Ausstellungen unverkauft, um wie viel mehr musste das in Wien der
Fall sein, als die gefürchtete Krise so früh hereinbrach. Nun gab es
bittere Enttäuschung, hier und da selbst den Untergang, lediglich in Folge
der falschen Speculation.
Abgesehen von dem Missgeschicke, das der Einzelne dadurch erlitt,
blieb für das Allgemeine der Nachtheil, dass es eine Fülle vorhandener
Gegenstände gab, die Capital und Arbeit banden, die unverkauft bleiben
mussten und zugleich als ein stäter Gegenstand des Selbstvorwurfs von
dem Betreten jeder neuen Bahn abschreckten. Statt die Lehre zu pre-
digen: dies war der falsche Weg, wir müssen einen anderen gehen, ver-
anlassten sie nur zum Stillstand auf der alten, aber nicht minder ver-
kehrten Bahn.
So zeigte sich die Kunstindustrie der letzten Jahre von dem Eindruck:
beherrscht - und es war das auch wohl der Charakter der ersten Weih-
nachts-Ausstellung -: einerseits jene übertriebenen, durch reellen Bedarf
nicht gerechtfertigten Prachtarbeiten und Parforceleistungen, anderseits
die herkömmliche, gewöhnliche, gedankenlose Modewaare. Es versteht
sich von selbst, dass es Ausnahmen gab und gibt, wahrhaft tröstliche,
herzerfreuende Ausnahmen, die den Beweis lieferten, dass auch unter dem
Drucke der trüben Zeit das Gute nicht erstorben sei.
Der richtige Weg, der allein zu einer gesunden, soliden und nach-
haltig begründeten Entwicklung der Kunstindustrie führen kann, liegt
oifenbar in der Mitte. Er heisst: nichts schaffen was nicht der Markt
verlangt oder verlangen kann, aber das, was er verlangt, so schaden, dass
es in Wahrheit gut und schön ist, dass es dem Käufer eine echte und
dauernde Freude bereitet. Der Reichthum kostbarer und mühsam her-
gestellter Verzierungen macht es wahrhaftig nicht aus; ein gut construirter
Tisch ist nicht theurer wie ein schlechter, ja er mag in der Regel billiger
herzustellen sein, da der schlechte, weil er zumeist der Natur des Mate-
riales und der einfachen Technik zuwider, mehr Arbeit, mehr Nebenwerk
verlangt. Uebrigens sind die Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft
nach der Verschiedenheit der Stände, nach Rang und Vermögen selbst so
verschieden, einerseits so einfach, anderseits trotz alledem so anspruchs-
voll, dass wir nicht nöthig haben, sie übernatürlich in die Höhe zu schrauben.
Es wird dem Kunstindustriellen in keinerWeise an Aufgaben fehlen, wenn
er sie überall da sucht, wo das Bedürfniss vorhanden ist. Das bürger-
liche Haus bedarf in seiner ganzen Decoration und Ausstattung so sehr
der Besserung, dass es wahrlich genug zu thun gibt, aber die Kunstin-
dustrie muss sich vor dem Irrthum hüten, als ob dieses Haus ihrer Auf-
merksamkeit unwürdig sei, als ob Geschmack und Kunst erst im Palaste,
erst mit Tafelaufsätzen und reichgeschnitzten Möbeln anfingen.
Und dieser Weg, den wir als den allein gesunden, allein richtigen
nicht nachdrücklicbst genug empfehlen können -- wir wiederholen es --
nur das zu schaffen, was wirklich gekauft werden muss, weil es gebraucht