{Hi
läcole professionelle pratlque.
Dem Grundprincipe der katholischen Schulen entgegen, zu welchen
die Ecole Sully zählt, nimmt die Ecole professionelle pratique Schülerinnen
jeder Confession auf. Sie wurde auf Anregung mehrerer Frauen im Jahre
187i, von einigen Bewohnern des zehnten Arrondissements der Stadt Paris
gegründet, von Männern und Frauen, welche der Mehrzahl nach dem
Handels- und Gewerbestande angehörten. Der Zweck der Schule ist, den
Mädchen gewerblichen Unterricht zu ertheilen und sie zu praktischer An-
wendung des Erlernten anzuleiten, ohne dass sie den Unzukömrnlichkeiten
der Werkstätten und Ateliers ausgesetzt werden.
Das" gesammte Lehrprogramm umfasst einen allgemeinen Unterricht
von drei Jahren und neun Fachcurse, deren jeder ebenfalls drei Jahre
(das Zeichnen und Malen vier Jahre) beansprucht.
Ausser den in den vorgenannten Schulen eingeführten Unterrichts-
gegenständen, wird hier die deutsche, die englische Sprache und das Federn-
schmücken gelehrt. Die tägliche Schulzeit dauert von acht Uhr Früh bis sechs
Uhr Abends; der Unterricht der einzelnen Schülerinnen umfasst, je nach
deren Fortschritten, vier bis acht Stunden im Tage. Jede Schülerin kann
nebst einem bestimmten gewerblichen Fache auch eine fremde und die
französische Sprache, Zeichnen und Nähen lernen. Für die Handels-
schülerinnen ist die deutsche oder die englische Sprache obligat, in welcher
sie auch im zweiten und dritten Jahre die Handelscorrespondenz zu führen
haben. Diese Correspondenzen werden ihnen von Mitgliedern des Vereines
anvertraut, wogegen die Schülerinnen die Verpiiichtung übernehmen, die
Briefe zu übersetzen und zu beantworten, welche Arbeit sie auf das gründ-
lichste in die fremde Sprache und in die fremde Art der Geschäftsformen
einführt. Der Zeichenunterricht wird in drei Abtheilungen vorgenommen:
a) Zeichnen, (Köpfe, Ornamente, nach der Natur und nach Gypsabgüssem)
b) Malen, (Genre und Ausdruck) c) Malen (Blumen und Landschaften).
Der Curs a) wird von allen Schülerinnen durchgenommen, die in einen
der beiden anderen Curse eintreten wollen, in denen sie jedoch nebst
dem Malen täglich eine Stunde zeichnen müssen. In den letzten Jahren
haben die Arbeiten einiger Schülerinnen Aufnahme auf den Pariser Kunsta
ausstellungen gefunden, welchen Erfolg jedoch die Leitung der Schule in
zweite Reihe stellt, da sie nicht "enttäuschte Künstlerinnen unterge-
ordneten Ranges, sondern ausgezeichnete, talentvolle Arbeiterinnen heran-
zubilden wünscht", die geschickte, gut vorgeschulte und gut bezahlte Ge-
hilfinnen der grossen, im zehnten Arrondissement so bedeutenden Keramik-
lndustrie werden sollen.
Dem Programme des Vereines gemäss sollen die Schülerinnen nicht
zu Lehrerinnen, sondern zu Geschäftsleiterinnen, zu Vorsteherinnen und
Leiterinnen von Ateliers, zu selbständigen Arbeitsunternehrnerinnen heran-
gebildet werden.