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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 179)

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und Abtönen der Farben, von Einheit der Dessins ist selten eine Spur 
zu finden. 
Das Schlimmste ist aber die Färbung, die man unseren Wägen zu 
geben pHegt; dieselben sind zwar gut lackirt, aber fast ohne Aus- 
nahme haben sie recht unschöne Farbentöne und lusammenstellungen 
aufzuweisen. Es gibt fast nur zwei Kategorien von Anstrichen, ganz 
dunkle, und sogenannte naturholzfarbige. Die ersteren sind entweder ganz 
schwarz, schwarzbraun oder schwarzblau mit gleichen nur ganz schmal 
heller vbeschnittenenw (gestreiften) Rädern, oder diese letzteren sind, was 
jetzt am modernsten, mit schmutzigbräunlich bordeauxrothen, etwas brei- 
teren Linien versehen oder gar ganz von eben diesem Roth. Um wievicl 
freundlicher und heiterer präsentirten sich die Luxuswagen von ehemals, 
da man ihnen noch helle frische Farben gab. Ich vermag nicht einzusehen, 
wozu Wägen, die größtentheils zum Spazirenfahren, also zum Vergnügen 
dienen, die Farbe von Todten- und Trauerwägen tragen müssen! Die 
zweite Kategorie von Anstrichen, diejenigen, welche entweder blos aus 
Firniss bestehend, die Naturfarbe des Holzes durchscheinen lassen, oder 
mittelst hineingeklexten Fladers oder gar Flechtwerkes imitiren, ist, wenn 
auch nicht so moros und düster als die erste, doch kaum minder ge- 
schmacklos. Die Hölzer, die zum Baue der Wagenkasten verwendet werden, 
besitzen eben keinen schönen Flader, und der imitirte ist in der Regel 
einfach hässlich, stets aber unnatürlich. Wohlthuende Abwechslung bringen 
in diese allgemeine Farbenmonotonie fast nur die kaiserlichen Equipagcn 
mit ihrem hübschen Grün und Gold. 
Wenn sich nun wirklich einer oder der andere unserer hervor- 
ragenden Künstler mit der Sache eingehender befassen will, so werden 
ihm die vorstehenden kurzen Bemerkungen gewiss als hinreichende An- 
regung dienen, und mehr bezwecken sie nicht. Allein über einen Punkt 
möchte ich doch noch einige Worte sagen: über die Schwierigkeiten, 
welche sich der Einbeziehung des Wagenbaues in den Kreis der Kunst- 
gewerbe entgegenstellen. Gewiss, solche Schwierigkeiten sind vorhanden, 
und sie sind auch nicht ganz geringfügige, allein sicherlich sind sie nicht 
unüberwindlich. Den Widerstand, welchen vielleicht einzelne Fabrikanten 
leisten möchten, trotzdem die von mir angedeuteten Reformen in deren 
eigenem Interesse lägen, will ich weiter nicht in Betracht ziehen, er würde 
bald von selbst verschwinden. Weit misslicher ist aber der Umstand, dass 
sich kaum irgend einer unserer Künstler mit Wägen und dem Wagen- 
baue eingehender befasst haben dürfte; derjenige aber der geneigt wäre 
dies künftighin zu thun, müsste damit beginnen, sich volles Verständniss 
der Technik des Wagenbaues zu erwerben, er müsste in einer nicht ganz 
mühelosen Schule mancherlei lernen, was ihm bis jetzt ganz abseits lag 
und fremd blieb. Allein dies verhält sich mit den meisten anderen Tech- 
niken, denen sich Künstler zuwenden, keineswegs anders; wer eine aus- 
führbare Zeichnung zu irgend einer Metall-, Textil-, oder keramischen
	        
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