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(GurawriumJ Se. Exc. FZM. Graf Crenneville, k, k. Oberst-
kämmerer, hat sich durch Ueberbürdung mit Geschäften genöthigt ge-
sehen, Se. k. Hoheit den durchlauchtigsten Erzherzog-Protector um Ent-
hebung von dem Ehrenamte eines Curators des Museums zu bitten. Das
Museum kann nur mit tiefem Bedauern aus dieser Körperschaft ein Mit-
glied scheiden sehen, welches dem Institute stets das regste Interesse be-
thätigt hat.
(Personalveränderungen im Museum.) Durch allerhöchste Em-
schliessung vom 17. September d. J. ist der bisherige Custos am Oesterr.
Museum, Dr. A. llg, in gleicher Eigenschaft an die kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Hofes berufen worden. Der Custos extra
stalum, Dr. Fr. Lippmann, folgt einem Rufe an das königl. Museum zu
Berlin als Director des Kupferstichcabinets. Unzweifelhaft ist es für unser
Institut in hohem Grade ehrenvoll, dass in- und ausländische Kunst-
anstalten bei der Wahl ihrer Beamten das Augenmerk vorzugsweise auf
die im Oesterr. Museum geschulten Fachmänner richten, und so ungern
wir auf die fernere Mitarbeit so ausgezeichneter Kräfte verzichten, muss
es uns anderseits freuen, die Principien, nach welchen im Museum vor-
gegangen wird, auf solche Weise anerkannt und verbreitet zu sehen.
Allein diese Art der Anerkennung hat auch ihre Kehrseite. Das Oesterr.
Museum hat eine doppelte Aufgabe zu erfüllen als wissenschaftliches und
zugleich den praktischen Interessen dienendes Institut; es würde nicht,
wie andere Museen, seinem Zwecke genügen durch systematische Anord-
nung, Katalogisirung und Conservirung der Sammlungen, vielmehr muss
es sich als lebendiger Organismus erweisen, dessen verschiedene Bestand-
theile, von einem Geiste geleitet, gemeinsam den gemeinsamen Zielen
zustreben. Demzufolge musste bei der Wahl der Beamten des Museums
von Anfang an das Augenmerk auf Persönlichkeiten gerichtet werden,
welche durch Talent, Neigung und Studien für die Theilnahme an den
mannichfaltigen kunstwissenschaftlichen, didaktischen und künstlerischen
Aufgaben unserer Anstalt vorbereitet erscheinen. Wenn nun aus dem
Kreise von Männern, deren gelehrte Arbeiten und deren Lehrthätigkeit
nicht minder als ihre Verwaltung der Sammlungen und ihr Wirken zur
Förderung der Industrie der Gegenwart so wesentlich dazu beigetragen
haben, das Oesterr. Museum zu dem zu machen, was es ist, - wenn
aus dem numerisch so kleinen Kreise dieser Männer in rascher Folge
Einzelne herausgerissen werden, so sieht sich das Institut in der seine
erfolgreiche Thätigkeit bedingenden Stabilität bedroht, und je plötzlicher
die Lücken entstehen, desto schwieriger wird es, dieselben in angemessener
Weise auszufüllen.
Bis jetzt ist es gelungen, jede Störung oder Unterbrechung in den
Geschäften des Museums und im Unterricht an der Kunstgewerbeschule
zu verhüten. An Stelle des Herrn Franz Schestag hat Herr Custos
Chmelarz die Leitung der Bibliothek übernommen, für Herrn Dr. llg
ist in der Person des Herrn Dr. Hubert Janitschek ein geeigneter
Ersatz gefunden und an der Kunstgewerbeschule ist für das Winter-
semesler i876[77 Custos Bucher mit Vorträgen über die Geschichte
der Kunsttechnik eingetreten. Indessen darf man sich nicht darauf ver-
lassen, immer sofort die erforderlichen Kräfte zur Verfügung zu finden,
es muss vielmehr dafür gesorgt werden, dass Situationen, wie die im
Laufe dieses Jahres geschaffene, sich nicht wiederholen können. In Wür-
digung dieser Verhältnisse ist auch an entscheidender Stelle bereits die