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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 11)

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Berliner kunstgewerblichen Museum, auch in der Münchener Kunst- 
gewerbeschule fand dieses Baumodell mit nahem Anschlusse Nachahmung. 
Man kam auf nichts Besseres weder in zwecklicher, noch in ästhetischer 
Beziehung. 
Mit den von Ferstel angegeben decorativen Malereien für die Ge- 
wölbe des Vestibules und der Arcadenumgänge erfolgte dann eine weitere 
Besitzergreifung aus der Blüthezeit der italienischen Kunst. Es wurde 
damit der Schritt von der Frührenaissance-Decoration (in Sgraffito und 
glasirter Terracotta) am Außenbau zu dem malerischen Festschmuck der 
ersten Decennien des Cinquecento gethan. Ferstel nahm da - zum ersten 
Mal auf unserem Wiener Kunstboden - iene Groteskenmalerei wieder 
auf, wie sie Raffael mit Giovanni da Udine und Giulio Romano in den 
Loggien des Vatican und in der Villa Madama in einem so reizvollen 
Formenspiele durchbildeten. Wieder eine bedeutsame Anregung, abermals 
ein dem gegenwärtigen Geschlechte näher gerücktes Specimen aus dem 
reichen Schatze der Renaissance! Wie ich schon früher bemerkte: das 
Haus, zum Lehrgebäude für Kunstindustrie und wohl auch für decorative 
Kunst bestimmt, sollte auch an sich- selbst lehrhaft wirken durch die Art 
seiner Ausstattung. Laufbergefs hohes decoratives Talent fand sich mit 
eminentem Verständnisse in dieser Aufgabe zurecht; er phantasirte die 
Grotesken, wenn ich so sagen darf, im besten RaifaePschen Sinne weiter. 
Ausflihrend trat ihm der Maler Isella verdienstlich zur Seite. Sein 
Bestes leistete aber Laufberger mit der Decoration des herrlichen Stiegen- 
hauses im Fond des Arcadenhofes. Wie Jacob v. Falke in der Festrede 
zur Enthüllung des Denkmals von Ferstel (30. Mai 1884) in eben 
diesem Stiegenhause hervorhob, nlehnt sich das letztere mit seiner 
feinen Architektur, mit seinem reizenden Colorit, mit der weihevollen 
Stimmung des Lichtes durch die zart gefärbten Fenster wie ein Juwel 
an den Ring der Arcaden - ein malerisch-reizvoller Anblick in jeder Be- 
leuchtungm Hier ging auch Laufberger "über das rein Decorative zu gegen- 
ständlich bedeutsamerDarstellung über: das Spiegelgewölhe zeigt in Fresco- 
malerei die dem Meere entsteigende Schönheitsgöttin umgeben von den 
symbolischen Gestalten der Architektur, der Sculptur, der Malerei und des 
Kunsthandwerkes. 
Der Arcadenhof ist denn die Schaustätte dessen, was das Oesterr. 
Museum von seinen Arbeitsresultaten aufzuweisen hat. Er gehört dem 
Publicum - während die arbeitenden Hausgenosseu, Thür um Thür sich 
rings herum in ihre Zellen vertheilen. Wie vielfach hat nun die Scenerie 
dieses Raumes in den abgelaufenen 25 Jahren gewechselt! Der ständige 
Schmuck desselben sind die Marmorfiguren und Gypsabgüsse in den Inter- 
columnien. Sie sind das v-Ruhende in der Erscheinungen Fluchtm Aber 
wie anregend, wie lehrreich waren diese transitotischen Erscheinungen, 
die sich vor Verschalungen und improvisirten Draperien so wechselvoll 
dem Beschauer vorstellten! Die Schulausstellungen, welche den Lehrgang
	        
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