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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 99)

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ist auch das Auge da, das das Diagramm sieht, und der Unterricht, der zwi- 
schen Auge und Ohr vermittelt, das ist derjenige, der mauerfest steht. Sie 
können ägyptische Geschichte in der Mittelschule gar nicht lehren, wenn Sie sie 
nicht illustriren durch Monumente. - 
Sagen Sie mir nicht, dass dies nur gelegentliche Sachen sind. Denn wohin 
Sie sich auch im ganzen weiten Gebiete der Geschichte wenden, iiberall stossen 
sie auf Punkte, auf denen Sie die Anschauung künstlerischer Dinge gar nicht 
umgehen können._Also das quillt ja nur so herauf. Für alle die individuellen 
Punkte der Geschichte, die sie beleben, die sie ganz verständlich machen wollen, 
dafür brauchen Sie die Monumente. - So lange wir freilich Universisäts-Pro- 
fessoren haben, die nicht im Stande sind, ein assyrisches Relief von einem ägyp- 
tischen Relief zu unterscheiden, so lange wissen wir von allen diesen Dingen 
gar nichts. Aber nun wächst ja eine Generation von Kunsthistorikern nach. 
Nun treibe man dazu, dass auch auf den Schulen der Anschauungsunterricht 
hauptsächlich auf Grundlage des künstlerischen gefördert werde. Es wird diesem 
Drängen nicht zu widerstehen sein. Und von England her weiss ich, dass, wenn 
dies postulirt und durchgesetzt wird, man in zehn Jahren gar nicht capiren 
wird, dass ohne Abgüsse von Münzen, ohne Porträts, ohne Diagramme von 
Bildwerken u. s. w. man jemals in germanischen Ländern gewagt hat, Ge- 
schichtsunterricht zu ertheilen. 
Professor Conzei Wir haben eben gehört, wie es sein soll. Wenn nun 
solche Lehrer da sind, wie Professor Kinkel, so wird die Wirkung allerdings 
nicht ausbleiben. Solche sind aber nicht da, und so müssen wir uns Professor 
Reber anschliessen, dass wir die ganze Sache den Schulen fern halten sollen. 
Einstweilen liegt die Pflege dieser Disciplin auf dem Boden der Universität. 
Wenn man da durchgesetzt hat, wonach man strebt, dann komme man an die 
Mittelschulen. Besseres geschieht etwas zu wenig, als es geschieht durch einen 
Lehrer, der nur irgend einem Leitfaden oder Handbuche folgt. - Es kommt 
mir fast vor, als ob die ganze Sache keiner sehr langen Besprechung mehr 
bedürfe. Gegen E gger hat sich eine Autorität, die man wohl bei der noth- 
wendigen Kürze unserer Debatten anführen darf, sehr energisch erklärt, nämlich 
Professor S cherer. Also es ist einfach den Universitäten zu überlassen, 
Lehrer zu bilden, die es verstehen, die Sache den Schulen in angemessener 
Form und in zuverlässiger Weise zuzuführen. 
Professor Woltmann: Ich ziehe mir aus den bisherigen Debatten eine 
Lehre, dass wir nicht eine von diesen Fragen getrennt von der anderen behan- 
deln dürfen, dass die Frage, in welcher Weise die Kunstgeschichte an den 
Schulen behandelt werden soll, gar nicht sich trennen lässt von der Frage, wie 
die Kuntsgeschichte an den Universitäten steht. Wir müssen eben von dem 
Momente an, wo wir die eine Aufgabe angefasst wissen wollen, auch die andere 
angreifen. _ Aus dem, was Professor Kinkel gesagt hat, habe ich auch eine Lehre 
gezogen, dass es nicht blos darauf ankommt, vom kunsthistorischen Unterrichte 
zu sprechen, sondern vom Anschauungsunterricht überhaupt. Das aber scheint 
mir unbestreitbar, dass allerdings das kunsthistorische Wissen doch mitgetheilt 
werden muss, in irgend einer Form, und ich stelle mich auf den Standpunkt der- 
jenigen, die meinen, dass der historische Unterricht zumal derjenige ist, der, wenn 
er richtig ertheilt werden soll, gar nicht ohne Kunstgesehichtliches getrieben werden 
kann. Sehen Sie die Handbücher der Geschichte an, so gewahren Sie, dass, so 
mangelhaft die Ausführung der betreffenden Partien noch ist, das Bestreben der 
Historiker bereits darauf hingeht, den Gegenstand aufzunehmen; nur die Kennt- 
niss fehlt noch. -- Wenn wir das ganze Gebiet so weit dnrchberathen haben, 
dass wir zusammenhängende Beschlüsse fassen können, so sollte eine Resolu-
	        
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