
macht die geistvolle Bemerkung, dass gleichwie das antike Gorgoneion 
ursprünglich ein Bild des Mondes war, auch diese ihm so ähnliche 
Fratze ein Gestirn bedeuten mochte, entweder gleichfalls die Vollmond- 
seheibe, welche die Cagnares anbeteten, oder das Antlitz der Sonne, falls 
der Schatz bereits in die Periode der Inkas gehört. Denn, obschon 
Jahrtausende inzwischen liegen, genügen die Anhaltspunkte und unsere 
Kenntnisse nicht, eine sichere Entscheidung zu treffen. Aehnliche Son- 
nenangesiehte, Intibilder, sind ferner bekannt; so an einer Felswand bei 
den Ruinen von Tomebamba, im ehemaligen Tempel zu Cuzco. 
„Die reichhaltige Sammlung von Alterthümern, welche in der Um- 
gebung von Cuenca gefunden worden, enthält auch eine grosse Anzahl 
von scheibentörmigen Goldblättchen, deren Dimension, 12 Centimetres 
im Mittel, sie jedoch in die Abtheilung der Putz- uud Kleidergeräthe 
einordnet. Die Mehrzahl ist ganz glatt oder einfach mit concentrischen, 
punktirten und vorspringenden Kreisen ornamentirt. Vier dieser Schei- 
ben zeigen Figuren mit ausgetriebener Contur. In diesem Fall ist der 
Kreis durch vier von einem in der Mitte befindlichen Ring ausgehende 
Linien getheilt, welche zugleich ebensoviele Figuren eines und desselben
	        
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