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Wahrungssysteme zu beheben. Die Wahrungsfrage ist noch immer eine ungelöste und
wir können uns vorerst nur des Triumphes freuen. den die Civilisation durch die An?
wendung des Geldes überhaupt machte. Bei jedem Geschäfte machen wir eine ganze
Reihe von Kettenschlüssen durch; dass dies wegen seiner Schnelligkeit förmlich unbewusst
geschieht, verdanken wir ledi lich dem Gelde. Dasselbe erweist sich also hiemit als eine
Maschine, welche dem Mensc n ein unglaubliches Ersparniss an Zeit ermöglicht.
Am 2x. Januar entwarf Herr Reg-ierungsrath Prof. Exner ein farbenfrisches und
von seinen Zuhörern sehr beifallig aufgenommenes Bild von der technischen Seite des
Gewerbewesens im europäischen Norden. Dort lässt sich ebenso wie bei dem Aufsteigen
aus der Donau-Ebene zu den Alpenhöhen unter ziemlich gleichen Verhältnissen des
Klima's und der Bevölkerungsdichte eine Abnahme der Industrie vom Süden gegen Norden
wahrnehmen. Bei der Rundschau über den südlichen Theil Schwedens erwiesen die
Beispiele. welche der Vortragende grossentheils aus seinen eigenen Reiseerinnerungen
beibrachte, die überraschende industrielle Begabung des Volkes und die treffliche Ver-
werthung des reichen Rohmaterinles, welches der Norden des Landes liefert, in allen
Zweigen der Industrie. Die grösseren Stadte an den zahlreichen Wasserstrassen, wie
Stockholm, Trollhöttan, Jönköping, Norkßping u. a. m., sind eben so viele Plätze reger
Fabriksthatigkeit für Zündholzchen, Holzpapier, Mübel, alle Arten von Maschinen und
mancherlei Nahrungs- und Genussmittel. Bei der relativ sehr geringen Arbeiterzahl (bei-
spielsweise nur 600a Maschinenarbeiter) erregten die Producte Schwedens auf der Welt-
ausstellung gerechte Bewunderung und verdient die wachsende Ausbreitung derselben auf
dem Weltmarkte wegen ihrer Treßlichkeit eine um so grossere Beachtung. Angaben
über die Einfuhr und Ausfuhr Schwedens, die Charakteristik des Volkes und seines
Staatswesens ergänzten die ungemein anziehende Darstellung des Herrn Professors bis in
das Detail, so dass er sich bei der Besprechung finnischen Seenlandes auf der Ostseite
des bottnischen Meerbusens desto kürzer fassen konnte. Finnland ist in industrieller
Beziehung nur als ein losgetrenntes Glied zu betrachten und es brauchen fast alle sta-
tistischen Angaben über letzteres blos auf die Hälfte beschrankt zu werden, damit man
eine Vorstellung von der Intensität der Industrie Finnlands erhalte. Ein wesentlicher
Unterschied besteht blos darin, dass in Schweden der Culturbezirk so ziemlich durch den
Dal Elf, also den 60. Gr. nördl. Breite begrenzt wird, während jenseits des bottnischen
Busens an dem 65. Grade nach Uleaborg, die vierte Fabriksstadt des Landes, liegt. Die
Entdeckung von Goldsand in einem der Zuflüsse des Eismeeres lässt überdies der Ver-
muthung Raum, dass der Golddurst bald auch noch weiter nordwarts eine relative Civi-
lisation verpflanzen werde - also wieder eine Hoifnung, dass sich der Menschheit stets
neue Fundorte von Naturalreichthum erschliessen werden, wenn einmal die alten Statten
erschöpft sind.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat De-
cember von 26J2l, die Vorlesungen von 844 Personen besucht, zusammen 26.965.
(Neu nusgeetellty Zwei Gobelins, französische Arbeit, Eigenthum Sr. Durchl.
des Fürsten Liechtenstein; - Relief in Lanser Marmor, idas Erwachenu, ausgeführt
von J. Reitner in Wien; - Altarzeichnung aus der Schlosscapelle des Herrn Dr. V.
Russ zu Schönpriesen an der Elbe, aufgenommen von L. Theyer; - Figur des Evan-
gelisten Lucas und Relief der Auferstehung, von eben diesem Altar; 7 Vignetten, aus-
geführt in Holzschnitt von Prof. Ortwein in Graz; - Zimmermanns-Diplom, entworfen
von Prof. J. Storck, radirt von C. Hrachowina; - Mübel- und Tapetenstoße der
Manufacture de Tapisseries de Sudan, Paris; Pocnl von Silber, Hamburger Arbeit vom
J. 166g, Eigenthum des Herrn J. Brinckmann; - Becher von Bergkrystall in Form
eines Strausses, eine Schale und Kanne mit Lnpis lazuli von H. Ratzersdorfer; - eine
Schale auf Tischgestell. eine Cassette und ein Blumenhalter, Galvannplastik von Elkington,
Eigenthum des Herrn Fr. Paulik; - indische gestepptc Decke des 17. Jahrhunderts,
Eigenthum des Herrn Grafen Thurn; - Handtuch nach einem Vorbilde russischer
Hausindustrie, gestickt von Frl. Adele Necola; -- Collection sudslavischer Leinwand-
webereien und Stickereien, chinesischer und orientalischer Galanteriegegenstände, Eigene
thum des Museums. - Die für die Weihnachts-Ausstellung benutzt gewesenen Räume
sind wieder geöffnet. In dem Saale IX wird durch das Museum eine Ausstellung von
Originalnufnahmen nach Teppichen, Miniaturen, Gefässen etc. veranstaltet. Die permanente
Ausstellung moderner kunstgewerblicher Gegenstände im Saul VI wurde am 3x. Januar
wieder eroEnet.