für
KUNST UND INDUSTRIE.
'(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am I. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. -- Abonnementspreis per Jahr B. 4.-
Redacteur Bruno Buuhar. Expedition von C. Gerolefs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Geroid 8: Camp, durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
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Nr. 130. . WIEN, I- Jvl-l 1375- XI. Jahrg.
Xnhnlt: Die Münchener Jnbel-Auutellung 1876. - Memorandum der Wiener Bildhauer - V. Teirich's
Bronzen aus der Zeit der italienischen Renaissance. - Das Bnd ex Großbritanniens Sir Mu-
seen. - Deutsches Reichs esetz vom 8. Januar 18 6, beuelfend as Urheberrecht an Werken
der bildenden KüBl{E.- rganiuation der Unterric ts-Anstall des Deutschen Gewerbe-Museums
zu Berlin. - Kleinere Mittheiluugeu.
Die Münchener Jubel-Ausstellung l87G.
Am 14. Juni d. J. wurde im Glaspalaste zu München eine grosse
deutsche Kunst- und kunstgewerbliche Ausstellung eröffnet, deren Bedeu-
tung sowohl für Deutschland als auch für Oesterreich in die Augen
springt, und die nicht vom Standpunkte localer Interessen, sondern von
jenem höheren Gesichtspunkte aus betrachtet werden muss, welcher heutigen
Tages bei allen Unternehmungen ähnlicher Art nothwendigerweise in den
Vordergrund treten wird. Diese Ausstellung bildet ein Glied der Kette der
Actionen, welche bestimmt sind, die einzelnen Glieder des deutschen Rei-
ches zu einem homogenen Ganzen zu verbinden. Wie im Staats- und im
Kriegswesen so sollen auch in der Kunst und in den Kunstgewerben
die Stämme, welche dem deutschen Reiche angehören, sich als ein Ganzes
fühlen, und in den Weltverkehr eintreten. Das sind die Zielpunkte, welche
gegenwärtig in Betrachtung kommen. Wir haben uns darüber nie einer
Täuschung hingegeben, und erinnern an die Worte, welche hier am 27. Oc-
tober 1870 ') mitten in den grossen Kriegsstürmen gesprochen wurden,
als das Schicksal des französischen Kaiserreiches besiegelt ward. "Die
Deutschem, so hiess es dort, nwerden in-dem Weltverkehre die Rolle wieder
aufzunehmen versuchen, die sie vor dem dreissigjährigen Kriege gespielt
haben, und die ihnen im 16. und 17. Jahrhundert entrissen wurde, durch
die Religionswirren, die Kriege Ludwig des XIV., die Entnationalisirung
der deutschen Fürstengeschlechter und des deutschen Adels im 18. Jahr-
') -Die österreichische Kunstindustrie und die heutige Weltlagen.
Museum 1870, S. 3.
1876.
Wien, Qestcrr
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