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wandelbar jedem einzelnen Materiale innewohnen. Etwas mehr Scheu vor
Experimenten, und besonders bei Cles Scheu vor Ueberladung mit Orna-
menten wäre also jedenfalls anzurathemanderseits ist bei Tione das Streben
anzuerkennen, auch im Holze mit buntfarbigem Materiale eine gewisse Far-
benwirkung zu erzielen. - Das Filigrangeschmeide und die lntarsiamöbel
von Ampezzo sind gleich ausgezeichnet in geschmackvoller Form als
gediegener Ausführung. Dagegen lässt sich über die Schule von lmst hier
nicht viel Rühmendes sagen, da sie nur durch zwei grössere Stücke vertreten
ist und von diesen der Kasten eine ganz unglückliche Nachbildung eines
Originals im Style von Vredernan Vries oder Dietterlin zeigt. Das Streben
nach valtdeutschem Styl in tirolischem Geiste" scheint also vollständig
auf Abwege zu führen. Bei dem schön sculpirten Sopha lässt wiederum
die Tischlerarbeit viel zu wünschen übrig. - Die Ausstellung der Holz-
schnitzerei für kirchliche Arbeiten in Gröden ist auffallend ungleich-
mässig ausgefallen. Da ist ein lebensgrosser Christus, ein kleines Crucifix
und besonders eine kniende Magdalena ganz trefflich, die Passionsgruppen
nach Führich dagegen of-fenbarensehr bedenkliche Mängel in der Ueber-
tragung aus der Zeichnung in das Relief.
Von den Schulen für das Textilfach ist die von Proveis in Süd-
tirol eine würdige Tochter jener von Idria. Die schönen und sehr solid
gearbeiteten Klöppelspitzen, welche ausgestellt waren, wurden bei ihren
ausserordentlich billigen Preisen im Fluge verkauft. Auch zahlreiche
Nachbestellungen fanden statt und es ist dies ein neuer Beweis, wie die
schulgerechte Hebung irgend einer Hausindustrie ein wahrer Segen für
eine ganze Gegend werden kann. Aehnliche Verdienste wie in Proveis
der Herr Pfarrer Mitterer, hat sich in Bruneck Herr Hölzl um Förde-
rung der dortigen Spitzenklöppelei erworben, und es ist nur zu wün-
schen, es möchte auch für die Proveiser Erzeugnisse bald ein Mann
den Vertrieb der Waare, der ja nie Sache der Schule sein kann, in gleich
ausgezeichneter Weise in die Hand nehmen, wie dies für ldria Herr Stra-
mitzer in Wien gethan hat. Ein so unternehmender Wohlthäter wäre
gerade jetzt auch der Gegend von Pretau im Taufersthale ganz ausser-
ordentlich vonnöthen, wo die Frauen der Gräflich Enzenbergächen Gruben-
arbeiter sich gleichfalls recht geschickt mit Klöppelei beschäftigen, und
wo bekanntlich die Bewohner erst neulich durch Wolkenbrüche, Bergsturz
und Ueberschwernrnung in grässliches Elend gestürzt wurden. - Die
k. k. Lehrerinnen-Bildunganstalt und die Privatanstalt der
Frau Grubhofer in Innsbruck wetteiferten in reicher Beschickung der
Ausstellung, und scheinen auch beide mit Verständniss, Ausdauer und
Erfolg die vom Gesetze geforderte vgründliche Kenntniss der für den
bürgerlichen Haushalt nothwendigen weiblichen Handarbeit" bei ihren
Schülerinnen zu erzielen. - Der Vollständigkeit halber sei schliesslich
noch die Volksschule von Ziano genannt, welche durch Einsendung
einer Reihe von Zeichnungen Wenigstens anerkennenswerthes Streben do-