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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 173)

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Die beiden angekündigten Vorlesungen über die Pflege der Kunstindustrie-arn Hofe 
der Päpste während des Renaissancezeitalxers mussten wegen anhaltenden Unwohlseins 
des Prof. Dr. Janitscliek ausfallen. 
Erst am 15. Jänner folgte wieder ein Vortrag des Herrn Regierungsrathes Professor 
Bauer wüber organische Stoffe-i. Zuerst wurde die ewöhnliche Meinung und Definition 
der organischen Stufe corrigirt und dann ging der ortmgende sogleich auf die von den 
Gewerben noch am meisten verwendeten FarbsloEe über. Er skizzirte eine Farbenlehre 
von Newton bis Helmholz; wie durch die Vibration der Luft die Töne. so entstehen 
durch Vibration des Aethers die Farben. Es wird auf den Zusammenhang dieser Erschei- 
nung mit der Photographie hingewiesen, die Vervollkommnung der Farben durch wieder- 
holte Reüexiou, die regelmassige und unregelmässige Reliexion erklärt. Ein lehrreiches 
Experiment setzte den Zuhörern die Wichtigkeit dieser Erscheinung bei den Aquarellen 
und bei Anwendung des Oeles als Farbbindemittels und des Firnisses als Schutzmittel bei 
Oelgemalden auseinander. 
Prof. Bauer bespricht hierauf das verschiedene Oelbedürfniss der verschiedenen 
Farben und legt den Grund nahe, warum Vergehen gegen die Gesetze der Kunst uns im 
Oelgemälde scharfer verletzen als im Aquarell. Nach der Darlegung des Processes beim 
Trocknen der Oelgemalde demonstrirt er vor den Zuhörern das Pettenkofefsche Regene- 
ratiunsverfahren und vertheidigt schließlich die Chemie gegen die volksthümliche An- 
nahme, als hätte sie in neuerer Zeit die Farben verdorben. Mit Ausnahme der Anlllne 
farben seien die meisten andern ziemlich unveränderlich und durch Kenntniss der Con- 
trastwirkungen könne man auch unschönen Farbenelfecten aus dem Wege gehen. Das 
einschlägige Wissen vermittelt eben die Chemie, und so kann auch diese ihr Scherflein 
zur Pflege der Kunst beitragen. 
Reg-Rath Bauer bewährte auch diesmal wieder sein ausgezeichnetes Talent, die 
schwierigsten Themata in fasslichster Weise seinen Zuhörern vorzuführen, und erntete 
schließlich reichlichen Beifall. 
Literaturhericht. 
Warnecke, F.: Heraldisches Handbuch für Freunde der Wappenkunst 
sowie für Künstler und Gewerbetreibende bearbeitet und mit Beihilfe 
des ltönigl. Preuss. Cultusministeriums herausgegeben, mit 363 Abbil- 
dungen von E. Doepler d. J. und sonstigen Abbildungen in Licht- 
druck von S. Koväcselt. Görlitz, C. A. Starke, 1880. Fol. 
Ein neues und zwar ausschliesslich der deutschen Heraldik gewidmetes Hand- 
buch, und gleichwohl nicht überflüssig, denn es scheint gerade das rechte Maß zu halten. 
Dem unterrichteten Fachmanne dürfte es wenig Neues, dem Künstler und Gewerbetreie 
benden jedoch für die meisten Fälle alles für seine Arbeiten auf diesem Gebiete Erfor- 
derliche darbieten. Der Text füllt 48 Folioseiten und hiebei ist das nicht unbedingt 
Nothwendige in Anmerkungen verwiesen. Der Schwerpunkt der Belehrung liegt in den 
33 Tafeln, deren jede eine Reihe von verlässlichen Mustern enthält. 
- - Musterblätter für Künstler und Kunstgewerbetreibende, insbesondere 
für Glasmaler. Berlin, H. S. Hermann, 1880. F01. 
Auch hier schließt der Verfasser wieder an einen erklärenden Text mit kurzer 
Geschichte der Glasmalerei 20 Tafeln an, mit phototypischen Copien von Zeichnungen 
berühmter Meister der deutschen Renaissance für Glasgemalde in ganz entsprechenderWeise. 
Le Breton, Gast.: Ceramique "Espagnole. Paris, R. Simon, 187g. 27 p. 8. 
Ein Vortrag, gehalten vor der Alterthums-Commission des Departements Seine- 
lnferieure den 16. März 1877. In entsprechend gedrängter Form führt uns der Verfasser 
ein bemerkenswerthes Werk der Keramik des 18. Jahrhunderts vor: einen gänzlich mit 
Porzellan verkleideten Salon des Schlosses zu Madrid aus der Zeit Karl lll. 
Die Ausführungen des Verfassers sprechen für die Wahrscheinlichkeit, dass diese 
im Stile Louis XV. hergestellten Verkleidungsstücke von einem früher in Capo di Monte 
beschäftigten italienischen Künstler, Giuseppe Gricc', in der Manufactur zu Buen Retiru 
angefertigt wurden. Die Brochüre bringt ausserdem noch mehrere schätzenswerthe No- 
tizen über die Geschichte dieses Etablissements und dessen Beziehungen zur Fabrik von 
Capo di Monte. 
Der nett ausgestattete Text ist von einigen Illustrationen von Ch. Goutzwiller 
begleitet.
	        
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