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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 99)

mit dieser Angelegenheit seit länger als einem Jahre beschäftigen, ganz klar 
geworden, dass man den Unterricht im Zeichnen und den Unterricht in der 
Kunstgeschichte durchgreifend reformiren müsse, durch alle Schulen hindurch, 
von unten nach oben hinauf. Ich will nur Folgendes sagen: Dass hier vorerst 
die Intention vorhanden ist, eine Lehrkanzel für Kunstgeschichte an allen jenen 
Hochschulen zu gründen, wo es, mehr oder minder wünschenswerth scheint, 
im Interesse der Lehrerhildung oder der Studirenden. Es sind in dem letzten 
Jahre, wie Ihnen vielleicht bekannt sein dürfte, eine Reihe von solchen Lehr- 
kanzeln geschaffen worden. ' ' 
Ein zweiter Punkt ist der, dass man in Oesterreich auf den Punkt III, 3: 
vln wie weit ist für Zeichenlehrer an öffentlichen Anstalten eine kunstge- 
schichtliche Vorbildung nöthigh- -- schon ganz bestimmte Beschlüsse gefasst 
hat, und dass gegenwärtig schon hier ein Seminar zur Heranbildung von Zeichen- 
Iehrern existirt, an welchem obligatorisch Unterricht in der Kunstgeschichte 
ertheilt wird. 
Dann in Beziehung auf den Zeichenunterricht selbst wird in diesem Augen- 
blick ein Lehrplan durchgeführt, der im vorigen Jahre berathen wurde, und 
welcher von der Volksschule ausgehend den Zeichenunterricht regulirt, und 
ferner ist zu bemerken, dass zwei hervorragende Mitglieder dieser Versammlung 
vor längerer Zeit vorn österreichischen Ministerium beauftragt sind, Lehrbücher 
zu verfassen, sowohl der Kunstgeschichte wie der architektonischen Stile. - 
Dies zur Orientirung über das, was gegenwärtig in Oesterreich vorgeht und in 
der Durchführung begriffen ist. 
Ich mache. was die Mittelschulen betrifft, darauf aufmerksam, dass wir 
darunter Realschulen und Gymnasien verstehen, und dass für gewisse Schulen 
dieser Art die Kunstgeschichte von ganz besonderer Wichtigkeit ist. Hier ist 
immer blos vom Standpunkte der Gymnasien aus gesprochen. Aber es gibt 
noch anderen Mittelschulen, für die es wichtig ist, dass nicht nur kunstge- 
schichtlicher Unterricht gegeben, sondern dass auch für den Anschauungsun- 
terricht überhaupt in vorzüglicher Weise gesorgt wird. Man muss diese Fragen 
in vollständigem Zusammenhange mit dem Civilisationsprocesse des modernen 
Europa in Betracht ziehen. Hier spielt der kunsthistorische und der Zeichen- 
unterricht eine ganz andere Rolle, als er noch in den dreissiger und vierziger 
Jahren gespielt hat. Der Zeichenunterricht heutigen Tages nimmt beiläufig in 
der Wirklichkeit jene bedeutende Stellung ein, welche ihm bereits Aristoteles 
in seiner Theorie zugewiesen hat, und der kunstgeschichtliche Unterricht ist 
heutzutage gar nicht mehr zu umgehen und namentlich in allen jenen An- 
stalten, welche es mit der Lehrer- und der Lehrerinnen-Bildung zu thun haben. 
Wir müssen - abgesehen von den idealen Gesichtspunkten der Gymnasien -- 
bei den anderen Schulen auch gewisse volkswirthschaltliche Fragen in Betracht 
ziehen, welche sich gar nicht lösen lassen, wenn nicht der kunstgeschichtliche 
Unterricht umfanglicher und methodischer ertheilt wird, als gegenwärtig geschieht. 
Es handelt sich also um eminent praktische- eminent dringliche Fragen der Ge- 
genwart. Denn wenn wir sehen, was für kolossale Fortschritte auf der Welt- 
ausstellung jene Staaten gemacht haben, wo der kunsthiitorische, der Zeichen- 
unterricht u. s. w. methodisch gegeben werden, so ist es für uns, die besonders 
mit irgend einer Regierung in Verbindung stehen, Pflicht, nicht blos im 
Interesse des Unterrichtes, sondern aus der Volkswohlfahrt diese Dinge so 
rasch wie möglich zu fördern. Aber es muss auch in der rechten Weise ge- 
schehen; denn man kann auch ungeheuer viel schaden. Und das war auch 
der Grund, weshalb diese Fragen speciell präcisirt worden sind, weil von ver- 
schiedenen Lehrern diese Fragen aufgeworfen worden sind, und es von In-
	        
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