Motiv der herablangenden Hand Gottvatersß" Manche Änderungen können
auf weitere (uns nicht erhaltene) Entwürfe Fischers zurückgehen; manches
mag sich auch erst bei der Ausarbeitung des großen plastischen Modells
ergeben haben, mag dieses nun von Känischbauer oder von einem andern
Künstler herrühren.
Das Nächstliegende scheint uns dabei doch zu sein, für den Entwurf an
Lorenzo Matielli zu denken und die früher erwähnte Notiz über das Modell
zu einem großen Altarkreuze hierauf zu beziehen."
Daß der Bildhauer aber nur das Modell, und zwar in Anlehnung
an Fischers Skizze geschaffen, die Durchführung in Metall jedoch wieder
einem andern überlassen habe, ist an sich nicht verwunderlich; bei Matielli
glauben wir sogar einen urkundlichen Beweis dafür zu besitzen, daß er
sich mit Metallarbeiten nicht beschäftigte. In den früher erwähnten „Hoff-
Protocollen" (Jahrgang 1713-1717, Blatt 135 verso) Findet sich unter dem
9. März 17:4 ein im allgemeinen schon bekanntes Gesuch des Künstlers um
Bestätigung der „I-Ioffreiheit" und Verleihung des I-Iofbildhauertitelsfb" Aus
der amtlichen Einbegleitung dieses Gesuches erfahren wir nun, daß der „kais.
Ingenieur-Architeckt" Ferdinando Bibiena und der „I-Ioff- und Kammer
Bildhauer" Conrad Rudolph um ein Gutachten angegangen worden waren
und daß beide „dem Supplicanten dieses Riihmliche Zeugnis einstimmig
beylegen, das [sie] selbigen in der Bildhauerkunst, so wohlin stein- als
Holz vor so Capabl erkheäen, daß Bey vorfallend[er] dergleichen Hojf-
arbeith, welche sie allein riit bestreifen könten, seiner zur nöthiger Beyhilf,
vor andern sizrh Bedienen würden, . . . "
Matielli erhält den Hofbildhauertitel tatsächlich am 7. April 1714. Was
uns hier aberbesonders bemerkenswert erscheint, ist der Hinweis auf Matiellis
Geschicklichkeit in Stein- und Holzarbeiten, während von Metallarbeiten
nicht die Rede ist; wir dürfen also wohl annehmen, daß diese nicht sein
Fach waren.
Schlager („G. R. Donner", Seite 86, Anmerkung) hebt hervor, daß unter
den Gründen, warum man beim Brunnen auf dem Neuen Markte zu Wien
Raphael Donners Entwürfen den Vorzug vor denen Matiellis gegeben habe,
einer auch der war, daß Matiellis Figuren aus Stein gedacht waren,
Donners Gestalten aber aus Metall, und daß Metall nach des Magistrates
4' Anders angeordnet sind später auch die Fliße Christi, die ursprünglich durch einen, später durch
zwei Nägel festgehalten werden. Diese Neuerung ermöglichte auch eine größere Ruhe der Anordnung.
i" Über die Lebensdaten und Werke Matiellis siehe Albert llg „Die Fischer von Erlach", Seite 778 i,
sowie Erich Haenel „Lorenzo Matielli, der Bildhauer Chiaveris", Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XL,
Seite x06 H. und Seite 121 ff. - Wir wollen hier nur eine bisher anscheinend übersehene Nachricht anfügen. lru
Jahre x72ü („HOE-Protocolle" 1718- x7u, Blatt 2x4) reicht Franz Bienner um die Verleihung des Hofbildhauer-
titels ein. In der amtlichen Einbegleitung werden keine Bedenken erhoben, weil dadurch keine Belastung des
Ärars entstehe und der Kays. Bildhauer Lorenzo Mathielli nach Italien weggezogen sei. 7 Im Jahre x72: (Ilg,
a. a. 0., Seite 77g) wird Matielli allerdings wieder in Wien genannt.
v" „Lorenzo Mutielli Bildhauer Bitte! allerunterthänigt umb die ullergnädigste Confirmationn deß
gzhbs! [gehorsambst] Beiligenden, von lhro Mayt. der Venuittibten Kayserin als damahliger Regentin erlangten
Provisianal Decrets der würkl. Hof-Freyheit, und annebens vmb den Blossen Titl Ew. Kayl. Mtt. Hofbildt-
Hauers . . . "